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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Zaun. Wir sind dicht dran.»
    «Das heißt, Mrs. Stargells Haus ist bloß ein Stück die Straße hoch.»
    «Oooch. Fehlt sie dir? Soll ich dich bei ihr vorbeibringen? Sie kann dir Geschichten erzählen und dir dabei über den Kopf streicheln.»
    «Du bist bloß neidisch, weil sie dich nicht leiden konnte.»
    «Weil ich Chinesin bin. Geht dir das nicht auch irgendwie gegen den Strich?»
    «Eigentlich nicht. Der Kuchen war unschlagbar.» Wir gingen weiter, in den Ohren das Sirren der Zikaden, das Knirschen von Sand und Steinen unter unseren Füßen. Ich hörte Frösche und erinnerte mich, dass auf dem Grundstück ein See war.
    «Was soll das eigentlich mit den doppelten Vornamen?», fragte Neil aus heiterem Himmel. «Joe Ray. Mary Kate. Muss so eine Südstaatenkiste sein. Billy Ray. Bobby Joe. Wally Bubba. Bubba Bubba. Ich finde, wir sollten das auch machen. Wie ist dein zweiter Vorname?»
    «Vergiss es.»
    «Hast du etwa keinen?» Neil leuchtete mir mit seiner Stiftlampe ins Gesicht. «Los, sag. Was ist schon dabei? Du kennst meinen.»
    «Mach das Ding aus. Außerdem bist du fein raus, weil deiner David ist. Neil David Donovan. Weißer geht’s wohl kaum.»
    «Du kannst mich Bobby Jane nennen, wenn du dich dann besser fühlst. Na los. Ich verspreche, ich lache dich nicht aus.» Er stupste mich an. «Entweder du rückst mit der Sprache raus, oder ich mach die Verhörlampe wieder an.»
    «Lei», antwortete ich wider besseres Wissen.
    «Lei? Das gibt’s nicht. Dein Name ist Keye Lei? Du reimst dich?» Er lachte. «Ist das irgendwas Typisches für deine Familie? Wie hießen deine Eltern? Pee Wee und Kiwi?» Er prustete vor Lachen. «O Gott, ich mach mir gleich in die Hose.» Ich meinte zu sehen, wie er sich im Dunkeln in den Schritt fasste, dann hörte ich Schuhe auf Steinen wegrutschen und einen dumpfen Schlag. «Verdammte Scheiße» , fluchte er laut in die Nacht.
    «Könntest du vielleicht ein bisschen leiser sein? Verdeckte Ermittlung und so. Schon vergessen?»
    «Das hat weh getan, Kiwi», jaulte er gespielt weinerlich, dann kicherte er wieder los.
    Wir erreichten die Zufahrt und eilten zur Vorderseite des Gebäudes. Neil verdeckte mit seinem Körper das Taschenlampenlicht, während ich Tür und Fenster inspizierte. Offenbar keine Alarmanlage. Ich holte mein Schlossknacker-Set aus der Vordertasche meines schwarzen Kapuzen-Shirts.
    «Ist das dein Ernst?», fragte Neil.
    «Hast du eine bessere Idee?»
    «Nein.»
    «Dann halt die Lampe und pass auf, dass das alte Fossil von nebenan uns nicht sieht.» Ich untersuchte ein standardmäßiges Zylinderschloss an der Tür. «Wahrscheinlich schläft die nie und ernährt sich von Kinderblut.»
    Einige Sekunden später machte es Klick, und ich schob die quietschende Tür auf, die sich in einen Raum öffnete, der an den Empfangs- und Wartebereich einer Arztpraxis erinnerte – strapazierfähiger Fliesenboden und eine lange Resopaltheke. Allerdings ohne die üblichen Requisiten eines Empfangsbereichs: keine Terminbücher, Zeitschriften, Stifte oder Notizblöcke. Wir blieben mit den Taschenlampen in der Hand stehen, hielten den Lichtstrahl nach unten und weg von den Fenstern.
    «Nicht besonders einladend», flüsterte Neil.
    «Wozu auch? Die Besucher kommen in Särgen.»
    «O Gott», stöhnte Neil. Offenbar wurde ihm gerade erst richtig klar, dass wir in einem Krematorium waren.
    Wir schlichen hinter die Empfangstheke und öffneten die Tür dahinter. Derselbe Fliesenboden erwartete uns – aschgrau, mit spärlichen blauen und dunkelgrauen Tupfern besprenkelt. Metalltüren mit quadratischen Drahtglasscheiben oben und in der Mitte säumten einen Gang. Fünf an der Zahl. Alle geschlossen.
    «Wonach suchen wir?», wollte Neil wissen.
    «Ich weiß nicht genau. Steuerunterlagen. Um nachzusehen, ob schon mal ein Mitarbeiter angemeldet war. Wasser- und Stromrechnungen und was sich sonst noch alles finden lässt an Betriebskostenbelegen. Rechnungen von Zulieferern. Ich brauch Betriebskostenabrechnungen.»
    «Ich bin schockiert, dass du denkst, ich würde in die Privatsphäre von jemandem eindringen. Worauf soll ich achten?»
    «Schwankungen.» Ich stieß die Tür zu meiner Linken auf. Zwei höhenverstellbare Tragen. Ein Metalltisch in der Mitte. Keine Fenster. Meine Taschenlampe glitt über eine Reihe Aktenschränke mit einer Arbeitsplatte und Hängeschränken darüber. Es gab ein Tor zu einer Laderampe und daneben eine gewöhnliche Tür. Neben dem Tor hing ein Klemmbrett mit einem Stift

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