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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Whiskey-Glas, drei Finger breit, und legte mich aufs Sofa. Ich erzählte ihm von Mutters Probevideo für die Kochshow, und wir lachten über unsere Eltern, wie wir es schon immer hinter ihrem Rücken getan hatten. White Trash kam zu mir aufs Sofa. Sie war richtig bedürftig. In den letzten Tagen war ich häufiger als sonst weg gewesen.
    «Paul ist eine Beförderung angeboten worden.» Jimmy teilte mir seine Neuigkeit mit, sobald ich fertig war. «Wenn er sie annimmt, würden wir zurück in den Süden ziehen.»
    «Nach Atlanta?» Ein Hauch Sonnenschein erhellte meine triste Stimmung.
    «Sein Büro wäre in der Stadt. Aber ich glaube, ich würde lieber außerhalb was suchen.»
    «Das ist ja phantastisch! Bitte sag mir, dass er zusagt. Gott, ich fänd’s toll, wenn ich euch zwei in der Nähe hätte.» Jimmys Schweigen fühlte sich an, als käme es durch einen Lautsprecher. «Du willst nicht wieder herkommen», sagte ich.
    Mein Bruder sieht unsere Herkunft nicht so romantisch wie ich. Die Straßen hier waren zu eng für einen Jungen mit schwarzer Hautfarbe und ungeklärter Herkunft. Die feuchte Luft, die Hartriegelbüsche und Kirschblüten und Brombeersträucher – das alles barg in Jimmys Augen ein rassistisches Herz. Wie hatte ich ihn in den letzten Jahren doch bekniet, aus Seattle zurückzukommen. Er hatte Georgia gleich nach der Highschool verlassen und mit einem Stipendium in Stanford studiert. Sein Freund Paul, ein Mann mit kupferrotem Haar, stammte aus Missouri, guckte gern Sport am Wochenende und sang auf Partys nach ein paar Bierchen gern zur Gitarre.
    «Ich beiße in den sauren Apfel und komme mit, wenn er die Stelle annehmen möchte», sagte Jimmy.
    «Die Welt hier hat sich verändert, Jimmy. Sie ist nicht mehr zu vergleichen mit der in unserer Kindheit.»
    «Und das weißt du, weil du schwarz bist, männlich und homosexuell? Ich glaube nicht, dass du das verstehst, Keye. Neulich hat unsere Mutter mir eröffnet, dass von meinen leiblichen Eltern einer entweder weiß oder afghanisch oder sonst was gewesen sein muss. Weil ich nämlich helle Augen habe. Sie war ganz aus dem Häuschen, als sie mir das erzählt hat. Sie hat sich Fotos im Internet angesehen. Ist das zu fassen? Unsere Mutter googelt Sachen wie ‹Schwarze mit hellen Augen›. Du spürst die Untertöne nicht so wie ich. Für dich ist es anders. Bei dir haben alle immer geglaubt, dass du Wissenschaftlerin werden würdest oder so. Und ich würde irgendwann meine Frau schlagen und im Knast landen.»
    «Kannst du das vielleicht mal den Sicherheitsleuten am Flughafen verklickern? Wenn ich ein Flugzeug besteigen muss, kann ich mich nämlich drauf verlassen, dass ich vorher ausgiebig befummelt werde. Und du solltest mal sehen, wie ich angeglotzt werde, wenn ich irgendwo in der Pampa einen Auftrag habe. Ich hab’s auch nicht immer leicht, Jimmy.»
    «Du bist die totale Superheldin, Keye.»
    «Versetz dich ruhig mal in meine Lage, Bruderherz.»
    Er lachte. Wir schwiegen einen Moment. «Wir leben seit neun Jahren hier», sagte er leise. «Unsere Freunde sind hier. Es ist keine leichte Entscheidung. Auf der Plusseite steht, dass du da bist, und du fehlst mir wahnsinnig. Paul und ich möchten, dass unser Kind regelmäßig Kontakt zu dir hat.»
    Ich setzte mich auf. «Kind?»
    «Wir haben uns bei einer Agentur angemeldet, die für uns eine Leihmutter suchen soll.»
    «Das ist ja wunderbar! Du wirst einen tollen Vater abgeben.»
    «Es wird eine Weile dauern. Der Anruf könnte morgen kommen oder erst in ein, zwei Jahren. Aber wir wollen beide Kinder.»
    Ich lachte. Ich schaffte es kaum, für meine Katze zu sorgen. Gott sei Dank hatte ich nie Kinder gewollt. Eine Nichte dagegen könnte mir richtig Spaß machen. Als wir klein waren, hatte ich meinem Bruder eingeredet, die Augen würden beim Schielen die Höhlen tauschen. Er hatte lange vor dem Spiegel gestanden, um es hinzukriegen. Beeinflussbare kleine Köpfe. Sehr vergnüglich. «Was passiert, wenn der Anruf kommt?»
    «Wir nehmen den nächsten Flieger, lernen die Mutter kennen, egal, wo sie lebt, verbringen Zeit mit ihr, um zu sehen, ob das mit uns passt.»
    «Das ist die beste Nachricht des Jahres. Ich freue mich für euch. Wann klärt sich das mit Pauls Job?»
    «Er hat sich noch nicht entschieden. Also nicht drängeln, okay? Leg jetzt bloß nicht auf und ruf ihn an.»
    «Ich und drängeln?»
    Jimmy lachte. «Es wäre eine dicke Beförderung, Keye. Und wesentlich mehr Geld. Finanziell macht es Sinn. Zumal wir

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