Brockmann Suzanne
welche Projekte bei Amie gerade anstanden. Und es gab immer irgendein Projekt.
Dex kam oft vorbei. Er war Mitglied einer Organisation, die sich Anwälte der Kunst nannte und die Künstlern wie Amie kostenlosen Rechtsbeistand gewährten. Obwohl er älter war als die Männer, mit denen Nell sich in der Vergangenheit getroffen hatte, mochte sie ihn. Und als er sie vor einigen Monaten gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen würde, konnte sie keinen einzigen Grund finden, warum sie ablehnen sollte.
Ihre letzte romantische Begegnung lag schon beinahe ein Jahr zurück. Oder besser gesagt, ihre letzte nicht allzu romantische Begegnung. Das war mit Crash Hawken gewesen, einem Mann, den sie als Freund hätte akzeptieren sollen. Stattdessen hatte sie nicht lockergelassen, bis mehr zwischen ihnen passiert war. Dadurch hatte sie die Freundschaft zerstört.
Crash hatte sie nie wieder angerufen. Er hatte ihr nicht einmal eine Postkarte als Antwort auf ihre zahlreichen Briefe geschickt. Als sie einmal mit Jake telefoniert und nach Crash gefragt hatte, sagte er ihr, dass der SEAL viel Zeit außer Landes verbrächte. Jake hatte auch angedeutet, dass sie nicht darauf hoffen sollte, etwas von Crash zu hören.
Na ja. Sie hoffte nicht gerade darauf, von ihm zu hören, aber manchmal ließ sie es doch zu, dass sie von ihm träumte.
Und selbst jetzt war ihre Erinnerung an seine Küsse, die fast ein Jahr zurücklagen, stärker als die Erinnerung an Dex Lancasters Lippen, die sie vor zwei Minuten berührt hatten.
Nell schloss kurz die Augen und verbannte den Gedanken daran schnell wieder. Sie weigerte sich, ihre Zeit zu verschwenden, indem sie sich bewusst daran erinnerte. Es war schon schlimm genug, wenn ihr das aus Versehen passierte.
Sie hängte ihren Mantel auf und ging in die Küche, um sich eine Tasse Tee zu machen.
Wenn sie das nächste Mal mit Dex ausging, würde sie ihn hineinbitten. Sie hatte vorhin falsch gelegen. Es war an der Zeit. Es war sogar höchste Zeit, die alten Geister zu vertreiben.
Das Telefon klingelte, und sie sah auf die Uhr an der Mikrowelle. Es war elf Uhr. Das musste Amie sein, die etwas Dringendes vergessen hatte. Etwas, das sie morgen früh als Erstes erledigen sollte.
„Hallo?“
„Gott sei Dank, dass du daheim bist!“ Es war Amie. „Schalt sofort den Fernseher an!“
Nell drückte auf den Einschaltknopf des kleinen Schwarz-Weiß-Fernsehers, der in ihrer Küche stand. „Welcher Kanal? Gibt es einen Bericht über das Theater?“
„Kanal Vier. Es geht nicht ums Theater, Nell. Es hat was mit dem Mann zu tun, für den du mal gearbeitet hast – diesem Admiral Robinson.“
„Auf … auf Kanal Vier kommt gerade Werbung.“
„Sie haben eine Vorschau gebracht“, Amie ahmte einen Nachrichtensprecher nach. „‚Und gleich um Punkt elf.‘ Er sagte etwas von einem Attentat …“
„Wie bitte?“ Die Werbung war vorüber. „Warte. Jetzt geht es los.“
Der Vorspann schien ewig zu dauern, bis irgendwann ein Nachrichtensprecher ernst in die Kamera blickte. „Unsere Topstory heute Abend: Ein Sprecher der Navy hat bestätigt, dass es auf dem Anwesen des US Navy Admirals Jacob Robinson vor drei Tagen zu einem Feuergefecht gekommen ist. Admiral Robinson soll dabei schwer verletzt worden sein. Es soll vier oder fünf Todesopfer gegeben haben. Die Männer sollen alle Mitglieder des Sicherheitsteams des Admirals gewesen sein. Wir schalten jetzt live zu Holly Mathers am Krankenhaus.“
Nell konnte kaum atmen. Ein Feuergefecht. Auf der Farm?
Das Bild wechselte und zeigte jetzt eine offensichtlich frierende junge Frau, die vor einem hell erleuchteten Gebäude in der Innenstadt stand. „Vielen Dank, Chuck. Ich stehe hier direkt vor dem Northside Hospital. Gerade im Moment wurden weitere Einzelheiten bekannt gegeben. Die erste und tragischste Neuigkeit ist, dass Jake Robinson nicht überlebt hat. Ich wiederhole: Der US Navy Admiral ist vor etwa einer Stunde seinen Schussverletzungen erlegen.“
„Oh Gott.“ Nell tastete, ohne zu gucken, hinter sich nach einem Stuhl. Als sie keinen finden konnte, ließ sie sich einfach auf den Küchenfußboden sinken. Jake war tot. Wie war das möglich?
„Ein Sprecher der Navy sagte, dass der vermeintliche Attentäter sich ebenfalls hier im Northside Hospital in Gewahrsam befindet und wegen einer Schussverletzung am Arm behandelt wird. Der Name des Mannes wurde bisher nicht bekannt gegeben. Genauso wenig wie die Namen der Männer – offenbar Navy SEALs –, die ihr
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