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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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seine Nachkommen können vielleicht sogar Senatoren werden. Ein Freigelassener kann seine Talente nutzen; ein Vermögen ansammeln; sogar Marcellus beerben, falls der es über sich bringt, mit einem entsprechenden Testament einen Skandal heraufzubeschwören. Du bist eine wunderbare Frau, Helena Justina; es ist eine wunderbare Lösung, und er kann sich glücklich preisen, daß du ihm so selbstlos beistehst. Die Sache hat nur einen Haken!« knurrte ich. »Pertinax, der Verschwörer, gilt als tot – aber Barnabas wird als Brandstifter gesucht – und wegen vorsätzlichen Mordes an einem Senator.«
    »Wovon sprichst du, Falco?« Helenas Blick glitt rasch zwischen Pertinax und mir hin und her.
    »Aulus Curtius Longus starb bei einem Brand im Kleinen Herkulestempel. › Barnabas‹ hat das Feuer gelegt.«
    Ich hatte Helena bisher mit den Einzelheiten verschont. Sie war erschüttert, aber ihr Verstand arbeitete weiter mit der Präzision eines Uhrwerks. »Kannst du das beweisen?«
    Pertinax machte sich endlich doch die Mühe, dazwischenzurufen: »Natürlich nicht! Der Hund lügt doch!«
    »Aber Falco, wenn du der Sache auf den Grund gehen willst«, argumentierte Helena, »dann käme es zur Gerichtsverhandlung …« An der Art, wie sie Pertinax’ Einwurf ignorierte, merkte man, daß die beiden verheiratet gewesen waren. »Und ein Prozeß würde eine Menge Peinlichkeiten der jüngsten Vergangenheit ans Licht zerren …«
    »O ja, die Gerüchteküche wird brodeln!« pflichtete ich ihr bei.
    »Curtius Gordianus würde sein Priesteramt in Paestum wieder verlieren; und was wird aus Aufidius Crispus, dem man zugesichert hatte, seine Irrtümer der Vergangenheit vertraulich zu behandeln?«
    Ich lachte leise. »Ja, ihnen bliebe freilich keine Chance mehr, diskret aus dem Komplott auszusteigen! Helena Justina, wenn dein Ex-Mann deinen Vorschlag aufgreift, dann könnte ich ihm beim Kaiser Rückendeckung geben.« Lieber hätte ich ihm einen Legionärshinterhalt gelegt: in einer dunklen Nacht einen Graben quer über den Weg gezogen, bestückt mit Pfählen, die vor Widerhaken strotzten … aber beim Kaiser würde ich mehr gewinnen, wenn ich ihn als bußfertigen Sünder ablieferte. »Er muß jetzt entscheiden, welchen Weg er gehen will.«
    »Ja, das muß er.« Ihr Blick ließ mich los und richtete sich abschätzig auf ihn. Er sah sie ausdruckslos an. Jetzt, da ich seine wahre Identität kannte, begriff ich, warum Helena sich solche Sorgen um ihre Zukunft gemacht hatte. Er lebte, hatte aber seinen ganzen Besitz verloren. Also forderte er jetzt seine Morgengabe zurück. Mindestens die, vielleicht auch noch mehr.
    Mir war, als hätten die beiden sich vor kurzem gestritten. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    Helena Justina stand vorsichtig auf und stützte sich mit einer Hand im Kreuz ab, als täte ihr der Rücken weh.
    »Ich muß euch jetzt beide bitten zu gehen.« Sie läutete. Eine Sklavin erschien so prompt, als lege man erhöhten Diensteifer an den Tag, wenn Pertinax im Hause war.
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte ich zu ihm. Ich war fest entschlossen, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
    »Das ist nicht nötig, Falco!« widersprach Helena rasch. »Er kann die Villa nicht verlassen. Er hat keine Identität – kann nirgendwohin …«
    »Außerdem«, mischte Pertinax sich mit schlecht gespielter Nonchalance ein, »habe ich gleich Ihre dreckigen Schergen auf dem Hals, wenn ich mich mal zu rühren wage!«
    »Was soll das heißen?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    Helena klärte mich schließlich mit gepreßter Stimme auf: »Zwei Männer verfolgen Gnaeus auf Schritt und Tritt. Gestern abend zum Beispiel ist er ausgeritten, und sie haben ihn die Nacht über daran gehindert, aufs Anwesen zurückzukehren.«
    »Wie sahen die beiden aus?« fragte ich neugierig.
    »Einer ist ein Kerl wie ein Gladiator, der andere ein Zwerg.«
    »Das sagt mir jetzt gar nichts. Es ist Ihnen aber offensichtlich doch gelungen, sie irgendwann abzuschütteln?«
    »Die zwei ritten Mietesel; ich habe ein anständiges Pferd.«
    »Ach, was Sie nicht sagen …« Ich verschwieg, daß ich die beiden Maultiere heute abend auf dem Gelände seines Vaters gesehen hatte. »Ich arbeite allein. Mit den beiden habe ich nichts zu tun.«
    Wenn Helena glaubte, ich würde sie mit einem Mann in ihrem Schlafzimmer allein lassen, war sie schief gewickelt. Aber Pertinax warf ihr fast augenblicklich ein flüchtiges »Gute Nacht« zu, grinste mich höhnisch an und ging hinaus auf den

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