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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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bekommen. Dafür haben wir ihr Zimmer ausgeräumt.»
    «Das verstehe ich», sagte Rauser. «Haben Sie irgendwas von Fatus Sachen behalten?»
    «Wir haben eine Kiste», sagte Tomah. «Mehr ist uns nicht geblieben. Bloß eine Kiste.»

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    26
    W ir verließen Clarkston mit einem Foto von Fatu Doe, das die untröstliche Mutter Rauser nur widerwillig anvertraut hatte. Auf dem Bild lächelte sie, ihre braunen Augen strahlten. Ich sah die hohen Wangenknochen, die sie von ihrer Mutter geerbt haben musste und die durch die brutalen Schläge unkenntlich gemacht worden waren. Ich wusste nicht, wie Rauser mit der Trauer von Angehörigen tagtäglich klarkam. Das FBI und meine Position in der Abteilung für Verhaltensanalyse hatten mich die meiste Zeit gegen die Angehörigen abgeschirmt. Normalerweise hatte ich mit anderen Polizeibehörden zusammengearbeitet. Ich hatte mehr als genug Tatorte gesehen. Ich hatte mehr als genug Killer kennengelernt und alles über ihren grauenhaften Umgang mit ihren Opfern gelernt. Aber mit den Wunden der Lebenden hatte ich nichts zu tun haben wollen. Diese Art von Unglück war mir aus persönlicher Erfahrung nur allzu vertraut.
    Bei den Does in der Küche hatten wir viel über ihre Tochter erfahren. Sie war impulsiv gewesen, dickköpfig. Sie hatte sich schöne Dinge gewünscht. Sie hatte ein Verhältnis mit einem Mann gehabt, der sie gestalkt hatte, möglicherweise geschlagen, der sie nicht gehen lassen wollte. Und sie war bereit gewesen, einen gewissen Kontakt mit ihrem Stalker aufrechtzuerhalten. Ich dachte an Tomah Doe, an das, was sie über die Schwäche ihrer Tochter für die Verlockungen des Geldes erzählt hatte. Fatu wollte neu anfangen. Sie hatte Hilfe von einer Entzugsklinik erhalten, gegen eine Meth-Sucht angekämpft. Aber Sucht hat viel mit Scham zu tun. Sie raubt dir deine Selbstachtung. Fatu hatte ihren Körper verkauft, um die Drogen bezahlen zu können. Wenn du wieder clean bist oder trocken, nimmt dir das nicht das Gefühl, nur etwas vorzuspiegeln. Denn so leben Süchtige. Wir geben vor, dass wir voll da sind, dass wir clean oder trocken sind, dass es uns gut geht, obwohl es uns an den meisten Tagen alles andere als gut geht. Wir tarnen uns. Wir lügen. Die Sucht bleibt selbst dann noch bei dir, wenn du meinst, von ihr weggekrochen zu sein. Ein cleverer Täter könnte sich das zunutze machen.
    Fatus Eltern hatten uns eine Kiste gebracht, mit rotem Klebeband verschlossen. Rauser hatte die Sachen der jungen Frau behutsam durchgesehen, mit Respekt. Für Außenstehende hatte der Inhalt natürlich nicht die Bedeutung, die er für die Does hatte. Zwei selbstgebastelte Leder- und Perlenarmbänder, ein Paar silberne Ohrringe. Eine To-do-Liste – Führerschein, Bankkonto eröffnen – und eine halb fertige Bewerbung bei einem Baumarkt, ein auf einen Briefumschlag gekritzeltes Gedicht, eine Broschüre von Peachtree-Ford mit Tipps für die Zeit nach dem Entzug.
    Wir fuhren in Richtung Stone Mountain Village, waren erst wenige Meilen von dem Haus in Clarkston entfernt und überlegten uns Szenarien. Fatus Mörder hatte gewusst, dass sie süchtig war. Vielleicht war er sogar ein Freier gewesen. Angesichts ihrer Lebensumstände war es ein Leichtes für ihn gewesen, sie kleinzumachen. Er hatte versucht, sie emotional zu isolieren. Ich bin der Einzige, der dich liebt. Als er erkannte, dass sie sich von ihm nur materielle Vorteile versprochen hatte, kochte seine Wut hoch. Vielleicht hatte sie ihn nach dem Streit mit ihren Eltern angerufen. Er hatte sie überredet, sich mit ihm zu treffen, hatte sie dann zusammengeschlagen, vergewaltigt und erschossen. Vielleicht war das Geschenkband, ganz gleich, welche Bedeutung es zuvor für ihn gehabt hatte, eine Art Symbol für seinen Triumph über Ablehnung. Im Tod gehörte sie ihm.
    «Vermutlich hat er die ganze Zeit geplant, sie zu töten», sagte Rauser. «Sobald sie nicht mehr wollte, wie er wollte. Wie du gesagt hast: Er versucht, sie zu isolieren. Sie hatte keine Freunde außer den neuen im Suchtzentrum. Und an denen sind wir dran.» Er kramte nach seinen Nikotinkaugummis. «Mal angenommen, dieser Typ ist in einer Einrichtung, in der zufällig auch deine Cousine behandelt wird, er verguckt sich in sie, fühlt sich von ihr zurückgewiesen. Später lernt er Fatu kennen. Vielleicht erinnert sie ihn an Miki. Die Narben an ihren Armen? Dann hat irgendwas an dem Jungen und dem alten Mann bei ihm was ausgelöst. Inzwischen hat er schon

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