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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Zweifel – ihn anblickte. Wenn die Gestalt auf dem Tisch Augen gehabt hätte, hätte man glauben können, dass der Dämon ihn wahrhaftig anstarrte.
    Was natürlich ganz und gar unmöglich war.
    Es sei denn, dass soeben etwas gänzlich Unerwartetes vor sich gegangen war.
    Der Zauberer blickte wieder auf den Talg auf seinem Stiefel, als gerade ein zweiter Tropfen aufklatschte. «Ein Überfluss», murmelte er langsam und nachdenklich.
    Dann brach Schweiß aus seinen Poren.
    Der Dämon sprach. «Ich bin die Wurzel», sagte er, aber diesmal klang es irgendwie unsicher.
    Ein Tropfen roten Schweißes fiel in Christophels linkes Auge. Er blinzelte und wischte ihn weg.
    «Ich bin die Wurzel», sagte Bios noch einmal. Diesmal lag ein wütender Klang in seiner Stimme. Das Glühen des Zigarrenstummels wurde schwächer.
    Christophel trat einen Schritt zurück. Der blutige Schweiß schlüpfte über seinen Nacken und wurde von seinem Kragen aufgesaugt.
    « Ich bin die Wurzel! » Zwei rote Lichtpunkte glühten im Kopf des Dämons auf. Augen . Christophel wich weiter zurück und stolperte über eine unebene Steinfliese. «Ich bin die Wurzel, die Wurzel des Baums» , knurrte Bios, und dann erhob sich seine Stimme zu einem wilden Kreischen, «und du sollst keine Götter neben mir haben!»
    Der geschmolzene Talg änderte seine Fließrichtung und zog sich in der Mitte des Tischs zusammen, dort, wo der Dämon stand, und einen Herzschlag später war Bios dreimal so groß geworden. Immer noch die zornigen, brennenden Augen auf den Zauberer gerichtet, der ihn erschaffen hatte, duckte sich der Dämon und sprang vom Tisch.
    Christophel schrie auf.

28
DIE WURZEL
    Constantine ließ die Kisten wieder über den Aufzug nach unten. Dann nickte er Sam kurz zu und machte sich gemeinsam mit Ambrose und Mapp über den Laufsteg zum New Yorker Turm auf, an dessen Fuß das Boot festgemacht war.
    «Hast du’s gesehen?», fragte Jin und schaute zu Sam auf. Sie saß auf den Fersen und packte ihren Rucksack. «Schließlich musstest du doch vor Walker und Bones davonlaufen.»
    Er grinste. «Ich habe alles gesehen. Es war fantastisch.»
    Sie lächelte ihn an und in ihren Augen stand ein mutwilliger Funke. «Willst du noch was sehen? Solange wir allein sind, meine ich.»
    Sein Magen schlug fünf oder sechs Purzelbäume. «Klar.»
    «Du musst versprechen, dass du nichts verrätst. Und dass du nicht irgendwie panisch reagierst.»
    «Warum um alles in der Welt sollte ich panisch reagieren?»
    «Okay.» Sie richtete sich auf, immer noch diesen spitzbübischen Ausdruck im Gesicht. «Vielleicht klappt es gar nicht, also nicht lachen, wenn … na ja. Schau her.»
    Sie öffnete die Hand, und auf der Handfläche lag eine letzte Rakete. Konzentriert runzelte sie die Stirn, nahm die Zündschnur zwischen Daumen und Zeigefinger und rollte sie hin und her.
    Die Schnur entzündete sich, und Jin juchzte entzückt auf. Sam starrte sie an. «Wie hast du das gemacht?»
    Sie zog die Augenbrauen hoch, wandte ihr Gesicht zum Himmel und schleuderte die Rakete in die Luft. Und sie segelte in die Höhe, rasend schnell und mit einem Klang wie ein Geigenstrich, als ob sie nicht geworfen, sondern aus einer Kanone abgeschossen worden wäre, bis die Zündschnur heruntergebrannt war.
    Über ihren Köpfen erstrahlte ein Universum aus Violett, und ein gedämpfter Donnerschlag ließ die Nacht erzittern.
    Sam riss die Augen auf. Sie hatte das Ding mit ihren bloßen Händen angezündet, es in die Luft geworfen, und es war geflogen . «Wie hast du das gemacht?»
    «Ich glaube, das ist einfach etwas, das ich kann.» Jin hatte immer noch das Gesicht dem Himmel zugewandt. Ihr Mund war zu einem Lächeln verzogen, bei dem Sam unwillkürlich vor Freude lachen wollte. «Was hältst du davon?»
    Violett glühten ihr Gesicht und ihre Haare, und Sam sagte das Erste, was ihm einfiel. «Es ist wunderschön», sagte er, «genauso wie du, und ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn du wieder weggehst.»
    Jin spürte das übliche Unbehagen in sich aufsteigen, aber noch ehe es in ihrem Kopf Wurzeln schlagen und anfangen konnte zu schmerzen, hatte Sam die Arme um sie gelegt und sie an sich gezogen.
    Und dann fing sie zu ihrem Schrecken an zu weinen.
    Alles brach aus ihr heraus. Verflogen war die Freude über das Feuerwerk, der Triumph über das, was sie erreicht hatten. Alles, die ganze Verwirrung und der Zweifel an Sams Ehrlichkeit, die Wut darüber, wer sie war und wer sie gewesen war, die Traurigkeit, die

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