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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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ignorieren, aber die waren deutlich in der Unterzahl.
    Die Männer, an denen sie vorbeiging, warfen ihr Seitenblicke zu und grinsten schmierig. Einige von ihnen hatten bereits jetzt Schlagseite. Die Blicke der Frauen waren nervös. Jin wusste, was diese Blicke bedeuteten. Die Art von Frauen, die an Orten wie diesem lebten oder arbeiteten, mochten zwar für ihre Nachbarn, die Kunden und für die konkurrierenden Damen nach außen hin eine harte Fassade zeigen, aber sie waren immer noch Menschen. Und Frauen. Die Beschützerinstinkte, die sie auf sich selbst nicht anwendeten, traten von Zeit zu Zeit noch zutage. Jin sah, wie sie zögerten und überlegten, ob sie sie warnen sollten und ihr klarmachen, wo sie sich befand.
    Selbstbewusst, ohne arrogant zu wirken. Augen auf, Kopf hoch. Jin griff mit einer Hand in die Tasche, die sie wie einen Patronengürtel über der Schulter und quer über dem Leib trug, und berührte die vertrauten Formen im Inneren, bis sie die Liste mit Chemikalien und das Glasröhrchen mit dem kleinen Knauf am Ende fand. Als sie die Hand aus der Tasche zog und die Liste auseinanderfaltete, lag das Röhrchen versteckt in ihrer Handfläche, unsichtbar, aber jederzeit einsatzbereit.
    Die Information, die sie dem Concierge entlockt hatte, bestand im Grunde aus nicht mehr als einem Namen. «Ich kenne den Mann nicht persönlich», hatte er gesagt. «Normalerweise interessieren sich unsere Gäste nicht für die Dinge, die er verkauft. Aber jeder in Coney Island weiß, wer er ist.»
    Jin seufzte und schob den Zettel mit dem Namen und ihre Liste wieder in ihre Tasche. Sie musste eine ihrer vielen Regeln für das Überleben in einem üblen Stadtviertel brechen. Sie musste nach dem Weg fragen.
    Sie wartete, bis eine Frau in einem Kleid mit Tournüre aus einer schlichten Holztür neben einem Saloon schlüpfte. Die Dame und ihr Kleid hatten etwas gemeinsam: Beide waren sie schön, aber abgenutzt. Jin unterdrückte einen Anflug von Panik bei dem Gedanken, was für eine Art Gewerbe hinter dieser einfachen Tür wohl betrieben wurde, und überquerte die Straße.
    «Entschuldigen Sie», flüsterte sie.
    Die Frau hob mit einem Ruck den Kopf. «Was ist?»
    «Wissen Sie, wo ich einen Mann namens Tycho McNulty finden kann?», fragte Jin schnell, ehe der Frau die Vorbehalte kamen, die viele Menschen hatten, wenn sie von einem fremdländischen Mädchen angesprochen wurden. Manche wurden wütend. Manchmal ignorierten sie Jin, wohl weil sie keine Lust hatten zu antworten.
    Aber diese Frau blieb stehen und betrachtete Jin interessiert. Sie versuchte, es zu verbergen, aber in ihrem Blick lag auch Sorge. «Weswegen?»
    «Ich brauche Chemikalien.» Das entsprach der Wahrheit, aber Jin wusste genau, die Dame würde glauben, sie bräuchte Chemikalien, mit denen man etwas Schlimmeres herstellen konnte als ein buntes Feuerwerk.
    Die Dame würde außerdem glauben, dass sie und Jin etwas gemeinsam hatten. Jin zwang diese Vorstellung in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins und blickte die Frau an, die sie nun unverhohlen besorgt betrachtete.
    «Ist alles in Ordnung?», fragte sie leise.
    Jin nickte. «Wissen Sie, wo ich diesen McNulty finden kann?»
    Die Frau holte tief Luft. «Die nächste Straße rechts. Halte Ausschau nach einer grün gestrichenen Tür mit einem Messingschild.» Dann tat sie etwas Schockierendes. Sie streckte die behandschuhte Hand aus und legte sie auf Jins Schulter. «Pass auf dich auf.»
    Starr vor Überraschung erhaschte Jin gerade noch einen Blick auf die gestopfte Daumenspitze des Handschuhs, bevor sich die Frau hastig umwandte und in ihrem müden Kleid die Straße entlangging.
    Jin schaute ihr nach. Die Geste hatte sie völlig überrumpelt; sie konnte noch fühlen, wo die Hand der Frau sie berührt hatte. Die ersten Tränen fielen, noch ehe sie überhaupt merkte, dass sie weinte. Dann wischte sie sich mit dem Ärmel über die Augen und stolperte in die Gasse hinein, in der Tycho McNulty sein Geschäft hatte.
    Die grüne Tür befand sich am anderen Ende, wo der Geruch des Meeres sich beinahe gegen den Gestank nach Alkohol und Fäulnis durchsetzen konnte und wo Jin tatsächlich die eine oder andere Welle gegen einen unsichtbaren Strand anbranden hörte. Das Schild war angelaufen, aber die Gravur wohlgeraten, und alle Worte waren richtig geschrieben: T. M C N ULTY , A POTHEKER .
    Sie straffte die Schultern, hob den Türklopfer aus Messing und ließ ihn gegen die Tür fallen. Nach einem Augenblick verdunkelte

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