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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Irritiert runzelte er die Stirn. Tesserian, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, nickte.
    «Ich weiß nicht, woran du gerade gedacht hast, aber dem Ausdruck auf deinem Gesicht nach zu schließen, war es etwas Wichtiges.»
    Eben war es noch da, und dann war es wieder weg. «Wäre es möglich, dass man zu einem Wanderer wird, wenn man etwas Bestimmtes trinkt?»
    «Was denn, glaubst du etwa, wenn du einen Zaubertrank trinkst, wirst du klein, und wenn du ein Stück Kuchen isst, wirst du groß? Nein, Alice, so ist sie nicht, die wirkliche Welt.» Einen Moment lang wirkte Tesserian nachdenklich. «Nur dann, wenn sie offenkundig so ist. Das ist doch klar.»
    «Klar? Ach ja? Und wer ist Alice?» Sam schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. «Ach, egal. Machen wir mit dem Spiel weiter.» Denn im Augenblick kam ihm Santine geradezu logisch vor im Vergleich zu diesem Gespräch.
    Tesserian klatschte in die Hände. «Sehr gut. Hör zu, ich sage dir jetzt, wie du Santine ganz einfach begreifen kannst. Es ist ein Spiel über die Anrufung der Heiligen, richtig? Bist du ein fleißiger Kirchgänger?»
    «Kann man nicht gerade sagen.»
    «Aber du weißt doch sicher, dass die Menschen die Heiligen anrufen, wenn sie etwas brauchen. Stell es dir etwa so vor: Du rufst die Heiligen an, damit sie dir helfen, gegen jemanden zu gewinnen, der genau das Gleiche tut. Aber die Heiligen – und glaube mir, ich kenne jede Menge von ihnen – sind wankelmütige Geister, genauso wie die Santine-Karten. Es gibt viele Möglichkeiten, bei Santine ehrlich zu gewinnen – mehr Möglichkeiten, als die meisten Spieler wissen. Ich könnte dir Geschichten von Spielern erzählen, die mitten während eines Spiels eine neue Methode zu gewinnen entdeckten. Sie behaupten, man sähe die Lösung ganz plötzlich vor sich, wo eben noch keine gewesen sei, und sie funktioniert. Es passiert selten, aber es kommt vor. Tja, mir ist es noch nie gelungen. Weshalb es am besten ist, sich auf den Lügner zu konzentrieren.»
    «Und der Lügner ist unfehlbar, richtig?» Dieses ganze Gerede über die Unberechenbarkeit der Karten machte Sam nervös. Nicht, dass er diesem Spiel jemals gelassen entgegengesehen hätte.
    «Der Lügner funktioniert in Santine, weil er demjenigen, der ihn auf der Hand hält, die Möglichkeit gibt, das Spiel neu zu erfinden. Genauso wie eine Lüge in der wirklichen Welt. Den Lügner auszuspielen beendet das Spiel, so wie eine Lüge ein Gespräch beendet. Nachdem jemand eine offensichtliche Lüge ausgesprochen hat und darauf beharrt, dass alle anderen glauben, sie sei wahr, gibt es nichts mehr zu sagen.»
    «Dann muss ich den Lügner bekommen», murmelte Sam. «Das ist die einzige Möglichkeit.»
    Auf der anderen Seite des Tischs lächelte Tesserian. «Tja, und dafür musst du vermutlich falsch spielen.»
    Sam hasste es, zu betrügen. Aber dann dachte er an Walker und an Susannah, Con und Illy und all seine Freunde, an die Hunderttausende von Menschen, die in einer Hölle auf Erden leben mussten, wenn er versagte. Aber am meisten dachte er an Jin.
    Er seufzte, nahm die Karte auf und starrte in das faltige Gesicht des Geistlichen. «Zeigen Sie’s mir.»
    «Ich habe Ihnen möglicherweise noch nicht ganz begreiflich gemacht, dass ich diesen Plan überhaupt nicht mag», grummelte Walter Mapp, während er durch das Wohnzimmer der Suite wanderte.
    «Könnten Sie wohl aufhören, hin und her zu laufen?», bat ihn Mr. Burns. «Sie machen uns alle nervös.»
    Mapp blickte zuerst Burns an, dann Tom Guyot und Susannah. Er blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand. «Ich halte diesen Plan für eine einzige Katastrophe», sagte er. «Falls ich das noch nicht gesagt habe.»
    «Wenn Sie einen besseren haben, nur heraus damit», sagte Susannah kühl. «Mir gefällt er auch nicht. Mir gefällt überhaupt nicht, was wir von Sam verlangen, und noch weniger gefällt mir Jins Rolle bei der Sache. Es verstößt gegen alle meine Prinzipien, sie als Wetteinsatz zu missbrauchen.»
    «Es muss eine andere Möglichkeit geben.» Mapp schaute zu Tom, der dasaß und seine Taschenuhr anstarrte, an deren Kette die grünliche Münze hing. Aber Tom sagte nichts.
    «Gewiss doch, aber wir haben bislang keine gefunden, und wir haben auch keine Zeit mehr, um weiter zu suchen», bemerkte Mr. Burns. «Sobald Jin sich des Rezepts völlig sicher ist, müssen wir sie an den beiden Kreaturen vorbei in Liaos Labor-Zelt schmuggeln, koste es, was es

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