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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Die Worte klangen gedämpft durch ihre Hände.
    «Nein. Ich habe ihr gesagt, dass ich einer Freundin bei ihren Näharbeiten helfe und wahrscheinlich über Nacht bleibe.» Zaghaft legte sie den Arm um die Hüfte des anderen Mädchens. «Ich möchte gerne bei dir bleiben, wenn du nichts dagegen hast. Ich möchte nirgends sonst sein, wo ich allein wäre und keine Ahnung hätte, was vor sich geht.»
    Susannah nickte. «Ich wünschte, wir könnten Jins Feuerwerk sehen.»
    Von der anderen Seite des Raums aus betrachtete Tom die beiden Mädchen mit traurigem Gesicht. Er schob die Hand in seine Tasche und tastete nach der Münze an seiner Uhrkette. Dann setzte er sich hin, nahm seine Gitarre und fing an zu spielen.

25
DIE BOTSCHAFT
    Hoch oben auf dem Brooklyn-Turm sah Jin zu, wie Paul die Buchstaben und eine dicke Rolle Zündschnur an Walter Mapp weiterreichte, der im Wagen stand. Sie bemühte sich nach Kräften, das Schaukeln zu ignorieren, das bei jeder Bewegung der Männer einsetzte.
    «Alles bereit, wenn Sie es sind, Miss», sagte Paul.
    Jin schaute zu Walter Mapps ausgestreckter Hand und schluckte. Sie schenkte der Vorrichtung einen letzten Blick und zwang sich, nicht darüber nachzudenken, dass diese kleine Plattform mit dem schmalen Geländer darum herum alles war, was zwischen ihr und einem tödlichen Sturz in den Fluss stand.
    «Du wirst das schon schaffen», sagte Mapp. «Es sieht grauslich aus, aber hineinzuklettern war gar nicht so schlimm.»
    Sie nickte niedergeschlagen. Ihr Arm war bleischwer, als sie nach Mapps Hand griff und über das Geländer stieg.
    Ihre Beine zitterten, und die Angst ließ ihre Muskeln erschlaffen, die sich von dem anstrengenden Aufstieg über die endlosen Leitern noch immer müde und schwach anfühlten. Der Wagen schwankte beängstigend. Sie baumelte über dem Wasser. Sie hatte das Gefühl, das Herz würde ihr aus der Brust springen.
    «Du solltest besser die Augen aufmachen, Jin», sagte Mapp. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie geschlossen waren.
    Paul beugte sich vor und legte seine Hand auf ein Seil, das parallel zum Wagen und unterhalb des Stahlkabels verlief, an dem der Wagen befestigt war. «So bewegt ihr euch vorwärts: Ihr zieht an dem Seil. Ganz einfach. Der Wagen bewegt sich, wenn ihr zieht, und er bleibt stehen, wenn ihr nicht zieht. Klar so weit?»
    Jin nickte. «Glasklar», sagte Mapp.
    Paul bedachte Jin mit einem zweifelnden Blick. «Seid ihr bereit, dass ich euch losbinde?»
    Jin nickte noch einmal, ehe ihre Instinkte die Oberhand gewinnen konnten und sie ihn anflehte, sie wieder aus dem Wagen zu heben. Die Plattform schwankte erneut bedenklich, als Paul die Halteleinen löste, mit denen sie an den Turm gebunden war. Dann waren sie und Walter Mapp allein.
    «Kannst du das wirklich durchziehen, Kleine?», fragte Mapps knurrende Stimme. Jin nickte ein drittes Mal. Er kicherte. «Ich glaube dir erst, wenn du deine Augen aufmachst und mich loslässt.»
    Sie holte ein paar Mal tief Atem und zwang sich, ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, ihre Hände und Füße wieder zu spüren und den panischen Herzschlag zu beruhigen. Mit schierer Willenskraft wollte sie den Wagen dazu bringen, nicht so stark zu schwanken, damit sie einen anderen Gedanken fassen konnte als den, dass unter ihr der Abgrund gähnte. Langsam, ganz langsam beruhigte sie sich. Sie öffnete die Augen und löste mühsam ihre steifen Finger von Mapps Hand, einen nach dem anderen.
    «Es ist gut», flüsterte sie. «Es ist gut.» Das zweite Mal hob sie die Stimme, damit sie sich selbst sprechen hörte. Sie klang viel gelassener, als sie sich fühlte, und der Klang vertrieb das dumpfe Pochen aus ihrem Schädel.
    Sie nahm die dicke Rolle Zündschnur und hängte sie schräg über ihre Schulter und ihren Oberkörper. Während Paul und Mapp die Kisten aufgeladen hatten, hatte sie das eine Ende der Schnur an einem Eisenring in der steinernen Wand des Turms befestigt. Sie hoffte, dass die Schnur lang genug war, um von einem Ende der Brücke zum anderen zu reichen. Jedenfalls war sie unglaublich schwer. Jin wickelte ein paar Längen ab und holte noch einmal tief Atem.
    «Alles bereit, Jin?»
    «Ja.» Daraufhin packten sie und Walter Mapp das Seil und zogen mit vereinten Kräften daran. Der Wagen bewegte sich ruckartig weg vom Turm, und nach und nach straffte sich die Zündschnur. Jin richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Schnur, auf das Abrollen, um nicht daran zu denken, wo sie sich befand – und auch

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