Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
mir nicht, Falco!‹ Das sollte ich doch jetzt sagen, nicht wahr? Und wann würden Sie erwidern: ›Das macht nichts, Senator. Sie sind mir auch nicht besonders sympathisch!‹ « Ich begriff sofort, daß meine Mission hier sehr viel schwieriger werden würde als bei Oberpriester Gordianus. Crispus wollte offenbar unsere Unterhaltung genießen.
    »Jetzt werden Sie mich vermutlich hinauswerfen lassen, Senator.«
    »Aber warum sollte ich?« Er musterte mich mit einigem Interesse. »Sie sind also Privatermittler! Was für Fähigkeiten braucht man denn zu dem Beruf?«
    »Oh, Urteilsvermögen, Weitblick, schöpferische Ideen, Verantwortungsbewußtsein, Durchhaltevermögen – plus der Fähigkeit, Mist in eine Kloake zu schaufeln, bevor die Leute sich über Geruchsbelästigung beklagen!«
    »Also so ziemlich das gleiche, was ein Verwaltungsbeamter auch können muß!« Er seufzte. »Und was wollen Sie hier, Falco?«
    »Herausfinden, was Sie im Schilde führen – was allerdings mehr oder minder auf der Hand liegt!«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja. Es gibt eine Menge öffentlicher Ämter, die Sie anstreben könnten. Und bei allen bräuchten Sie die Fürsprache des Kaisers – mit einer Ausnahme.«
    »Was für ein haarsträubender Einfall, Falco!« versetzte er liebenswürdig.
    »Verzeihen Sie, aber in meinem Beruf habe ich es nun einmal mit haarsträubenden Dingen zu tun.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen etwas Besseres anbieten?«
    »Immer offen für Anregungen«, sagte ich und wich Helenas Blick aus.
    Er lächelte, ließ aber den Worten keine Taten folgen.
    »Zur Sache, Falco! Ich weiß, womit Flavius Vespasianus den guten Gordianus abgespeist hat. Also, was hat er mir zu bieten?«
    Daß er vom Kaiser sprach, wie von einem einfachen Bürger, zeugte von krasser Respektlosigkeit.
    »Wie haben Sie das von Gordianus erfahren, Senator?«
    »Zum einen: Falls der Kranz, den Sie tragen, heute abend von mir spendiert wurde, so stammt er aus einer Lieferung, die per Schiff aus Paestum gekommen ist.«
    »Paestum, aha! Und wer, außer einem klatschsüchtigen Blumenverkäufer, streut noch das Gerücht aus, daß Gordianus nach Paestum geht?«
    Da ich mich so beharrlich an der Frage festbiß, trat ein gefährliches Glitzern in seine Augen (deren Braunton den Frauen verführerisch erscheinen mochte. Sie standen aber zu eng beieinander, um dem klassischen Ideal zu genügen). »Ich weiß es von ihm selbst. Er schrieb mir, daß sein Bruder tot ist, und …« Crispus stockte.
    »Und er hat Sie gewarnt!« Barnabas.
    »Ja, er hat mich gewarnt«, bestätigte er freundlich. »Wollen Sie das gleiche tun?«
    »Ja. Aber ich möchte mit Ihnen auch verhandeln.«
    »Ach! Und was haben Sie zu bieten?« fragte er höhnisch. (Mir fiel ein, daß ihm halb Latium gehörte, von seinem sündteuren Festgewand und der schicken Jacht ganz zu schweigen.) »Vespasian hat doch kein Geld. Er hat nie welches gehabt; der Mann ist ja geradezu berühmt für seine leeren Taschen! Und immer bis über beide Ohren verschuldet. Als Gouverneur von Afrika – dem lukrativsten Posten im ganzen Reich – hat er seinen Kreditrahmen dermaßen überschritten, daß er mit alexandrinischem Frischfisch handeln mußte … Wieviel zahlt er Ihnen, Falco?«
    »Zu wenig.« Ich grinste.
    »Ja, warum unterstützen Sie ihn dann?« säuselte er. Ich fand, es sei leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen – wahrscheinlich, weil es schwer fallen würde, ihn zu kränken.
    »Das tue ich gar nicht so sonderlich. Allerdings sehe ich Rom lieber von einem Mann regiert, der seinem Buchhalter peinliche Fragen stellt, bevor sein Hausverwalter den Metzger bezahlt, als von einem Wahnsinnigen wie Nero, der sich für einen Sproß der Götter hielt und glaubte, nur weil er den Purpur trage, dürfe er seinen persönlichen Eitelkeiten freien Lauf lassen, echte Talente ausmerzen, die Staatskasse plündern, halb Rom in Schutt und Asche legen – und zahlende Theaterbesucher zu Tode langweilen!«
    Crispus lachte lauthals. Ich hatte nicht im Traum damit gerechnet, daß ich ihn mögen würde, und fing an zu begreifen, warum ihn alle Welt für gefährlich hielt; ein populärer Mann, der über unsere Witze lacht, ist viel bedrohlicher, als ein ausgemachter Schurke es je sein könnte.
    »Ich singe nie vor Publikum!« versicherte Crispus mir leutselig. »Ein wirklich vornehmer Römer engagiert dafür Profis … Schauen Sie, meiner Meinung nach hatten Galba, Otho, Vitellius und Vespasian, die uns seit Neros Tod beglückt haben

Weitere Kostenlose Bücher