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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kaufte er ein ganzes Faß zusammen. Kein Witz. Eine Kufe, so groß wie seine Frau. Mindestens zwanzig Amphoren. Genug für tausend Karaffen (und noch mehr, wenn er den Wein mit Wasser streckte).
    Silvia hoffte, ich würde ihn von diesem Wahnsinnskauf abbringen, aber er hatte schon bezahlt. Wir mußten warten, bis er seinen Namen in das Faß gebrannt und mit dem Winzer verabredet hatte, wann er mit Nero und dem Karren wiederkommen würde – die einzige Möglichkeit, dieses Trumm von hier wegzuschaffen. Silvia und ich wollten wissen, wie er denn nun seine Familie heimzubringen gedenke (ganz zu schweigen davon, wo sie wohnen sollten, wenn ihr Haus voller Wein wäre), aber er war völlig euphorisch. Außerdem wußten wir, daß er es irgendwie schaffen würde. Petronius Longus hatte schon ganz andere Dinger gedreht.
     
    Endlich waren wir bereit zum Aufbruch.
    Ich hatte die mit den Bändern im Haar erwischt. Diesmal saß sie vor mir im Sattel und war auffallend still. Als wir bei der Villa ankamen, konnte ich sie kaum gehen lassen. Ich sagte ihr noch einmal, daß ich sie liebe, dann mußte ich sie hineinschicken.
     
    Petronius und Silvia hatten taktvoll unten an der Auffahrt gewartet. Als ich mit dem Esel zurückkam, verharrten sie in höflichem Schweigen.
    »Ich besuche euch, sobald ich kann, Petro.« Ich muß ziemlich blaß ausgesehen haben.
    »Beim Jupiter!« rief Petronius und schwang sich aus dem Sattel. »Komm, wir trinken noch einen Wein, bevor du gehst!« Silvia verkniff sich für diesmal jeden Tadel.
    Es dämmerte schon, als wir uns mit einem Weinschlauch unter eine Pinie zurückzogen. Wir drei tranken nicht zuviel, aber doch mit einer gewissen stillen Verzweiflung, nun, da Helena uns verlassen hatte.
    Als ich später zum Haus hinaufging, dachte ich darüber nach, daß die Liebe genauso in die Beine geht wie ans Herz und an die Brieftasche. Und dann bemerkte ich etwas, was mir zuvor entgangen war: Das Klingeln der Glöckchen an einem Ledergeschirr führte mich zu zwei struppigen, wundgerittenen Maultieren, die, den Futterbeutel umgehängt, etwas abseits vom Weg unter den Zypressen angebunden waren. Ich lauschte, aber sonst war alles ruhig. Selbst wenn ein heimliches Liebespaar von der Küste den Berg heraufgekommen wäre, hätte es sich wohl kaum so weit auf ein Privatgrundstück vorgewagt, um unbehelligt einem Schäferstündchen zu frönen. Ich streichelte den Tieren den Hals und setzte gedankenverloren meinen Weg fort.
     
    Als ich wieder oben bei der Villa anlangte, war, seit ich Helena heimgebracht hatte, eine Stunde verstrichen.
    Jeder Kofferdieb oder Mörder hätte in das Haus eindringen können. Die Dienstboten, die Helena empfangen hatten, waren längst wieder verschwunden. Trotzdem ging ich in der beruhigenden Gewißheit nach oben, daß zumindest ihr Schlafzimmer gut bewacht sei; eine Vorsichtsmaßnahme, auf der ich bestanden hatte. Das bedeutete zwar, daß ich selbst höchstens fünf Minuten höflich mit ihr würde plaudern können, aber irgendwie freute ich mich auf diese alberne Komödie vor den anderen, darauf, den mürrischen Leibwächter zu spielen, nur knorrige Schale und derbe Witze …
    Vor Helenas Gemächern angelangt, öffnete ich die schwere Tür, schlüpfte hinein und schloß sie leise wieder hinter mir. Es war der pure Leichtsinn; ich würde einen Riegel anbringen müssen. Der Vorplatz lag wieder im Dunkeln, und wieder schimmerte von drinnen Licht durch die Portieren.
    Sie hatte Besuch. Jemand sprach, und es war nicht Helena. Ich hätte mich zurückziehen sollen. Ich forderte die Enttäuschung geradezu heraus, hatte aber solche Sehnsucht nach ihr, daß ich einfach nicht mehr anders konnte.
     
    Das grüne Kleid lag zusammengefaltet auf einer Truhe; die Sandalen hatte sie achtlos auf dem Läufer vor ihrem Bett abgestreift. Helena hatte etwas Dunkleres, Wärmeres mit langen wollenen Ärmeln angezogen. Ihr Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter fiel. Sie sah adrett, ernst und unendlich müde aus.
    Sie war so spät heimgekommen, daß man ihr das Essen auf einem Tablett serviert hatte. Sie saß mit dem Gesicht zur Tür, und beobachtete so mit vor Schreck geweiteten Augen, wie ich den Vorhang beiseite schlug und zornbebend die Szene betrat.
    Sie hatte einen Mann bei sich.
    Er saß in einem Sessel mit dem Rücken zu mir und futterte Nüsse. Helena schien gedrückter als sonst, während sie an einem Hühnerbein nagte, und doch aß sie so ruhig weiter, als sei die Gegenwart

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