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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Dr. Shetty dafür, dass sie mich jeden zweiten Donnerstag beschimpft. Wir stochern immer in denselben Wunden. Ich darf vollkommen egozentrisch sein, und sie darf jeden Monat fünfhundert Dollar kassieren. Alle sind glücklich.»
    «Aber ich kriege jeden Abend mit, dass du dir deine Kanone unters Kopfkissen legst. Ich kriege nachts deine Albträume und Schweißausbrüche mit.»
    «Frühe Wechseljahre.»
    Rauser schwieg.
    «Was willst du von mir hören?»
    «Vielleicht mal was Ehrliches?»
    «Okay, ich stehe hier im Stockdunkeln mit Neil auf einem Feldweg, und es ist nicht der beste Zeitpunkt für dieses Gespräch.» Schon immer hatte sich alles in mir gesträubt, wenn Rauser einen auf väterlich machte. Dann fühlte ich mich bedrängt und beobachtet. Das gefiel mir nicht. Wenn ich einen Rat wollte, würde ich drum bitten. Ich brauchte einen Moment, um zur Vernunft zu kommen, und sagte dann ruhiger: «Okay, ehrlich gesagt, ich fühle mich praktisch nirgendwo mehr sicher. Und mir fehlt der Alkohol. Gott, und wie er mir fehlt. Ich war heute ganz kurz davor, was zu trinken. Ich glaube, ich muss vielleicht wieder zu diesen blöden Jammertreffen gehen – falls mein Betreuer noch mit mir redet.» Ich war zu so vielen Treffen nicht erschienen, obwohl ich versprochen hatte zu kommen. Ich hatte nicht mehr mit meinem Betreuer gesprochen, seit ich an der Reihe gewesen war, anschließend beim Aufräumen zu helfen. Ich hatte nicht vorgehabt, das Treffen zu schwänzen. Ich hatte es einfach vergessen. In meiner Branche gibt es immer irgendeinen Notfall. Irgendein Brand, der gelöscht werden muss, kommt einem immer in die Quere. Noch am selben Abend hatte ich von ihm eine wütende Nachricht auf der Mailbox, von wegen Verlässlichkeit, von wegen ich müsste meiner Genesung Priorität geben und lernen, die Leute, die auf mich zählten, nicht im Stich zu lassen. Ich hatte mich nicht mehr getraut, wieder hinzugehen.
    «Ich bin froh, dass du überlegst, wieder zu den AA-Treffen zu gehen.»
    «Da gibt’s meistens Donuts.»
    «Ich wünschte, ich wüsste nicht, dass du auf irgendeiner dunklen Straße am Arsch der Welt bist.»
    «Na und? Ich habe eine Pistole und schlechte Laune, also …»
    Rauser lachte. «Ich liebe dich, Street. Geh zu einem Treffen. Ich bin sicher, auch in Creeklaw County finden welche statt.»
    Nach dem Telefonat blieb ich einen Moment reglos stehen, ließ einfach die drückende Luft um mich herumwabern. Rauser wollte, dass ich mehr redete oder weinte oder so. Weil ich Opfer einer Gewalttat gewesen war. Weil wir das beide gewesen waren. Dr. Shetty verschrieb mir Medikamente gegen Angststörungen aufgrund einer posttraumatischen Belastung. Bis jetzt hatte ich sie noch nie genommen. Ich kam auch ohne Pillen mit meinen gottverdammten Ängsten klar. Ich wollte einfach nach vorn schauen. Ich wollte nicht länger ein Opfer sein. Ich dachte an Mikis Einwände gegen ihre Medikamente. Scheiße. Ich wollte mich jetzt nicht damit befassen.
    «Hallo?» Neils Stimme drang unsicher durch die Dunkelheit.
    Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich hörte ihn mit den Füßen scharren. «Ich komme, du großes Baby.»
    «Alles okay im Paradies?»
    «Rauser führt sich auf wie eine Ehefrau. Ist ganz schön nervig. Da krieg ich irgendwie Lust, die Flucht anzutreten.»
    Wir gingen weiter. Schotter und sandiger, feiner Lehm unter unseren Sohlen fühlten sich an, als würden wir über Murmeln laufen. «Hat der Mann nicht ohne dich schon genug Aufregung im Leben?» Neil lachte in sich hinein. «Seien wir ehrlich. Du ziehst den Mist magnetisch an. Du bist die ganze Scheißbesetzung von Glee in einer Person.»
    «Besten Dank.» Ich rutschte aus und wäre fast gefallen.
    «Aber manche Leute stehen auf so was. Ich hab einen Freund unten in den Keys. Der sagt, so ein Hurrikan heult so regelmäßig und so unheimlich, dass du denkst, du verlierst den Verstand. Und dann hört es auf. Und du gehst nach draußen, und alles ist demoliert, und es ist völlig still. Und plötzlich vermisst du das Heulen. Weil du dich dran gewöhnt hast. Als wärst du jetzt leer.»
    «Wahnsinn. Sind die Serienrechte dafür noch zu haben? Die Geschichte war nämlich total packend .»
    «Du hast offensichtlich nicht verstanden, worum es mir ging», sagte Neil. «Nämlich um die Analogie zu Liebe und Dramatik im Leben, wie das heult, wie man sich dran gewöhnt.»
    «Ich sag’s noch mal: Ich finde das total faszinierend, danke.» Ich spähte in die Dunkelheit. «Hey, da ist der

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