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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vortrug; wenigstens war er von Catull zu Ovid übergegangen, der eine bessere Einstellung zur Liebe und, was noch entscheidender ist, zum Sex hat.
    Ich setzte mich zu ihnen. »Warst du poussieren, Onkel?«
    »Mach dich doch nicht lächerlich! Keiner Senatorentochter würde es gefallen, wenn man sie zwischen lauter neugierigen Spinnen und Tannenzapfen auf die nackte Erde bettet!«
    »Wirklich nicht?« fragte Larius.
    »Bestimmt nicht«, log ich. »Wer hat denn Aemilia Fausta von den Sandflöhen weggelockt?«
    »Ein gutmütiger Wachthauptmann außer Dienst. Er kann es nicht mit ansehen, wenn Aristokratenschwestern betrunken an fremden Stränden herumsitzen.«
    Ich seufzte. Petronius Longus hatte immer schon ein Herz für unglückliche Mädchen gehabt. »Dann hat er sie sich also über die Schulter geworfen, in die Sänfte verfrachtet, und ihre klägliche Entourage endlich selbst nach Herculaneum gebracht, während sie ihm vorschwärmte, was für ein netter Mann er doch sei?«
    Larius lachte. »Du kennst deinen Freund wirklich gut!«
    »Und ob! Er wird nicht mal ein Trinkgeld verlangen. Was hat Silvia dazu gesagt?«
    »Nichts – aber das mit viel Nachdruck!«
    Es war eine herrliche Nacht. Ich beschloß, Nero anzuspannen und Petro entgegenzufahren. Larius wollte mir Gesellschaft leisten; und weil sie noch sehr jung und entsprechend unlogisch waren, kam Ollia zu seiner Gesellschaft mit.
    Am Haus des Magistrats erzählten uns die Türsteher, daß Petronius und seine Herrin bereits angekommen waren. Da die junge Dame auf ihren Festtagsschuhen nicht allzu sicher gewesen sei, habe Petro ihr nach oben geholfen. Um keine unliebsamen Anträge von Aemilius Rufus abwehren zu müssen, warteten wir vorsichtshalber im Wagen.
    Petro, der sehr lange auf sich warten ließ, schien, als er endlich kam, höchst erstaunt, uns hier zu finden. Wir waren inzwischen eingenickt. So sprang er denn auf den Bock und nahm die Zügel. Er konnte sowieso am besten von uns kutschieren.
    »Nimm dich vor diesem Magistrat in acht«, schärfte ich ihm ein. »Sein Falerner ist zwar sehr anständig, aber ihm möchte ich nicht im Dunkeln hinter einer Säule im Badehaus begegnen … Hat seine Schwester dir viel Ärger gemacht?«
    »Abgesehen von dem üblichen ›Männer sind abscheulich, warum kriege ich keinen ab?‹ -Gewimmere eigentlich nicht, nein.« Ich verlor ein paar harte Worte über Fausta, doch Petronius behauptete, das arme Ding sei eigentlich ganz süß.
    Larius döste an Ollias bequemer Schulter. Auch ich kuschelte mich in eine Ecke und ließ mich vom sachten Ruckeln und Knarren auf der holprigen Straße und von den lauen Lüften der kampanischen Nacht in den Schlaf lullen.
    Der unwandelbar gutmütige Petronius Longus summte leise vor sich hin, während er uns alle heimfuhr.

LXVII
    Zwei Tage später versuchte der Magistrat, Atius Pertinax festzunehmen. Petros Tochter hatte Geburtstag, und deshalb war ich rasch mit einem Geschenk nach Oplontis gefahren. Weil ich ihn so schnöde abgewiesen hatte, machte Rufus sich nicht die Mühe, mich vorzuwarnen, und so verpaßte ich die große Szene.
    Allerdings gab es da nicht viel zu verpassen. Rufus hätte meinen Rat beherzigen sollen: Da die Villa Marcella zum Meer hin ausgerichtet war, kam – wer unbemerkt bleiben wollte – am besten von oben, vom Berg her. Aber als Vespasians Befehl eintraf, schnappte Rufus Aemilius sich einen Trupp Soldaten und preschte die Prachtstraße zum Anwesen hinauf, so daß man ihn schon von weitem kommen sah.
    Marcellus empfing ihn eisig, ließ ihn die Villa durchsuchen, setzte sich in den Schatten und wartete, bis dem Trottel aufging, was eigentlich auf der Hand lag: Pertinax war entflohen.
    Sobald die Aufregung sich gelegt hatte, folgte Helena Justina mir mit der Neuigkeit nach Oplontis.
    »Gnaeus ist Hals über Kopf mit Bryon davongeritten. Bryon kam später, offenbar in aller Unschuld, mit den beiden Pferden zurück und bestellte uns, sein junger Herr habe sich zu einer Kreuzfahrt entschlossen …«
    »Ja, hat er den ein Schiff?«
    »Bryon hat ihn auf Aufidius Crispus’ Jacht abgeliefert.«
    »Und weiß Crispus von dem Haftbefehl gegen Pertinax?«
    »Das ist vorläufig unklar.«
    »Wo lag denn die Jacht?«
    »In Baiae. Aber Bryon sah sie auslaufen.«
    »Großartig! Also hat der geniale Rufus Pertinax auf den schnellsten Segler zwischen Sardinien und Sizilien gescheucht …«
    Dieser Magistrat war einfach zu nichts zu gebrauchen. Ich würde ein Schiff chartern und selbst

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