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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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verwenden kann, ohne dass ich … ich weiß auch nicht …»
    «Ohne dass du die Hagiographie auswendig lernen musst?»
    «Ich weiß nicht einmal, was das Wort bedeutet.»
    «Die Geschichte der Heiligen. Du willst einfache Strategie.»
    «Genau. Ich will gewinnen . Wenn ich Walker mit diesem Spiel schlagen kann, dann spiele ich es, aber es muss eine Möglichkeit geben, mit den Karten zu gewinnen, nicht mit den Heiligen. Mit Karten komme ich klar, mit Heiligen nicht besonders.»
    Tesserian nickte langsam. «Du brauchst den Lügner.»
    Sam runzelte die Stirn. «Eine solche Karte haben sie bislang nicht einmal erwähnt.»
    «Habe ich nicht?» Tesserian nahm den Stapel mit den bislang noch nicht gezogenen Karten auf die Hand und blätterte sie durch. «Der hier.»
    Er warf die Karte auf den Tisch: ein Geistlicher in einer bodenlangen Robe mit einer Laute über der einen Schulter und Feder und Tintenfass auf dem Schreibtisch vor sich.
    «Der Lügner gibt dir die Möglichkeit, jede beliebige Karte auszuspielen, um die Karten des Gegners zu schlagen oder um das Spiel zu beenden, wenn du das willst, egal ob du sie auf der Hand hast oder nicht.»
    «Egal ob ich sie habe oder nicht?»
    «Das funktioniert nur, wenn du den Lügner ausspielst. Bei Santine kannst du mit dem Lügner die Karten nach Belieben manipulieren.»
    Sam blickte verdattert auf die Karten und dann zu Tesserian. «Ist es ihnen auf diese Weise gelungen, mich beim Kartenspielen durcheinanderzubringen? Die Sache mit dem ganzen Pik und dann die Farben, die sich vor meinen Augen verwandelten?» Er griff sich die Karte und drehte sie um, suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, ob das, was Tesserian behauptete, wahr sein konnte. «Sie hatten diese Karte und dann … was dann? Verwandelte sich Karo in Pik?»
    Der Spieler schüttelte den Kopf. «Bei Santine kann man den Lügner auf diese Weise einsetzen. Aber jedes Spiel hat seine eigenen Regeln. Das weißt du. Und ich sagte dir doch, dass ich nicht geschummelt habe, als wir spielten.»
    «Wie haben Sie’s dann gemacht?», brach es aus Sam heraus. Er konnte seinen Frust nicht länger im Zaum halten und warf den Lügner auf den Tisch. «Das ergibt doch keinen Sinn! Ich habe gesehen, wie Sie Dinge gemacht haben … Dinge, die einfach unmöglich sind! Seitdem versuche ich, dahinterzukommen, und es treibt mich noch in den Wahnsinn. Wenn Sie nicht falsch gespielt haben, dann …»
    «Junge», unterbrach ihn Tesserian, und seine Stimme war fast liebevoll. «Hör zu, du bist gut. Das weißt du doch, oder?»
    Sam hielt in seinem Toben inne und schaute den Mann auf der anderen Seite des Tischs an. «Was?»
    «Du bist ein guter Spieler. Ein guter Kartenhai. Aber du bist … wie alt? Sechzehn?»
    «Fünfzehn», murmelte Sam.
    «Okay, also fünfzehn. Du hast noch viele Jahre vor dir, viel Leben. Du lernst nicht alles auf einmal. Du bist außerdem du selbst, und – ohne überheblich klingen zu wollen – ich bin ich. Ich bin schon sehr lange auf Wanderschaft, und mit den Karten gebe ich mich noch länger ab. Vieles von dem, was ich tue, lässt dich an deinem Verstand zweifeln. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht wirklich tue.» Er schob die Karten zu einem ordentlichen Stapel zusammen. «Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man wandert, Sam. Diese Welt ist ein seltsamer Ort. Wenn du alles ignorierst, was nicht in dein Vorstellungsvermögen passt, könntest du vieles versäumen, was zu sehen und zu erleben sich lohnt.»
    Diese Worte erinnerten Sam an das, was Tesserian gesagt hatte, als er ihm von Walker erzählte. «Sie haben mich vorhin einen Wanderer genannt.»
    Tesserian legte den Kopf schräg und betrachtete ihn aufmerksam. «Habe ich das?» Sam nickte. «Tja, in solchen Dingen irre ich mich nur selten.»
    «Was bedeutet das?»
    «Es kann vieles bedeuten. Die unterschiedlichsten Dinge für die unterschiedlichsten Leute. Für Rotschwäre bedeutet es Karten und Töten. Für mich bedeutet es Karten und Nicht-Töten. Und – wie man sieht – bedeutet es auch, dir Santine beizubringen. Für dich …» Er bedachte Sam mit einem weiteren prüfenden Blick. «Schwer zu sagen. Du bist noch jung. Aber du hast Staub an deinen Schuhsohlen, so viel ist sicher. Das ist nur eine Redewendung», setzte er hinzu, als Sam sich vergewissern wollte.
    «Aber … wie können Sie so etwas von mir behaupten?» Doch noch während er fragte, fühlte Sam etwas: ein Bitzeln auf seiner Zunge, den Geschmack nach Kiefernnadeln und Zimt.

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