Broken (German Edition)

hat unglaublich viel um die Ohren. Und ich musste diesen Job im Norden wirklich annehmen.»
    «Na, immerhin ist seine Arbeit wichtig.»
    «Und schon wieder ein Jahr Therapie für die Katz.»
    Mutter lachte gekünstelt. «Ach, hör auf! So empfindlich bist du nicht, Keye. Und musst du ihn immer Rauser nennen? Wieso kannst du ihn nicht beim Vornamen nennen? Ich sag dir, warum. Weil Rauser unpersönlich ist. Genau wie Dan gesagt hat. Du hast ein Problem mit Nähe.» Zack. Ein Punkt für sie – Dan, Exmann, heikles Thema. Problem mit Nähe – Volltreffer.
    «Ich hatte gute Vorbilder», sagte ich mit einer Verbitterung in der Stimme, die mich selbst überraschte.
    «Was soll das denn heißen?» Jetzt fuhr Mutter aus der Haut. «Und du fragst dich, warum Beziehungen schwierig sind! Vielleicht solltest du da rüber mal in der Therapie reden statt über deine Eltern, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet haben, um für dich und deinen Bruder zu sorgen.»
    «Okay, egal, war ein nettes Gespräch. Hör mal, Mutter, ich wollte fragen, ob du dich ein bisschen um Miki und White Trash kümmern kannst? Miki ist bei mir in der Wohnung, und ich bin in ein paar Tagen wieder da. Rufst du einfach mal da an und vergewisserst dich, ob sie meine Katze gut versorgt? Und falls nicht, würdest du das übernehmen?»
    «Was ist denn mit Miki? Ich hab doch vorgestern noch mit ihr gesprochen.»
    «Bei ihr wurde eingebrochen. Sie ist ein bisschen nervös. Sie wohnt bei mir, solange ich weg bin.»
    «Mein Gott. Ist sie verletzt? Was ist passiert?»
    «Es geht ihr gut. Und nein, sie ist nicht verletzt. Vielleicht solltest du sie anrufen», schlug ich vor.
    «Ich lade sie zu unserer Grillparty ein. Ich mache Salsa aus Augenbohnen und gerösteten Poblanos, Limabohnenhummus, Tomaten-Aubergine-Bruschetta mit Artischockenpesto, und wir grillen Pizza und belegen sie dick mit Rucola und Feta.» Emily Street war Autodidaktin, aber sie konnte kochen wie eine Weltmeisterin. Wenn sie neue Rezepte ausprobierte, standen die Leute vor der Haustür Schlange.
    Ihre Stimme wurde zuckrig und verträumt. «Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welche von deinen Lieblingsnachspeisen ich machen soll. Pfirsichempanadas mit selbst gemachtem Crème-fraîche-Eis oder Roten Samtkuchen.»
    Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Erstens, wir im Süden verstehen was vom Pfirsichanbau. Unsere Pfirsiche sind fleischig und süß, und wenn ihr Saft dann den Teig durchtränkt – das ist so köstlich, man könnte sich geradezu reinsetzen. Und Roter Samtkuchen, tja, wenn der genau richtig gemacht wird, dann ist er eine Südstaatendelikatesse. Er gehörte zu jedem Picknick und jedem Familienfest meiner Kindheit dazu. Natürlich musste meine Mutter allem ihre ganz persönliche Note verpassen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Pfirsichtorte auf dem karierten Tischtuch zu einem Teller mit köstlichen Empanadas. Der Rote Samtkuchen wird in handgroßen Stücken serviert, mit Vanillecreme, die zwischen den Schichten herausquillt.
    «Gott. Das klingt himmlisch.»
    Die Tür quietschte wieder. «Howard, weißt du was? Deine Tochter hat soeben den Namen des Herrn missbraucht.»
    «Bye, Mom. Hab dich lieb.»
    «Keye, Moment noch.» Wieder die Fliegentür. «Ich hab eine Neuigkeit, und ich möchte, dass du sie von mir erfährst.»
    Ich wappnete mich.
    «Ich hab für den Kochsender an einem Videorezeptwettbewerb teilgenommen, und meins hat gewonnen.»
    «Das ist ja phantastisch. Was hast du gewonnen?»
    «Die Chance, ein Probevideo für meine eigene Kochsendung einzureichen. Miki kennt Leute beim Fernsehen, die mir dabei helfen können. Meine eigene Kochsendung, Schätzchen!»
    «Du bewirbst dich für eine Fernsehsendung?»
    «Ist das nicht wunderbar? Vielleicht muss ich sogar nach Hollywood.»
    «Werden da Kochsendungen gemacht?»
    «Okay, dann vielleicht nach New York. Oder was weiß ich, wohin.» Ihre Stimme senkte sich bis knapp über Flüsterton. «Aber dein Vater will mich nicht unterstützen. Ehrlich gesagt, Keye, wir entwickeln uns in verschiedene Richtungen.»
    «Was? Das klingt doch, als würdet ihr euch in genau dieselbe Richtung entwickeln. Ihr fangt beide eine zweite Karriere an und findet Dinge, die euch befriedigen. Das machen viele Paare, Mom. Dad war schon immer dafür, dass du das machst, was dich interessiert.» Eigentlich war er vor allem dafür, dass sie zu tun hatte und ihn in Ruhe ließ, aber das sagte ich lieber nicht.
    «Vielleicht hast du recht, Schätzchen. Aber