Broken Lands
seufzte auf und schloss die Augen. «Danke.»
Die beiden Männer standen da, die Hände in den Taschen, und führten wortlose Gespräche, allein mit ihren Gesichtern, während Jin sich den Eisbeutel auf die Schläfe drückte. Sie öffnete die Augen und wollte fragen, was passiert war. Da fiel es ihr wieder ein.
«Da war …» Sie leckte sich wieder über die Lippen und zwang ihre Stimme zur Ruhe. «Da war eine Leiche in der Gasse. Deshalb habe ich geschrien.»
Der hutlose Mann drehte sich auf dem Absatz herum und ging wieder zur Bar. «Bring diesmal den guten Stoff», rief ihm der andere nach. Dann drehte er sich zu Jin um und stützte die Ellbogen auf die Knie.
«Mein Name ist Walter Mapp», sagte er. «Das hier ist Jasper. Ihm gehört der Laden.»
Jin nickte, aber sie hörte nicht zu. Sie sah immer wieder, wie die verklumpten Zeitungen zur Seite schabten und den verkrümmten, kaum noch menschenähnlichen Körper darunter entblößten. Wieder und wieder.
«Denk nicht mehr dran», sagte Mapp scharf. «Lass es sein.»
«Sie haben es ja nicht gesehen», sagte sie erstickt.
«Doch, habe ich», entgegnete er. «Ich bin mit dem Kerl zurückgegangen, der dich hergebracht hat. Er wollte nichts mit der Polizei zu tun haben. Du warst fast eine Stunde weggetreten, Sonnenscheinchen. Seitdem ist eine Menge passiert.»
«Es war entsetzlich.» Ein weiteres Glas erschien in ihrer Hand. Sie starrte hinein. «Er war so zerfetzt – man konnte gar nicht erkennen, ob es zerrissene Kleidung oder zerrissene Haut war.» Sie schaute zu Mapp hoch. «Was war das? Welches Monster kann so etwas getan haben?»
Ehe Mapp antworten konnte, sprang die Tür des Saloons auf und Onkel Liao und Mr. Burns kamen hereingestürmt.
«Ist sie verletzt?», erkundigte sich Mr. Burns. «Jin, bist du verletzt?»
«Nein, Sir. Moment mal … woher wissen Sie …?»
«Hör doch auf mit dem dämlichen ‹Sir›; wir wollen wissen, ob du am Leben bist oder nicht!», polterte Liao. « Xiao Jin, ni shou shangle ma? » Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und drehte ihn so, dass er ihr in die Augen blicken konnte.
« Wo toutong . Ich habe mir den Kopf gestoßen», setzte sie erklärend hinzu.
Liao zog den Eisbeutel von ihrem Kopf und betrachtete die Beule. Dann nahm er ihr das Glas aus der Hand, roch daran, wandte sich zu Jasper und nickte beifällig. «Trink, Glühwürmchen, in kleinen Schlucken, während wir uns mit diesen Männern unterhalten.»
Mr. Burns tätschelte ihr noch schnell das Knie, bevor Liao ihn mit sich zu Walter Mapp und Jasper zog, die sich ein Stück weit entfernt hatten. Jin trank einen Schluck aus ihrem Glas und schaute auf. Und da stand der Junge namens Sam, der von der Culver Plaza, neben der Tür.
Er kam zu ihr und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Mapp gesessen hatte. «Du hast dich daran erinnert, was ich dir gesagt habe.»
Jin schaute zu den vier Männern hinüber, die ins Gespräch vertieft waren. «Wie sind Onkel Liao und Mr. Burns hierhergekommen?»
«Du hast meinen Namen erwähnt», sagte Sam zu ihr, «als du nach dem Reverend Dram gefragt hast. Der Mann, der dich gefunden hat, brachte dich hierher und hat dann mich geholt.»
Sie schnaubte. «Gibt es in ganz Coney Island nur einen einzigen Sam?»
«Coney Island ist ein Dorf», erwiderte Sam achselzuckend. «Man kennt mich hier.»
«Und ich habe dir gesagt, wo die Vorstellung heute Abend stattfinden wird. So wusstest du, wo du nach den beiden suchen musst.» Jin nickte zu Liao und Mr. Burns.
«Nun, das stimmt zwar, aber ich wusste es schon vorher.» Er warf ihr ein verlegenes Lächeln zu und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche. Jin erkannte sofort das Flugblatt der Fata Morgana Feuerwerk-Kompanie. «Ich war heute Morgen im Hotel, als euer Wagen ankam. Ich habe gesehen, was du da gemacht hast …. Na ja», sagte er dann, «eigentlich habe ich keine Ahnung, was genau du da gemacht hast. Es sah so aus, als ob du dich bemühtest, dich nicht in Brand zu setzen.»
«So ähnlich. Ich habe versucht zu verhindern, dass er mich in Brand setzt», sagte Jin und ruckte mit dem Kopf zu Mr. Burns. Die Bewegung brachte den rasenden Kopfschmerz zurück. «Oh, das wird heute Abend ziemlich übel werden.» Sie kniff die Augen zusammen, um den Schmerz zu vertreiben, doch sofort tauchte das Bild des Leichnams wieder auf. Sie merkte, wie sie anfing zu zittern, und zwang sich, die Augen zu öffnen, obwohl das Zittern bedeuten konnte, dass sie gleich anfangen
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