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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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mich wohlfühle.»
    Bones betrachtete ihn nachdenklich. «Das soll wohl bedeuten, dass du diesen Teil der Aufgabe übernimmst, was?»
    «Die Unterwerfung durch Blut.» Walkers Grinsen kräuselte sich um seine Mundwinkel. «Ja. Und du tust gut daran, mir aus dem Weg zu gehen.»

7
    NORTON’S POINT
    In Wahrheit hatte Jin eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie übel der Teil der Stadt war, auf den sie zusteuerte. Sie war sich darüber klar geworden, als sie den Concierge im Hotel Broken Land nach dem Weg dorthin gefragt hatte. Einen erwachsenen Mann, und der war tatsächlich rot geworden!
    Andererseits war er derjenige gewesen, der den Namen Norton’s Point überhaupt ins Spiel gebracht hatte. Ein Concierge wusste nicht nur alles, er konnte auch alles finden. Jin hatte durch die kleine Fata Morgana-Bibliothek an pyrotechnischen Handbüchern gestöbert und erkannt, dass sie bei der Vorstellung heute Nacht etwas ganz Besonderes präsentieren konnte, wenn sie nur ein paar außergewöhnliche Chemikalien in die Finger bekäme, und war schnurstracks zu dem Concierge gegangen.
    «Ich muss ein paar Dinge besorgen», sagte sie und ratterte dann eine Liste herunter, die sich anhörte, als wollte sie entweder jemanden einbalsamieren oder K.O.-Tropfen zusammenmischen. Der arme Kerl war puterrot geworden, dann sagte er ihr, sie solle es in Norton’s Point probieren.
    «Da k-kriegt man so ziemlich alles», hatte er gestammelt. «Ich würde allerdings so schnell wie möglich gehen. Es ist am anderen Ende von Coney Island, und die Gegend würde ich nicht gerade als sicher für … für eine junge Dame bezeichnen. Schon gar nicht abends.»
    Und so war Jin losgezogen.
    Jede Stadt ist die Summe ihrer Viertel, und den Bärenanteil machen die Menschen aus. Will man sich an einem Ort zurechtzufinden, muss man erst in Erfahrung bringen, wie man sich am besten inmitten dieser Menschen bewegt. Und mit ein paar Tricks kann man sicher durch die rauen Gegenden einer Stadt navigieren. Jin kannte die Tricks. Sie kannte sie alle.
    Natürlich ist es das Beste, erst gar nicht in solche Gegenden zu geraten. Wenn sich das nicht vermeiden lässt, ist es dringend empfohlen, nicht wie ein Fremder auszusehen. Fremde erregen Aufmerksamkeit. Allerdings wirkte Jin überall wie eine Fremde, und daher musste sie sich eine andere Strategie überlegen, die lautete: Tu so, als wärst du hier zu Hause, während du gleichzeitig beide Augen offen hältst. Du musst wach aussehen, auf alles vorbereitet sein, ohne dass es den Anschein hat, du würdest Ärger befürchten. Tritt selbstbewusst auf, ohne arrogant zu wirken. Aufschneider schreien förmlich nach Ärger. Und obwohl manchmal Blickkontakt ratsam war, manchmal aber auch nicht, hatte Jin schon vor langer Zeit entschieden, dass es besser war, mit erhobenem Kopf und offenen Augen durch die Welt zu gehen.
    Aber sie war sich ziemlich sicher, dass es auf dieser windigen Insel nichts gab, was Jiu Jinshan – «den alten Goldberg» – San Francisco übertreffen konnte. Die Gegend, in der sie aufgewachsen war, hatte sie mit Elend und Gräuel gründlich bekannt gemacht.
    Während sie weiterging, blieb West Brighton zurück. Sandige Straßen versickerten in Strandhafer und knorrigen Bäumen. Die Gebäude, die sich der vom Wasser her wehenden Brise entgegenstemmten, wirkten zufällig und provisorisch. Jin zog sich den Hut tief in die Stirn und wünschte sich bestimmt zum fünfzehnten Mal, dass sie ihr Fahrrad mitgenommen hätte. Vier Meilen hin und vier Meilen zurück … Ihre Füße würden ihr das sehr übel nehmen. Sie taten jetzt schon weh.
    Aus den windschiefen Häusern wurde eine windschiefe Siedlung, und dann entwickelte sich die Siedlung zu einem erschreckend engen und verwinkelten Haufen von Hotels, Restaurants und Saloons. Es stank nach schalem Bier und Kohlsuppe, nach alten Muschelschalen und Fischköpfen, die man den Aasfressern überlassen hatte, und nach etwas, das Jin vertraut war, das sie aber nicht benennen konnte. Aber sie roch es immer an Orten wie diesem hier, an Orten, wo sie instinktiv wachsamer war als anderswo und wo die Erinnerung an Jiu Jinshan mit Klauenfingern nach ihrer Kehle griff. Sie rieb über das Jade-Armband – der einzige Gegenstand, den sie mitgenommen hatte. Diese Geste half ihr immer, die innere Sicherheit wiederzugewinnen.
    Die Beschimpfungen von den Jungen auf der Culver Plaza waren Koseworte gegen das, was sie hier zu hören bekommen würde. Die ehrbaren Typen würden sie

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