Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Sehnsucht nach dir, daß ich in deine Wohnung ging. Wir müssen auf der Straße aneinander vorbeigelaufen sein.«
    Sie beugte den Kopf auf die Knie und unterdrückte abermals ein Schluchzen. Mein Lachen klang bitter. »Das hättest du mir sagen sollen.«
    »Du wolltest mich verlassen!«
    »Nein.« Meine rechte Hand streichelte ihren Nacken und ertastete eine Kuhle, die als Nest für meinen Daumen wie gemacht schien. »Nein, mein Herz. Das wollte ich nie.«
    »Du hast es aber gesagt!«
    »Ich bin Privatermittler. Alles Gerede. Das meiste davon falsch.«
    »Ja«, sagte sie nachdenklich, hob den Kopf und nickte. »Ja, Didius Falco, manchmal redest du wirklich dummes Zeug.«
    Ich grinste und gab ihr noch ein paar Kostproben.
     
    Eben durchbrach die Sonne den Glast über der Bucht, und im Nu blaute der Himmel erst über den Küstentälern und lachte dann auch auf unseren Berghang nieder. Wohlige Wärme hüllte uns ein. Die elegant geschwungene Küstenlinie trat klar hervor; an ihrem offenen Ende erschien die Insel Capreae wie ein dunkler Hecks. Unter uns tüpfelten die spielzeugkleinen, weißen, rotgedeckten Häuser von Herculaneum, Oplontis und Pompeji die Talmulden; auf den Hängen duckten sich Dörfer und vereinzelte Gehöfte zwischen die Felsen.
    »Hmm! Genau die Traumaussicht, derentwegen man eine schöne Frau auf den Berg schleppt, ohne sich dann auch nur einmal der Aussicht zu widmen …«
    Als die wärmenden Sonnenstrahlen unser Plätzchen erreichten, bettete ich Helena auf den Rücken und streckte mich, auf den Ellbogen gestützt, neben ihr aus. Sie fing an, mein Ohr zu streicheln, als sei es etwas ganz und gar Wunderbares. Mein Ohr konnte gar nicht genug davon kriegen; ich neigte den Kopf, damit sie besser drankam, und aalte mich unter ihren forschenden Blicken. »Was fasziniert dich denn da so?«
    »Oh, eine schwarze Tolle, die immer ungekämmt aussieht …« Zufällig wußte ich, daß Helena meine Locken mochte. »Eine dieser edlen, langen, geraden Nasen, wie von einem etruskischen Grabmal … Augen, die immer in Bewegung sind, ohne je zu verraten, was sie gesehen haben. Grübchen!« (Kichernd bohrte sie den kleinen Finger in eins hinein.)
    Ich drehte blitzschnell den Kopf, faßte den Finger mit Zähnen und tat so, als wolle ich ihn aufessen.
    »Und tadellose Zähne.«
     
    »Was für ein herrlicher Tag!« Ich hatte schon immer ein Faible für mildes, warmes Klima gehabt. Ich hatte auch schon immer ein Faible für Helena gehabt. Ich konnte mich kaum erinnern, wann es je sinnvoll erschienen wäre, etwas anderes zu behaupten. »Mein bester Freund betrinkt sich selig in Gesellschaft seiner lieben Frau, also kann ich ihn getrost vergessen. Ich liege hier in der Sonne und habe dich endlich einmal ganz für mich allein, und weißt du was? Gleich werde ich dich küssen …« Sie lächelte zu mir auf. Mir lief ein Schauder über den Nacken. Hier mit mir allein schien sie endlich ganz gelöst. Auch ich war so entspannt, daß es gleich aus sein würde mit der Entspannung … Helena tastete im selben Augenblick nach mir, da ich sie fester an mich zog und endlich, endlich küßte.
     
    Viele, viele Sekunden später blickte ich mit ernster Miene zum Himmel auf. »Dank dir, Jupiter!«
    Helena lachte.
    Das grüne Kleid, das sie trug, war zu leicht und duftig, um zu verhüllen, daß sie sonst nichts weiter anhatte. Es war an den Ärmeln mit facettierten Glasknöpfen zusammengehalten, die in reichgestickten Schlaufen steckten. Ich nestelte einen Knopf auf, um zu sehen, was passieren würde; Helena lächelte und kämmte meine Locken mit den Fingern. »Soll ich dir helfen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Knöpfe gingen schwer auf, aber Eigensinn und anderes beflügelten mich inzwischen so, daß ich mich unverdrossen weiter vorarbeitete. Dann wanderte ich mit den Lippen über ihren Arm, und da ihr das zu gefallen schien, machte ich gleich mit dem anderen Ärmel weiter.
    Meine Hand glitt von ihrem Handgelenk zu ihrer Schulter und wieder hinab, nur daß sie jetzt nicht mehr ihrem Arm folgte. Ihre kühle, zarte Haut, an die nie ein Sonnenstrahl kam, erschauerte; Helena holte tief Luft und bog sich mir entgegen; ich mußte mich gewaltig anstrengen, damit meine Finger aufhörten zu zittern.
    »Weißt du, wo das hinführen soll, Marcus?«
    »Ich will’s hoffen! Du hast dir doch wohl nicht eingebildet, ich würde die Chance, dich ganz für mich allein auf einem Berggipfel zu haben, nicht bis ins letzte auskosten?«
    »Aber natürlich

Weitere Kostenlose Bücher