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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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der geborene Feuerwerker war. Er hatte fast alles von der Liste in seinem Laden, und für das, was er nicht hatte, fand er Alternativen. Eine Mischung, um die Farbe, die Jin wollte, intensiver zu machen; eine Idee, wie das Papier, das sie für die handgemachten Röhren benötigte, nicht so leicht durchweichte; Zusatzstoffe, damit der Rauch, der im Himmel zurückblieb, nachdem die Funken erloschen waren, eine bestimmte Farbe annahm. Je länger sie arbeiteten und je raffinierter ihre Präparate wurden, desto mehr schien McNulty seine steinerne Strenge abzuwerfen.
    Jin stützte sich auf die Ellbogen, während er eine Handvoll Knallpulver, das sie gemischt hatten, in eine Pfanne schüttete. «Warum sind Sie hier?», fragte sie. «Sie scheinen irgendwie … nicht hierher zu passen.»
    «Ich passe sehr wohl hierher.» Er hielt die Augen auf das Streichholz geheftet, das er in die Pfanne fallen ließ. Das Pulver entzündete sich mit einem schimmernden Aufblitzen und einem leisen Puffen. «Ich bin hier, weil ich mich vor der Polizei verstecke.»
    «Warum?»
    «Wenn ich dir das sage, verrätst du mir dann, was in der Ampulle ist, die du beim Hereinkommen in der Hand hattest?»
    «Etwas zu meinem Schutz», sagte sie. «Mir wurde gesagt, dass dies ein übles Viertel sei.» McNulty wartete. «Falls ich in Gefahr geraten würde, könnte ich den Inhalt aus der Kugel am oberen Ende in die Röhre entleeren», erklärte Jin weiter. «Die Mischung explodiert, wenn sie auf etwas Hartes prallt.»
    «Wie eine Granate?»
    «Ja, nur dass diese aus Glas besteht und ein hübsches Feuer verbreitet. Warum verstecken Sie sich vor der Polizei?»
    «Man behauptet, ich hätte meine Frau umgebracht.»
    Er machte sich nicht die Mühe, hochzuschauen, um Jins Reaktion zu sehen. Jin versteifte sich. «Und? Haben Sie?»
    McNulty schüttelte den Kopf. «Nein. Sie war krank. Im Geiste, nicht körperlich. Und sie wusste, dass es in meiner Apotheke Dinge gab, die den Schmerz, den sie ständig verspürte, besser und dauerhafter vertreiben konnten als das, was ich ihr verabreichte, wenn sie mich darum bat.» Er starrte auf die ersterbenden Funken in der Pfanne und seufzte. «Sie wäre wohl nie auf die Idee gekommen, dass es so aussehen musste, als hätte ich sie vergiftet. Aber so sah es aus, und deshalb bin ich hier.»
    «Oh.» Jin wusste nicht, was sie darauf sonst hätte sagen sollen.
    Er stand von seinem Stuhl auf und fing an, alle Präparate in Papier einzupacken. «Du machst dich jetzt besser auf den Rückweg.»
    «Ja, Sie haben sicher recht.» Jin nahm die Päckchen und steckte sie eins nach dem anderen in ihre Tasche. McNulty war für kurze Zeit aufgetaut, aber nun …
    «Es … es wäre schön, wenn Sie heute Abend zur Vorstellung kommen würden», sagte sie schließlich zögernd. «Dann können Sie sehen, ob alles so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben.»
    Er lächelte schief. «Du bist ein komisches Mädchen, weißt du das? Du stolzierst in den übelsten Distrikt außerhalb Five Points, kaufst Sprengstoff ein, als ob du Milch und Brot besorgen würdest, und wenn ich dir sage, dass ich von der Polizei gesucht werde, weil ich meine Frau umgebracht haben soll, zuckst du bloß mit den Schultern und lädst mich ein, dein Feuerwerk anzuschauen.»
    «Ich bin außerdem noch Chinesin, was in diesem Land ebenfalls recht ungewöhnlich ist», ergänzte Jin mit ernster Miene. «Vielleicht ist Ihnen das gar nicht aufgefallen, vor lauter Sprengstoff und so.»
    Der Apotheker ließ sich zu einem kurzen Lachen hinreißen. «Das habe ich wohl ganz vergessen. Nein, ich kann mir dein Feuerwerk leider nicht anschauen. Wenn die Polizei mich erkennt und gerade Lust dazu hat, dann steckt sie mich schneller hinter Gitter, als du mir Lebewohl sagen kannst.» Er reichte ihr das letzte Päckchen.
    «Aber vielleicht mache ich einen Spaziergang auf irgendeinen Anleger hinaus. Vielleicht sehe ich es ja von da aus.»
    «Vielleicht.» Sie warf sich die Tasche über die Schultern und hielt dann inne. «Oh, das hätte ich beinahe vergessen.» Sie kniete sich hin, löste eine Sicherheitsnadel von der Innenseite ihres Hosenaufschlags, mit der ein Bündel Geldscheine befestigt war, und hielt es ihm hin.
    McNulty nahm die Scheine, schälte die obersten zwei von dem Bündel ab und gab ihr den Rest wieder. «Komm gut nach Hause, Jin. Und sorge dafür, dass ich ein Feuerwerk zu sehen bekomme.»

8
DURCH BLUT
    Das Schlimme, das Schreckliche, geschah jedoch nicht in Norton’s

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