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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Erledige du deine Arbeit für den Kaiser, dann kümmern wir uns um Barnabas.«
    »Meine Arbeit kann warten; erst einmal kümmere ich mich um dich …«
    »Das kann ich schon selber!« brach es plötzlich aus ihr heraus. »Ich komme allein zurecht. Immer. Ich werd’s ja auch müssen – das habe ich sehr wohl begriffen!«
    »Du redest Unsinn.«
    »Nein, ich sage nur die Wahrheit! Du weißt nichts von mir, gar nichts. Leb du dein Leben, wie du willst – aber wie konntest du das über mich und Rufus sagen? Wie konntest du so etwas auch nur denken ?«
    Ich hatte Helena nie so verletzt gesehen. Ich war so daran gewöhnt zu sticheln, daß ich gar nicht mehr spürte, wann ich zu weit ging; diesmal war ich entschieden zu weit gegangen.
    »Du hast ja recht, es ging mich nichts an …«
    »Nichts, was mich betrifft, geht dich was an! Geh weg, Falco, geh doch, geh!«
    »Na, das ist doch mal ein Befehl, den ich verstehe!« Vor lauter Hilflosigkeit verlor jetzt auch ich die Beherrschung. »Du hast mich engagiert, weil ich gut bin – zu gut, um meine Zeit an einen Klienten zu verschwenden, der mir partout kein Vertrauen schenkt.« Helena antwortete nicht. Ich stakste hinüber zum Esel. »Ich reite zurück. Willst du jetzt vernünftig sein und mitkommen oder auf diesem Berg versauern?« Immer noch keine Antwort.
    Ich band den Esel los und schwang mich in den Sattel.
    »Nur keine Angst«, sagte ich giftig. »Wenn ein wilder Eber aus dem Unterholz kommt, brauchst du ihn bloß so anzufauchen wie mich gerade.«
    Helena Justina regte sich nicht und sagte kein Wort. Ich ritt los, ohne mich umzuschauen.

LIX
    Drei Minuten lang ritt ich forsch bergab. Sobald der Pfad breiter wurde und ich wenden konnte, kehrte ich um.
    Helena Justina saß noch genauso da, wie ich sie verlassen hatte. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen; nichts und niemand hatte sie angegriffen: bloß ich.
    Als mein Herzschlag wieder halbwegs normal war, trat ich zu ihr, beugte mich vor und strich ihr mit dem Daumen über den Kopf.
    »Ich dachte, du hättest mich verlassen«, sagte sie mit halb erstickter Stimme.
    »Glaubst du, das könnte ich?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Ich hab ja selber gedacht, ich hätte dich verlassen«, gestand ich. »Aber ich bin schließlich ein Idiot. Wenn du nur immer schön da bleibst, wo ich dich wiederfinden kann, dann komme ich jedesmal zurück.« Ich hörte sie leise schluchzen.
    Ich kniete mich vor sie hin und nahm sie in die Arme. Ich hielt sie fest umschlungen, und nachdem ein paar heiße Tränen in den Ausschnitt meiner Tunika getropft waren, wurde sie langsam ruhiger. Wir saßen ganz still da, während ich meine Kraft auf sie überströmen ließ und die Spannung, mit der ich nun schon so lange lebte, daß sie mir fast zur zweiten Natur geworden war, wich.
     
    Endlich faßte Helena sich wieder und blickte auf. Ich schob zwei Finger unter das Kettchen um ihren Hals und zog meinen alten Silberring hervor. Sie wurde rot. »Bis vor kurzem habe ich ihn noch getragen …« Sie brach verlegen ab.
    Mit beiden Händen riß ich die dünne Kette entzwei; Helena stockte der Atem, und sie fing den schmalen Reif in ihrem Schoß auf. Ich nahm ihn und suchte die Inschrift: Anima mea , »meine Seele«. Ich griff nach ihrer linken Hand und steckte ihr den Ring höchstpersönlich wieder an. »Trag ihn. Ich habe ihn dir nicht geschenkt, damit du ihn versteckst!«
    Helena schien zu zögern. »Marcus, als du mir den Ring geschenkt hast, warst du da in mich verliebt?«
    Erst da begriff ich, wie ernst die Lage war.
    »Ich habe mal eine Regel für mich aufgestellt«, sagte ich. »Verliebe dich nie in eine Klientin …« Sie blickte gequält zu mir hoch und entdeckte das Flackern in meinen Augen. »Liebste, ich habe eine Menge Regeln aufgestellt und die meisten davon übertreten! Kennst du mich denn immer noch nicht? Ich habe Angst, daß du mich verachten könntest und daß andere es merken – aber ich bin verloren ohne dich. Wie kann ich es dir beweisen? Soll ich gegen einen Löwen kämpfen? Meine Schulden bezahlen? Wie ein Irrer den Hellespont durchschwimmen?«
    »Du kannst doch gar nicht schwimmen.«
    »Das zu lernen ist ja grade der Clou dabei.«
    »Ich werde es dir beibringen«, flüsterte Helena. »Ich möchte, daß du dich behaupten kannst, falls du mal in einen Strudel gerätst!«
    Dieser Strudel war gerade tief genug. Ich sah sie an. Sie sah zu Boden. Dann fing sie an zu beichten. »An dem Tag, als du nach Kroton fuhrst, hatte ich solche

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