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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Balkon.
    Ich folgte ihm bis zu der steilen Holzstiege und sah ihm nach, bis er verschwand: eine dürre Gestalt mit etwas zuviel Selbstvertrauen. Am anderen Ende des Gartens drehte er sich noch einmal um und blickte zurück. Was er sah, war ein kräftiger, schwarzer Schatten im Türrahmen, der vor dem gedämpften Schlafzimmerlicht deutlich zu erkennen war.
    Ich trat zurück in den Raum, schloß die Tür und legte den Riegel vor. Ihre Zofe war da, deshalb konnten Helena und ich nicht offen miteinander reden, aber ich sah doch, daß sie erleichtert war. Ich beschränkte mich auf ein lakonisches: »Hätte ich mir denken können, daß einer wie er keine Eßmanieren kennt und nicht weiß, daß man die Tür hinter sich zumacht!« Sie lächelte matt.
    Ich sagte gute Nacht und ging in mein Zimmer. Das Mädchen kümmerte sich um sie. Heute nacht war Helena sicher.
    Was man von Pertinax nicht unbedingt sagen konnte. Als er sich zum Haus zurückwandte, um mir einen letzten finsteren Blick zuzuwerfen, war ihm nämlich etwas entgangen: zwei dunkle Gestalten, die aus der Finsternis unter dem Balkon hervortraten.
    Einer wie ein Gladiator, der andere ein Zwerg … Sie mußten meine Schritte über sich gehört haben. Und als sie wie verzerrte Schatten auf einem beschlagenen Handspiegel über den Hof huschten, war ihnen gewiß auch klar, daß ich sie unweigerlich sehen würde.
    Als Pertinax sich endlich trollte, schlichen sie ihm auf leisen Sohlen nach.

LXII
    Am nächsten Morgen lungerte ich in der Villa herum und wartete darauf, daß etwas passieren würde. Ich fand den Ex-Konsul in einem weitläufigen Garten hinter dem Herrenhaus, wo er sich mit einem seiner Gärtner über Spargel unterhielt.
    »Haben Sie Ihren Sohn heute morgen schon gesehen?« Ich hoffte im stillen, die beiden Eindringlinge hätten Pertinax während der Nacht eins über den Schädel geschlagen. Aber Marcellus enttäuschte mich.
    »Ja. Falco, wir sollten uns einmal unterhalten …«
    Er machte den Gärtner noch auf ein paar welke Pflanzen aufmerksam, die aussortiert gehörten, dann schlenderten wir mit Rücksicht auf die Beschwerden des Konsuls sehr langsam an den kunstvollen Blumenrabatten vorbei. Man merkte, daß die wahre Liebe des Landschaftsgärtners den Büschen und Sträuchern gehörte. Er hatte doppelt soviel schnörkelig beschnittenen Buchsbaum und Rosmarin gesetzt wie üblich; seine Spaliere und Steinbegrenzungen verschwanden fast unter üppigem Lorbeer und frei wuchernden Quitten. Überall bogen sich die Sprossengitter unter schwer duftendem Jasmin; sorgfältig gehegte Maulbeerbäume bildeten einen eigenen kleinen Hain. Und von den zwölf bekannten Rosensorten zählte ich mindestens zehn.
    »Was haben Sie jetzt vor?« fragte Marcellus ohne Umschweife.
    »Meine Weisungen reichen nicht aus. Ich werde mit dem Kaiser reden müssen, bevor ich etwas unternehme.« Wir hatten vor einem ovalen Fischteich haltgemacht, dessen sonnenbeschienener, unbewegter Wasserspiegel unser Bild zurückwarf: einen auffallend großen, hageren Mann und daneben einen kleineren, kräftigen. Ich hockte mich hin und bewunderte ein ungewöhnlich schönes Immergrün. »Darf ich mir einen Ableger nehmen?«
    »Nur zu, bedienen Sie sich.«
    Ich entschied mich für einen Schößling, der so aussah, als wolle er wieder Wurzeln austreiben; Marcellus sah belustigt zu. »Familienkrankheit, Konsul! Was nun Ihren Sohn betrifft, so würden Sie wohl kaum zulassen, daß ich ihn am Schwanz meines Esels festbinde und mit Gewalt nach Rom schleife. Und außerdem wäre das auch ganz sinnlos, solange ich nicht weiß, ob der Kaiser vielleicht beschließt, daß er einen so prominenten Mann wie Sie unmöglich vor den Kopf stoßen kann, indem er Ihren einzigen Erben einsperrt. Schließlich war auch Caesar Domitian an dem Komplott beteiligt. Und Ihren Sohn weniger nachsichtig zu behandeln ginge nicht an.«
    Ich hatte mich hier auf ein recht gefährliches Wagnis eingelassen, aber der Kaiser liebte einfache Lösungen, und ein Amnestieangebot würde Marcellus vielleicht zum Einlenken bewegen.
    Er musterte mich verschlagen. »Warum ziehen Sie den Unfall im Herkulestempel in Zweifel?«
    »Weil es kein Unfall war! Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Jeder Durchschnittsrichter könnte einen Barnabas verurteilen. Dagegen dürfte es sehr schwer fallen, einen zu finden, der sich gegen die aalglatten Anwälte behaupten kann, die sich mit der Verteidigung eines Konsulsohns einen Namen machen wollen!«
    »Mein Sohn

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