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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Materialien. Wenn sie noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, ob ihr Onkel eine Art Alchemie praktizierte, dann waren sie mittlerweile ausgeräumt worden. Da er immer nur in Bezug auf die Kunst des Feuerwerks darüber gesprochen hatte, war Jin nie klar geworden, wie viel er in Wahrheit über Waidan wusste. Und wie viel – das merkte sie nun – sie selbst darüber wusste. Denn Mr. Burns hatte recht: Wenn Liao sprach, hörte Jin zu.
    In der größten Schublade fand sie Klumpen, die in Seide eingewickelt und mit Etiketten versehen waren. Sie suchte zwei aus, die ein bisschen größer waren als ihre Faust, und legte sie beiseite. Dann durchwühlte sie die kleineren Schubladen, in denen unzählige Dosen und Tiegel mit Chemikalien und Pulvern standen.
    Einige davon benutzte sie regelmäßig: Salpeter, Schwefel und Kohle – die Zutaten für Schwarzpulver; Eisenspäne und Kupfersulfat, Schwarzkupferoxid und Antimon, grobkörnigen und feinen Zucker. In anderen Schubladen entdeckte sie Feuerwerkszutaten, die sie noch nie verwendet hatte: Elfenbeinspäne, die angeblich einen besonderen Schimmer verliehen, aber zu kostbar waren, um sie in den Raketen der Fata Morgana-Shows zu verarbeiten, Auripigment, was giftig war, und Malachit.
    Als sie alles beisammen hatte, was auf ihrer Liste stand, streifte sie den Jadearmreif ab, den sie aus dem Haus in San Francisco mitgenommen hatte, und fuhr mit ihm langsam an einer Raspel entlang, die sie aus Onkel Liaos Werkzeugkiste genommen hatte. Die Späne sammelte sie in einem leeren Glas. Dann ging sie zum Ofen, schürte die glühenden Kohlen und legte Kiefernholzscheite auf. Schließlich wandte sie sich dem Zelteingang zu und hob die Plane etwas an, um nach Sam zu schauen.
    Er und Walker saßen im Schneidersitz auf dem Boden, zwischen sich eine umgedrehte Kiste, auf der ein Kartenspiel lag. Bones und der Mann, dem sie gemeinsam mit Sam den Streich mit den Knallfröschen gespielt hatte, standen hinter den Spielern wie Sekundanten bei einem Duell.
    Walker tippte mit dem Zeigefinger auf den Kartenstapel. Sam nahm ihn auf und begann zu mischen.
    Jin ließ die Plane fallen und wandte sich wieder dem Labor zu.
    Alles kam auf das erste Mischen an. Es musste Sam gelingen, den Trick durchzuführen, ohne dass Walker bemerkte, was er vorhatte.
    «Du musst es gleich am Anfang machen», hatte Tesserian gesagt. «Niemand rechnet damit, dass du beim ersten Mischen mogelst. Ist doch klar: Wenn du den Kunden ködern willst, mischst du die ersten paar Male ordentlich.»
    Sam teilte das Spiel und bog die Karten zu einer sauberen Brücke. Sie flatterten nahtlos wieder zusammen. Aus dem Augenwinkel sah er Tesserian lächeln. Auch Walker bemerkte es, und seine Augen zuckten zu der Stelle, wo der Spieler stand. In diesem Moment wölbte Sam die Hand, sodass die letzte Karte, die dort verblieben war, unbemerkt blieb. Mit einer gut getarnten Bewegung schob er sie in seinen Ärmelaufschlag.

Sam und Walker saßen im Schneidersitz auf dem Boden, zwischen sich eine Kiste, auf der ein Kartenspiel lag.

Mit hämmerndem Herzen schob er den Kartenstapel wieder zusammen, teilte ihn erneut und mischte ein zweites Mal, ständig mit der Angst, Walker könne jeden Moment aufspringen und ihn des Falschspiels bezichtigen. Aber der rothaarige Mann sagte nichts, sondern achtete nur auf die Karten, die sich unter Sams Händen bogen. Schließlich schob Sam ihm den Stapel zu. «Heben Sie ab.»
    Dann mischte Sam noch einmal durch und teilte die Karten aus.
    Währenddessen wühlte sich Jin im Zelt durch allerlei Sorten Schlamm.
    Mehr als einmal hatte sie sich darüber gewundert, warum ihr Onkel sich die Mühe machte, überall dort, wohin sie fuhren, Schlamm und Tonerde einzusammeln, aber etliche Rezepte in dem Zunderbuch verlangten nach «gekitteten» Schmelztiegeln und Röhren, was bedeutete, dass sie mit einer bestimmten Sorte Schlamm eingerieben oder versiegelt werden mussten. Natürlich hatten auch diese Schlammarten unverständliche Namen wie der Schlamm der Sechs-und-eins, der Schlamm des geheimnisvollen Gelben , der Schlamm des perlenden Wassers und der Schlamm des atmenden Nils .
    Die Gefäße von Onkel Liao waren alle beschriftet, aber auf keinem der Etiketten stand etwas, das den Bezeichnungen in dem Buch auch nur im Entferntesten ähnelte, also musste Jin auch dieses Rätsel lösen. Sie brauchte zwei Sorten Schlamm für ihr Rezept. Bei dem Schlamm der Sechs-und-eins entschied sie sich für ein Gefäß mit roter Tonerde, weil

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