Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
Vom Netzwerk:
Schlüssel behalten. Ich finde ihn hübsch. Und dann, nach einer Weile … na ja, Susannah hat es ja schon gesagt. Natürlich habe ich Brüder, du Idiot.»
    Constantine schüttelte den Kopf, legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Sie streckte die Arme nach Sam aus und zog auch ihn an sich.
    Jin schaute mit einem leisen Seufzen im Herzen zu. Eine seltsame Familie, aber trotzdem eine Familie. Wie ihre eigene.
    «Na gut», brummte Mike. Er stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte, und ging zu Susannah. «Als Nächstes kannst du mir die Zukunft voraussagen.»
    In seiner Hand lag ein kleines Kästchen mit Scharnieren an der einen und einem Verschluss auf der anderen Seite. Susannah schob den Riegel beiseite und schlug den Deckel auf. In dem Kästchen befanden sich ein kleines Stück Lampendocht, ein Flint-und ein Feuerstein, ein kleines Fläschchen mit Öl und ein Klappmesser.
    «Du gehst durch eine dunkle Straße», begann sie nach einer Weile. «Sie ist schmal und gewunden und das Pflaster ist uneben. Es riecht hier streng, übel, faulig – im Rinnstein fließt stinkender Schleim. Ein kleines Mädchen läuft an dir vorbei. Sie hat keine Schuhe an und sie stößt sich den Zeh an einem hochstehenden Stein. Sie stolpert und stürzt.»
    Susannah erschauerte. «Das Geräusch, mit dem ihr Kopf auf das Pflaster aufschlägt, ist fürchterlich. Du läufst zu ihr. In deiner Tasche hast du ein sauberes Taschentuch – es ist brandneu, gerade gekauft, aus gelber Seide, und es rötet sich schnell, als du es auf die Wunde an der Stirn des weinenden Mädchens drückst. Der Mann, mit dem du unterwegs bist, sagt dir, dass er sie nach Hause bringen werde. Bevor er sie aufhebt und in seine Arme nimmt, zieht er dieses Kästchen aus seiner Westentasche und gibt es dir. Er deutet auf eine dunkle Straßenlampe, die dieses Stück des Weges hätte beleuchten sollen und die seit wer weiß wie lange kaputt ist, und sagt dir, du sollst sie reparieren.»
    Susannah klappte den Deckel des Kästchens zu und verriegelte es. «Dieser Mann war James Hawks, und seitdem trägst du dieses Kästchen bei dir. Du hast dir beigebracht, wie man kaputte Lampen repariert, und du hältst immer Ausschau nach ihnen.»
    Mikes Augen brannten. Jin kannte diesen Anblick. Sie selbst sah immer dann so aus, wenn sie aller Welt klarmachen wollte, dass sie auf keinen Fall, unter gar keinen Umständen anfangen würde zu weinen. Er nickte kurz, stopfte das Kästchen wieder in seine Weste und kehrte wieder auf seinen alten Platz an der Wand zurück, wo er sich mit verschränkten Armen hinstellte.
    «Constantine?»
    Er trat vor und ließ den Inhalt seiner gewölbten Hand auf Susannahs Handfläche gleiten. Es waren drei verbogene Stahlteile, die zu einer kurzen, rauen Kette zusammengefügt waren.
    Susannah fuhr mit den Fingern darüber. «Du bist in einem Raum voller Maschinen», sagte sie. «Da sind Motoren und mächtige Stahlseile und Fässer voller Öl, um sie zu schmieren. Die Motoren ziehen das Seil über den Fluss, erst über einen großen steinernen Turm und dann über einen anderen, bis zur gegenüberliegenden Seite, und dann wieder zurück. Ihr webt eine Brücke.»
    Die Brücke. Alles schien sich um diese Brücke zu drehen, dachte Jin.
    «Und dann, eines Tages, früh am Morgen, reißt das Seil.» Susannah hielt die Stahlglieder in die Höhe und drehte sie hin und her. «Viele Männer sind gestorben. Du hast überlebt, aber nicht unbeschadet. Dein Blut ist in dem Eisen der Brücke. Du behältst diese Stücke, als Erinnerung daran. Zwei von ihnen sind aus gutem Stahl, der nicht gerissen wäre. Das dritte ist aus schlechtem, sprödem Stahl, ein Stück des Seils, das die Männer in deiner Schicht auf dem Gewissen hat.» Sie gab es Constantine zurück. «Ich kann den Unterschied nicht erkennen, du aber schon.»
    Constantine schluckte schwer und nahm die kurze Kette mit zitternder Hand entgegen.
    Jetzt blieb nur noch einer übrig. Sam gab Susannah sein Kartenspiel.
    Susannah drehte es um und fächerte die Karten auf. «Du bist jünger, ein kleiner Junge in einem überfüllten Raum. Es riecht nach Schweiß und Kohlsuppe, nach ungewaschenen Kleidern und Körpern … aber du hast dir an der Ecke bei dem Chinesen eine Süßigkeit gekauft, und du lächelst, während du den Mann, der vor dir sitzt, fragst, ob er die Zwei der Becher hat. Er sagt: Such sie . Das Glück steckt in der Zwei der Becher. Manchmal steckt sie zwischen Schwertern und Münzen und Stäben,

Weitere Kostenlose Bücher