Broken (German Edition)
kräftig.
«Ich denke, ich nehme diesmal einen Burger», sagte Rauser.
Bob zerdrückte die Zigarette mit seinem Absatz, öffnete die Tür zum Imbisswagen und stieg die klappbaren Metallstufen hinauf. Sobald er drin war, zog er die Tür hinter sich zu.
«Machen Sie die selbst, Bob?» Rauser blieb im Plauderton.
«Jeden Morgen.» Bob öffnete eine große Kühlbox, die Sorte, die Eisverkäufer verwenden. Er holte einen in Papier eingepackten Hamburgerrohling heraus und warf ihn auf den Grill. Es zischte.
«Es ist bestimmt nicht leicht, davon zu leben», sagte Rauser, als sein Hamburger fertig war. «Da müssen Sie doch sicher auf etlichen Veranstaltungen dabei sein.» Er tat jede Menge eingelegte Jalapeños und Senf auf den Burger und aß, während Bob geschlagene fünf Minuten lang damit protzte, wie erfolgreich er doch war. Das Imbissgeschäft war eine krisensichere Branche, behauptete er. Er besaß zwei Imbisswagen und zusätzlich zwei Imbissläden in Einkaufszentren und war auf Veranstaltungen überall im Großraum Atlanta zu finden.
Rauser vernichtete seinen Burger mit etwa fünf Bissen. Er aß wie ein Cop – schnell, zwischendurch, weil er sich nie sicher sein konnte, wann er wieder Zeit für eine Mahlzeit haben würde. Er zerknüllte die Serviette und das Burger-Schälchen und warf alles in einen Abfallbehälter. «Hey, Schatz, mach doch mal ein Foto von mir und Bob, bevor er zu reich und berühmt geworden ist, um sich noch für so was herzugeben. Sind Sie wohl so nett, Bob?»
Crammer kam aus seinem Wagen und wischte sich die Hände an der Imbissschürze ab. Rauser legte einen Arm um ihn. Ich trat zurück, um alles aufs Bild zu bekommen: Bob vom Kopf bis zu den dick besohlten Schuhen, den Imbisswagen, das Logo. Robert Crammer war ein massiger, kräftiger Mann. Die Opfer waren ihm alle körperlich unterlegen – jung, alt, weiblich. Ausschlaggebend für den Mörder bei der Auswahl seiner Opfer waren also nicht nur die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse und das Ausleben von Phantasien, sondern auch praktische Erwägungen. Er wollte in der Lage sein, sie körperlich zu dominieren.
Ich hielt meine Handykamera vor mich und betrachtete die beiden im Display. Rauser machte genau in dem Moment Schielaugen, als der winzige Verschluss auf- und zuging. Das Foto würden Rausers Detectives später nicht nur vergrößern und im ganzen Präsidium herumgehen lassen, um ihn zu ärgern, nein, sie würden es auch an das Pinnbrett mit den Verdächtigen hängen. Die Version ohne Rauser würde zusammen mit dem Führerscheinfoto, das Williams auf Rausers Handy geschickt hatte, allen möglichen Leuten gezeigt werden: Balasco, der Familie Kelly und deren Nachbarn, jedem in der betreuten Seniorenwohnanlage, den Ehrenamtlichen vom Fahrdienst, Taxifahrern, der Familie Delgado und ihren Nachbarn, dem Personal im Majestic Diner und dem Baumarkt in Midtown. Ich schickte beide Fotos an Mikis neue Nummer, ehe wir wieder am Auto waren.
Mein Handy klingelte. Neils Name erschien. «Du bist wach», sagte ich. «Wie fühlst du dich?»
«Was ist passiert, Keye? Die haben mir eine Kugel aus dem Bein geholt.»
«Ich erkläre dir alles. Ich bin gleich bei dir.»
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29
I ch fand Neils Zimmer, und als ich einen Blick durch die Scheibe in der Tür warf, sah ich eine Frau, die sich über ihn gebeugt hatte und ihre Lippen auf seine drückte. Frauen hatten eine Schwäche für Neil. Er hatte so etwas flippig, gammelig Jungenhaftes an sich – etwas, das die Botschaft vermittelte, er wäre wahrscheinlich genial und brauchte Spritgeld, was ein Witz war. Ich glaube, Neil verdient mehr als ich. Und das für weniger Arbeit. Aber das alles zusammen lockte anscheinend Frauen mit einem Hang zur Fürsorge an. Hübsche offensichtlich. Ich wartete draußen, bis sich die Tür öffnete. Ich schaute der Besucherin nach, wie sie den Korridor hinunterging, eine mädchenhafte junge Frau mit einer Schleife im rotblonden Haar.
«Hey, da hat einer wohl eine gute Versicherung.» Ich stellte Blumen aus dem Krankenhausladen auf die Fensterbank. «Hübsche Bude.» Ich rückte einen Stuhl an sein Bett. «Wer ist die Blondine?»
«Tammy. Cathy ist auf dem Weg hierher. Sie haben vergessen, dass sie sauer auf mich waren.»
«Haben alle deine Freundinnen so niedliche Namen? Wann kreuzen Misty, Mandy und Sandi hier auf?»
«Keye, was zum Teufel ist heute passiert?»
Ich erzählte ihm von dem Anruf und dass ich in meinem Wagen gesessen und mir
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