Broken (German Edition)
wollte ihn überraschen, ihm keine Möglichkeit geben, sich etwas zurechtzulegen. Doch wie es aussah, würde ich nicht reinkommen, wenn ich nicht die Schranke durchbrechen und meinen momentan makellosen Impala verbeulen wollte.
Neil tippte die Nummer ein, die Miki uns gegeben hatte. Die Sonne brannte auf uns herab. Er reichte mir das Handy. «Mr. Tilison, mein Name ist Keye Street. Ich würde gern mit Ihnen über Miki Ashton sprechen.»
«Über Miki? Was ist denn mit Miki?»
Ich erkannte seine einschmeichelnde Countrysängerstimme. Ich hatte sie in Fernsehinterviews gehört. «Ich bin am Wachhäuschen. Würden Sie den Sicherheitsmann bitte anweisen, das Tor zu öffnen?»
Der Anruf kam eine halbe Minute später, die Schranke hob sich, und wir fuhren hinein in Cashs Multimillionärsnachbarschaft – eine harmonische Verbindung aus altem Süden und neuem Geld, mit über zehntausend Quadratmeter großen Grundstücken, Trauerweiden, die sich über Gartenbrücken und Koi-Teiche neigten, gigantischen Häusern am Ufer des Lake Lanier. Das alles in einer Preisklasse, die für mich absolut unerschwinglich war.
Wir fanden die Adresse und bogen in eine lange Zufahrt. Die Antenne meines alten Cabrios kitzelte eine Reihe von Kreppmyrten, und die Blüten rieselten wie lavendelfarbene Schneeflocken auf uns herab. Tilisons Kalksteinvilla mit dem Wasser dahinter schimmerte, als wäre sie das Ende des Regenbogens.
Ich hielt in der kreisrunden Auffahrt vor dem Haus. Wir stiegen beide aus. Ich warf einen Blick auf meinen Wagen und fand, dass er sich richtig gut in dieser Umgebung machte. Mein 69er Impala war in bestem Zustand, dank meines Dads, der ihn nach einer Pechsträhne im letzten Jahr – eine Serienmörderin mit einem Radbolzenschlüssel und die wütende Empfängerin einer Vorladung mit einer Achtunddreißiger – wieder zusammengeflickt hatte. Mein Dad betont gern, dass ich Autos nüchtern leider Gottes ebenso schlecht behandele, wie ich es als praktizierende Trinkerin getan hab. Danke, Dad. Wieso erinnern die Leute einen so gern an die Vergangenheit? Und mit «Leute» meine ich Eltern. Sie vergessen nie. Egal, ob du dich vom Alkohol befreit hast, von den Zeugen Jehovas, von einer Schwäche für Typen mit Ballknebeln oder ob du mal eine vorübergehende Geschlechtsidentitätsstörung hattest, deine Eltern halten es dir irgendwann wieder vor. Und bei jeder noch so kleinen Gelegenheit binden sie es jedem auf die Nase, den du zum Essen mitgebracht hast.
Cash Tilison trug Westernstiefel, Bluejeans und ein T-Shirt, das sich hauteng an seinen Bizeps und die aufgepumpten Brustmuskeln schmiegte. Volles, rötlich braunes Haar, braune Augen, breitschultrig und groß. Wow. Genau mein Typ. Mal abgesehen von der Stalker-Sache. Und der Miki-Sache. Und der Rauser-Sache natürlich. Aber, man wird ja wohl noch gucken dürfen, oder? Neil stieß mich mit dem Ellbogen an. Ich glaube, mein Unterkiefer war ein bisschen heruntergeklappt.
«Cash Tilison.» Er streckte mir eine Hand hin, dann Neil. Ich stellte die beiden einander vor. «Es geht Miki doch hoffentlich gut?»
«Am Donnerstagabend wurde in ihrem Haus eingebrochen», sagte ich.
Er erschrak. «O nein. Ist ihr was passiert?» Er führte uns einen Weg entlang, der sich ums Haus wand. Ich sah einen terrassierten Steingarten, einen Teich, eine Brücke, eine geflieste Veranda mit Natursteinbar, passend zum Haus. Eine bestens ausgestattete Freiluftküche.
«Nein.»
«Gott sei Dank.» Wir gingen Steinstufen hoch auf die Veranda. Er deutete auf die Stühle, und wir nahmen Platz. «Also, wie kann ich helfen? Wieso hat Miki nicht selbst angerufen? Woher kennen Sie sie?»
«Wo waren Sie Donnerstagabend, Mr. Tilison?»
«Wo ich war?» Er blickte verwirrt. «Wer sind Sie noch mal?»
«Mein Name ist Keye Street. Ich bin Privatdetektivin.» Ich wollte ihm nicht sagen, dass Miki meine Cousine war. Ich wollte nichts preisgeben, was ein Stalker später verwenden könnte.
«Miki hat eine Detektivin engagiert, die rausfinden soll, wer bei ihr eingebrochen hat?»
«Was sagten Sie noch gleich, wo Sie Donnerstagabend waren?»
«Sie glauben, ich hab bei ihr eingebrochen?» Er lachte. «Mann, das ist echt krass! Wieso in aller Welt sollte ich so was machen? Erstens, ich muss keine Häuser ausrauben, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mir geht’s ganz gut, wie Sie sehen können.» Er deutete auf das Riesenhaus, das wir nur von außen gesehen hatten. «Zweitens, ich hab einen Schlüssel.»
Er
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