Brockmann Suzanne
Sherman erpresst wurde – wahrscheinlich, seit er den Sitz im Senat innehat, mit Sicherheit aber seit Jakes und Daisys Hochzeit. Ich könnte wetten, dass er sich, als die ganze Sache aufzufliegen drohte, daran erinnerte, dass sein alter Kumpel Dex die Augen nicht von dir lassen konnte und …“
„Mach mal halblang. Willst du etwa sagen, dass Dexter irgendwie in den Mord an Jake involviert war?“ Nell wurde ganz schwindelig.
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das will ich damit nicht sagen. Er war zumindest nicht wissentlich beteiligt. Aber ich denke, wenn du Lancaster offen fragen würdest, dann würde er zugeben, dass Garvin ihn gedrängt hat, dich anzurufen. Außerdem würdest du wahrscheinlich herausfinden, dass es Garvins Idee war, dich dazu zu bringen, für Amie und das Theater zu arbeiten. Und dann wärst du wahrscheinlich wenig überrascht zu hören, dass das Theater kurz zuvor erst eine private Spende erhalten hatte, die es Amie erlaubte eine persönliche Assistentin einzustellen. Wenn du möchtest, hole ich meinen Laptop und zeige dir die Kontoauszüge, auf denen der Name des Wohltäters auftaucht. Rat mal, wer? Mark Garvin.“
„Aber … warum?“ Sie verstand gar nichts mehr.
„Ich denke, Garvin war wahrscheinlich gut genug informiert, um erfahren zu haben, dass ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden war. Er wusste wahrscheinlich von der Aussage, die Kims Frau gemacht hatte. Und er hatte wahrscheinlich gehört, dass Jake die Untersuchung leiten würde. Die Tatsache, dass er persönlich für einen Bürgerkrieg verantwortlich war, hätte ihn im Wahlkampf Kopf und Kragen gekostet. Und dann war da ja auch noch die Sache, mit der Sherman ihn erpresste. Er hatte viel zu verlieren.“
Nell nickte langsam.
„Garvin wollte sich wahrscheinlich in alle Richtungen absichern, indem er dich im Auge behielt“, fuhr Crash fort. „Er hat wahrscheinlich vermutet, dass zwischen uns beiden etwas lief und gehofft, dass er über dich auch irgendwie an Informationen über mich herankäme.“
„Da muss er aber enttäuscht gewesen sein.“
„Er ging davon aus, dass ich die größte Bedrohung darstellen würde, wenn er Jake töten wollte. Zu Recht. Nur bei einer Sache bin ich mir noch nicht sicher: ob er wusste, dass ich Teil der Gray Group war und für Jake gearbeitet habe. Und wenn er es wusste – dann woher?“
„Ich habe niemals etwas zu jemandem gesagt, Billy. Das schwöre ich dir. So etwas würde ich nicht tun.“
„Das weiß ich doch.“
Er schwieg für eine kurze Zeit, doch dann sah er sie wieder an und sagte: „Das alles zusammen lässt Garvin sehr verdächtig wirken. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich einverstanden erklärt hat, mich zu treffen. Ich weiß zwar noch nicht, welches Druckmittel er benutzt hat, um Captain Lovett für seine Zwecke einzuspannen, aber das werde ich vielleicht nie erfahren.“
„Du wirst es sicher nicht erfahren, wenn du Garvin tötest“, erwiderte Nell hitzig. „Dann wirst du auch nie ein Geständnis von ihm bekommen, und möglicherweise niemals den Beweis finden, mit dem du dich selbst entlasten kannst.“
Er sah sie nachdenklich an. „Selbst wenn ich von allen Anklagepunkten freigesprochen werde – mein Name ist für immer ruiniert. Über mir wird immer der Schatten eines Verdachts hängen. Was wusste Hawken wirklich? Warum hat er die Mörder in das Haus des Admirals gelassen?“ Er lachte freudlos. „Und die Wahrheit ist, ich bin zumindest teilweise tatsächlich für Jakes Tod verantwortlich.“
Nell traute ihren Ohren nicht.
„Aber das ist alles gleichgültig“, fuhr er fort, bevor sie etwas erwidern konnte. „Garvin wird hier heute Abend persönlich auftauchen. Er wird es nicht riskieren, dass ich entkomme und ihn zur Zielscheibe mache. Besonders nicht, da ich ihn habe glauben lassen, dass mir das ein Vergnügen wäre. Und außerdem“, fügte er hinzu, „weiß er, dass ich nicht viel zu verlieren habe.“
Das meinte er ernst. Er war der festen Überzeugung, dass ihm nach allem, was er durchgemacht hatte, nicht mehr viel geblieben war.
„Wenn ich mich bereit erkläre, in das Haus dieses SEALs zu gehen – wie hieß er gleich wieder – McCoy –, dann musst du mir versprechen, dass du vorsichtig bist.“
„Ich werde vorsichtig sein“, sagte er. „Aber …“
Sie sah ihn ungläubig an. „Was ‚aber‘? Wie kannst du denn nur ein Versprechen, vorsichtig zu sein, mit einem ‚aber‘ beenden?“
Er war nicht im Entferntesten
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