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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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ihr eine Respektsperson braucht, die euch bei eurer Charade zur Seite steht.»
    Der Platz neben den Ställen lag still und verlassen da. Nichts deutete auf den heftigen Kampf hin, den Sam und Jin vergangene Nacht hier beobachtet hatten; selbst der in Unordnung geratene Kiesweg war wieder glatt gerecht worden.
    Die Tür zum Wagen stand einen Spaltbreit offen. Jin rannte los. Ihre Schritte knirschten auf dem Kies. Sie sprang die Stufen hinauf, mit Sam dicht auf den Fersen. «Onkel?»
    Aber der Wagen war leer. Jin ließ Sam oben an der Treppe stehen, und er sah, wie sie in ein Zelt nach dem anderen hineinschaute. «Er ist nicht da.»
    «Das war auch nicht zu erwarten, Jin.»
    Sie nickte und huschte an ihm vorbei wieder in den Wagen. Sam blieb vor der Tür stehen und behielt die Umgebung im Auge. Er hörte, wie Jin Türen und Schubladen öffnete und schloss und Gegenstände in ihren Rucksack stopfte, die sie mit ins Labor-Zelt nehmen wollte.
    Wo bist du, Walker?
    Jin tauchte wieder aus dem Wagen auf, stieß mit dem Rucksack gegen ihn und riss ihn so aus seinen Gedanken. «Entschuldigung», flüsterte sie.
    Ihr Fuß stand noch auf der untersten Stufe, als Walkers unverkennbare Stimme aus dem Nichts erklang. «Tja, ich dachte wirklich, das alles sei reine Zeitverschwendung, aber es sieht so aus, als ob Kinder tatsächlich so dumm sind, wie man sagt.»
    Jin erstarrte. Sam wirbelte herum und suchte die Umgebung nach dem Mann ab. Dabei verlor er das Gleichgewicht, stolperte die Stufen hinunter, drehte sich um und sah Walker in seinem fleckenlosen weißen Leinenanzug auf dem Wagendach kauern.
    «Ich weiß, was du denkst», sagte Walker und stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Knie ab. «Du fragst dich, wie es sein kann, dass mein Anzug nicht völlig verdreckt ist, nachdem der alte Chinese mich erst kürzlich so gebeutelt hat. Die Antwort lautet: Mein Wille ist stärker als der Dreck.»
    Er stand auf und überragte sie jetzt wie ein Turm. «Und wenn ich so darum besorgt bin, ob meine Bügelfalten auch anständig sitzen, solltest du vielleicht ein kleines bisschen in Panik geraten bei dem Gedanken, was ich zu tun bereit bin, wenn ich etwas wirklich Wichtiges will. Wie zum Beispiel eine echte Cinefaktion. Wo ist dein Onkel, Mädchen? Wo ist Burns?»
    Aus dem Augenwinkel sah Sam, wie Jin rückwärtsging. Walker hatte die Bewegung ebenfalls bemerkt. «Bleib, wo du bist, junge Dame», fuhr er auf. «Bones!»
    Der kahlköpfige Mann in dem langen Filzmantel tauchte hinter dem am weitesten vom Wagen entfernten Zelt auf. Jin schaute von Walker zu dem Mann, der Bones genannt wurde, und dann zu Sam. Er nickte knapp, und sie sprintete auf Liaos Labor zu.
    Sam hielt den Atem an. Bitte, bitte, lass uns recht behalten mit den Talismanen …
    Walker knurrte und stieß sich vom Dach ab. Mit einem weiten Satz sprang er über Sams Kopf hinweg. Bones war nicht ganz so schnell, aber er war nur eine Sekunde hinter Walker. Trotzdem schaffte es Jin in das Zelt, ehe einer der beiden ihr gefährlich nahe kommen konnte. Nachdem sie drinnen war, machte keiner der Männer auch nur Anstalten, ihr zu folgen.
    Walker drehte sich um und baute sich vor Sam auf. «Gratuliere, Junge. Du bist gerade vom Quälgeist zur Geisel befördert worden. Hast du gehört, Mädchen? Komm raus», verlangte er eiskalt, «oder ich reiße den hübschen Burschen hier in Fetzen.»
    «Warten Sie.» Sam hob eine zitternde Hand. Jetzt oder nie . «Ich … ich habe gehört, Sie haben gegen ein Spielchen nichts einzuwenden.»
    «Du hast … was?» Walker trat näher. «Worauf willst du hinaus?»
    «Das ist doch völlig egal!», sagte Bones warnend.
    «Ich habe gehört, Sie sind ein echter Glücksspieler.» Sam sprach schnell. «Ich spiele mit Ihnen um unser Leben.»
    «Walker», sagte Bones mit harter Stimme. «Wir sind hier, weil wir einen Flammenmeister brauchen. Für so etwas haben wir keine Zeit.»
    «Wenn Sie gewinnen, ergeben wir uns», sprach Sam unbeirrt weiter.
    Walker starrte Sam mit rot geränderten Augen an und steckte die Hände in die Taschen. «Und wenn du gewinnst, seid ihr frei?»
    «Wenn ich gewinne …» Sam zögerte. Er schaute auf Walkers Weste. An der glänzenden Uhrkette hing ein kleiner zylindrischer Behälter aus gehämmertem Zinn. Eine Zunderbüchse. «Wenn ich gewinne, sind wir frei und ich bekomme das da.»
    Walker sah sich an, worauf Sam deutete, und brach in knarrendes Gelächter aus. «Warum um alles in der Welt sollte ich mich darauf einlassen? Hast du

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