Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
du willst“, antwortete er ein bisschen zu schnell. „Drake leitet das Team, das nach Wilson sucht.“
Dank dieser Information fühlte ich mich etwas besser. Wenigstens einem aus dem Konsortium waren wir nicht völlig egal. Mein Groll gegen Patrick legte sich. Jetzt wandte sich Jessica an ihren Mann. Offensichtlich hatte sie über meine Bemerkung nachgedacht. „Du lockst sie in die Falle. Und mir hast du nichts davon gesagt!“
„Ich erzähle dir immer alles.“
„Red keinen Unsinn!“
Ich verzog mich sicherheitshalber in die Küche. Es war nicht schön, Jessica in Rage zu erleben.
Patrick war lange genug mit ihr verheiratet, um zu wissen, wann er besser nachgeben sollte. Er hielt sie an den Armen fest, vermutlich, damit sie nicht ihre Schwerter ziehen konnte. Ein Funkenregen glitzerte durch mein Wohnzimmer, als die beiden verschwanden.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte, was ich jetzt machen sollte. Es wäre ver mutlich eine ganz normale mütterliche Reaktion, mich der Suche nach meinem Sohn anzuschließen, aber ich würde ihn auch nicht schneller finden als die Wölfe. Schließlich besaßen sie im Gegensatz zu mir die dafür notwendigen Fähigkeiten. Am besten war tatsächlich, zu Hause zu bleiben, falls Wilson doch zurückkommen würde.
Oh, Wilson! Hatte er seinen Rucksack fallen lassen und war einfach weggerannt, oder war er auch angegriffen und dann verschleppt worden? Ich presste eine Hand auf meinen Bauch. Bitte, lieber Gott, lass ihm nichts zugestoßen sein!
Dass Gott mir zuhörte, war wohl eher zu bezweifeln, aber man musste alle Chancen nutzen. Ich wollte, dass es Wilson gut ging.
Die letzte Unterhaltung, die ich mit meinem Sohn geführt hatte, kam mir in den Sinn. Wir hatten uns mal wieder gestritten, und ich habe ihm so lange nicht mehr gesagt, dass ich ihn lieb habe. Wo ist er bloß?
Wilson hasste es, wenn ich mich auch nur seinem Zimmer näherte. Entsprechend kam ich mir vor wie ein Dieb, als ich die Tür zu seinem Reich öffnete und hineinging. Es roch nach Marihuana und Räucherstäbchen.
Ich setzte mich aufs Bett und betrachtete die Poster an den Wänden. Ich kannte keine einzige dieser Bands. Natürlich stand Wilson auf Heavy Me tal, diese Musik, die in meinen Ohren nur wie Krach und Geschrei klang. Ich liebte Countrymusik, was wiederum Wilson wahnsinnig machte.
„Mom, was passiert, wenn man Countrymusik rückwärts abspielt ?“
„Keine Ahnung“, antwortete ich grinsend.
„Du bekommst dein Auto, deinen Hund, deine Frau und dein Bier zurück .“
Bei der Erinnerung musste ich lachen. Es war lange her, dass wir so unbeschwert miteinander umgegangen waren. Mein Blick wanderte zurück zu den Postern.
Eigentlich war das die perfekte Beschreibung unserer Beziehung: Er war Rock ’n’ Roll und ich war Country.
Voller Sorge und Unruhe ging ich zurück ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen. Wie oft hatte Sean auf diesem Sofa gesessen und angeblich alles bereut? Er hatte geweint wie ein Baby und mir damit das Herz gebrochen. Wegen uns. Wegen Wilson.
Ich höre auf damit. Ich gehe zu den Treffen, Patsy. Ich liebe dich. Du und Willie, ihr seid meine Familie. Ich schaffe das nicht alleine. Ich brauche dich, Schatz. Ich brauche deine Unterstützung. Ich bitte dich!
Tränen. Versprechen. Lügen.
Sean war wie alle Alkoholiker immer sehr reumütig und meinte auch, was er sagte - zumindest in dem Moment, in dem er es sagte. Doch dann schaffte er es einfach nicht durchzuhalten. Die Sucht war stär ker als sein Wille, als die Liebe zu sich selbst und zu seiner Familie, als sein Bedürfnis, wieder wie ein Mensch zu leben. Er vergaß wichtige Familienereig nisse, gab das Geld aus, mit dem eigentlich Rechnun gen hätten bezahlt werden sollen, und fuhr betrun ken Auto. Er lag ohnmächtig im Straßengraben, im Liegestuhl, im Fernsehsessel. Er kam ins Gefängnis. In Entnüchterungsprogramme. In medizinische Ein richtungen.
Ich ging ebenfalls zu den Treffen. Dort lernte ich, dass Alkoholismus eine Krankheit war und dass Sean sich diese Sucht nicht ausgesucht hatte.
Aber er bemühte sich auch nicht darum, nüchtern zu bleiben. So lernte ich, mich auf mich selbst und auf mein Kind zu konzentrieren und mir keine Sorgen mehr um meinen Mann zu machen. Ich hörte auf, den Alkohol in die Spüle zu kippen und ihm ein Kissen unter den Kopf zu schieben, wenn er mal wieder ohnmächtig auf dem Boden
Weitere Kostenlose Bücher