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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auf dem Barnabas und sein Herr aufgewachsen waren) hatte man bereits eingezogen. Einiges, was von Rechts wegen noch immer seinem alten Vater gehörte, wurde widerwillig zurückgegeben: ein paar lukrative Pachtverträge und zwei stattliche Rennpferde. Dazu kamen noch zwei, drei Schiffe, aber der Kaiser überlegte noch, ob er die nicht doch für seine Flotte konfiszieren sollte. Inzwischen hatten wir diese Villa in Rom beschlagnahmt, vollgestopft mit Kostbarkeiten, die Pertinax zusammengerafft hatte, wie Playboys das so zu tun pflegen: durch Erbschaften, raffinierte Geschäfte, Geschenke von Freunden, Bestechungspräsente von Handelspartnern und Erfolge auf der Rennbahn, wo er einen unnachahmlichen Riecher hatte. Die Villa auf dem Quirinal wurde von drei kaiserlichen Agenten aufgelöst: Momus, Anacrites und meine Wenigkeit.
    Wir hatten fast vierzehn Tage dazu gebraucht. Und wir taten unser Bestes, um diese Plackerei gebührend zu genießen. Allabendlich erholten wir uns in einem Bankettsaal, der noch immer schwach nach Sandelholz duftete; hier lagen wir ausgestreckt auf geschnitzten Elfenbeinbänken mit Matratzen aus feingekämmter Wolle und arbeiteten uns durch die Restbestände des fünfzehn Jahre alten Albaner Weißweins, die der verblichene Hausherr übriggelassen hatte. Auf einem der Dreifußtische stand der silberne Weinwärmer mit einer Kammer für die glimmende Holzkohle, einem Aschenbehälter und einem zierlichen Spund zum Ausgießen des Nektars, sobald die richtige Temperatur erreicht war. In schlanken Lampenständern mit drei Klauenfüßen brannte köstliches Duftöl, während wir einander davon zu überzeugen suchten, daß uns ein Leben in solchem Luxus zuwider wäre.
    Den Sommerspeisesaal der Villa hatte ein begabter Freskenmaler ausgestattet; jenseits eines Gartens erblickte man phantastische Szenen vom Falle Trojas, aber selbst der Garten erwies sich bei näherem Hinsehen als minutiöses Gemälde auf der Innenwand, ein vollkommenes Trompe-l’œil, bis hin zu den Pfauen, die von einer getigerten Katze gejagt wurden.
    »Die Weine unseres verstorbenen Gastgebers«, erklärte Anacrites, der sich gern als Connaisseur aufspielte (von der Sorte, die viel Wind macht, aber keine Ahnung hat), »sind beinahe so geschmackvoll wie die Ausstattung seines Hauses!«
    Anacrites bezeichnete sich selbst als Sekretär und war ein Spion, ein angespannter Typ von kräftiger Statur mit leerem Gesicht, ungewöhnlich grauen Augen und so dünnen Brauen, daß sie fast unsichtbar waren.
    »Na, dann trink aus!« kommandierte Momus grob.
    Momus war der typische Sklavenaufseher: kurzgeschorener Schädel, damit sich keine Läuse einnisten konnten, Weinbauch, ölige Visage, Stoppelkinn, krächzende Stimme als Berufskrankheit und zäh wie ein rostiger Nagel in einem Holzbrett. Er war zuständig für die Personalabwicklung. Die Freigelassenen hatte er, um sich ihrer Dankbarkeit zu versichern, mit kleinen Geldgeschenken abgespeist, und nun verfrachtete er schubweise die Sklaven, die wir in Hütten zusammengepfercht am Ende des weitläufigen Villengrundes gefunden hatten. Der Senator hatte sich seine eigenen Nagelpfleger und Haarkräusler gehalten, dazu Pastetenbäcker und Soßenköche, Bade- und Schlafzimmersklaven, Hundebetreuer und Vogelzähmer, ferner einen Bibliothekar, drei Buchhalter, Harfenisten und Sänger, ja sogar eine ganze Staffel fixer junger Burschen, die nichts weiter zu tun hatten, als zwischen den Buchmachern hin und her zu laufen, um seine diversen Wetten zu plazieren. Für einen noch jungen Mann ohne familiäre Verpflichtungen hatte er sich hervorragend eingerichtet.
    »Na, kommst du voran, Falco?« fragte Momus, der gerade eine vergoldete Parfumschale als Spucknapf mißbraucht hatte. Ich kam gut aus mit Momus; er war ein Gauner, ein Saukerl, schlampig und verschlagen – ein erfreulich eindeutiger Typ.
    »Beim Katalogisieren der bescheidenen Habe eines Senators kann ein schlichter Junge vom Aventin noch allerhand lernen!« Ich sah, wie Anacrites lächelte. Freunde hatten mir gesteckt, daß er in meiner Vergangenheit rumgeschnüffelt hätte, und zwar so gründlich, daß er inzwischen vermutlich wußte, in welchem Stock welches baufälligen Mietshauses ich wohnte und ob das Zimmer, in dem ich vor dreißig Jahren zur Welt gekommen war, zum Hof oder zur Straße hin lag. Bestimmt wußte er inzwischen, ob ich so einfältig war, wie ich aussah.
    »Ich frage mich«, grunzte Momus, »warum ein Kerl mit soviel Zaster das alles

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