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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Gefahr laufen, etwas Dummes zu sagen. Aber wie, so fragte er sich, würde er sich fühlen, wenn er gar nichts sagte? Was konnte ihm schon passieren?
    Und so fragte er: «Würdest du mit mir tanzen?»
    Jin blieb stehen. «Ich kann nicht tanzen, Sam.» Kein Misstrauen, keine Schüchternheit. Sie sprach, als ob sie ihm etwas Offensichtliches mitteilen würde.
    «Wegen der Bandagen, oder weil du es nie gelernt hast?»
    «Beides.»
    «Aber du kannst rennen.»
    «Ja, aber es tut weh. Es tut immer weh.»
    «Dann habe ich eine Idee.» Er stand auf und streckte die Arme aus. «Vertrau mir. Denk dran, wie gut meine letzte Idee war.»
    Sie schaute ihn lange an. «Ich kam mit dir hierher, und wir setzten uns in die Dunkelheit. Allein. Ich habe dir Dinge erzählt, die ich noch niemandem erzählt habe. Ich habe meine Schuhe ausgezogen. Ich weiß, wie das für dich aussehen muss. Du musst denken … Aber bitte komm nicht auf falsche Gedanken. Das könnte ich nicht ertragen.»
    Der Schmerz bohrte sich in ihn. Da war es, genau das, wovor er sich gefürchtet hatte. Was hatte sie vorhin gesagt? Ich will wissen, ob du das als Einladung missverstehst .
    «Nein», widersprach Sam. «Du weißt, dass ich das nicht denke, oder?»
    «Aber warum bist du dann hier?», fragte sie mit unerwarteter Heftigkeit. «Und jetzt willst du auch noch tanzen ! Weiße Jungen tanzen nicht mit Mädchen, die so aussehen wie ich.»
    «Aber nur, weil es gerade einmal fünf Mädchen in Amerika gibt, die so aussehen wie du», gab Sam zurück. «Und weil die Leute dumm sind.» Er ließ die Arme sinken. «Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich kann nicht gut mit Leuten reden, nicht über solche Dinge. Aber ich kann tanzen, und es macht mich traurig, dich traurig zu sehen. Bitte tanz mit mir.»
    Sie schaute zum Feuer, als ob es ihr einen Rat geben könnte. Dann nickte sie einmal und kam näher.
    Sam legte leicht seinen Arm um ihre Hüfte. «Du weißt, was ein Walzer ist, oder?»
    «Das ist der Tanz, bei dem man eins-zwei-drei, eins-zwei-drei zählen muss?»
    «Genau. Also, die Sache mit den schmerzenden Füßen … Vertraust du mir?»
    Jin warf ihm einen schiefen Blick zu. «Nicht im Mindesten.»
    Sam lächelte. «Ich glaube, du schwindelst.» Und ich hoffe, ich habe recht . «So kommen wir um den Schmerz herum.» Er trat noch näher und spannte die Muskeln in seinem Arm an, zog ihren Körper ganz eng an sich und hob sie leicht hoch, sodass ihre Sohlen nur noch knapp den Boden berührten.
    Jin riss die Augen auf. «Was machst du da?»
    «Ich nehme Gewicht von deinen Füßen, das ist alles.» Das war natürlich nicht alles. Sie befanden sich jetzt Nasenspitze an Nasenspitze, und er konnte spüren, wie ihr Herz gegen seine Brust hämmerte. «Leg deine Hand auf meine Schulter. Gut so. Bereit? Und …»
    «Sam.»



Sie tanzten, bis die Musik verklang.

«Ja?»
    «Wenn du auch nur eine unschickliche Berührung wagst, werde ich dich umbringen. Glaubst du mir?»
    «Ja, das tue ich. Und: eins-zwei-drei, eins-zwei-drei …»
    Es ging nicht wie geschmiert, aber er schaffte es, dass sie sich im Walzertakt drehten.
    Irgendwann während der zweiten Runde um das Feuer spürte er, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich. Nicht lange danach kroch die Hand, die auf seiner Schulter gelegen hatte, um seinen Nacken, um sich festzuhalten. Sie roch nach Schießpulver und Zimt, und er konnte diesen Duft tief einatmen. Er zählte immer noch die Schritte, flüsterte den Takt, während das silbrig blaue Feuer sich in diesen Augen widerspiegelte, die an seiner Schulter vorbei in die Nacht schauten.
    Sie tanzten, bis die Musik verklang. Dann standen sie neben dem Feuer, die Arme immer noch umeinander geschlungen. Jin hatte kein einziges Mal zu ihm hochgeschaut, hatte ihm nie in die Augen geblickt, aber jetzt lag ihr Kopf an seiner Schulter. Sam drehte den Kopf gerade so viel, um ihr Gesicht zu sehen und ihre Wange an seinem Kinn zu spüren.
    «Jin», sagte er leise. «Wie geht es deinen Füßen?»
    Sie lächelte und sprach gegen seinen Hals. «Ich fühle mich so leicht wie ein Funke.»
    «Gut», sagte er. «Mehr will ich gar nicht.»
    Aus der Dunkelheit tönte eine bellende Explosion, gefolgt von einem lauten, heulenden Pfeifen. Ein weißer Lichtspeer schoss in den Himmel und explodierte in einem Regen aus rosa Sternen.
    Jin schaute nach oben. «Das ist Onkel Liaos Signal.»
    «Ich bringe dich zurück.»
    Sie drehte sich in seinen Armen und schaute den letzten rosa Sternen nach, die aus

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