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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vor Mittag nach Misenum aufgebrochen.«
    Ich stutzte. »Er sollte der Flotte lieber nicht trauen. Crispus hat gute Freunde in der Trierarchie …«
    »Die«, bemerkte Aemilia Fausta sachlich, »hat mein Bruder auch!«
    »Ah!«
    Unvermittelt das Thema wechselnd, fragte Fausta: »Kann ich Ihrem Freund und seiner Familie irgendwie helfen?«
    »Eigentlich nicht. Aber danke für den guten Willen.«
    Wie so oft fühlte Fausta sich zurückgestoßen. »Sie finden, ich sollte mich da nicht einmischen …«
    »Genau«, sagte ich. Ein Gedanke ging mir durch den Kopf, den ich aber mit Rücksicht auf Petro gleich wieder verwarf.
    Und doch – ich konnte mir vorstellen, daß Aemilia Fausta genau der Typ Frau war, die sich nach ihrer leidenschaftlichen Schwärmerei für Crispus in den Erstbesten verlieben würde, der sich ihre Sorgen anhörte. Das Szenarium wäre nicht neu. Mein Zeltkamerad Petronius, ein kräftiger, toleranter Mensch, der gern etwas Zartes auf den Knien schaukelte, zog eine Spur von glühenden Verehrerinnen hinter sich her, die ihn aus Gründen, die ich nicht näher erforschen mochte, als ihren Retter priesen. In der Regel blieb er ihnen freundschaftlich verbunden. Er würde also nicht wollen, daß ich mich seinetwegen mit Fausta herumstritt.
    »Es gibt«, lenkte ich ein, »doch etwas, was Sie tun könnten. Petronius ist jetzt transportfähig, und ich möchte ihn nach Hause bringen. Könnten Sie der Familie ein paar anständige Sänften für eine bequeme Reise borgen? Oder noch besser: Ihren Bruder überreden, einen bewaffneten Geleitschutz bereitzustellen? Er wird das verstehen. Dann könnte ich auch Helena Justina ungefährdet in die Stadt zurückschicken …« Fausta nickte dankbar. »Aber jetzt muß ich handeln, mein Fräulein, und zwar rasch! Sie sagten, das Treffen findet ›auf See‹ statt. Können Sie sich etwas genauer ausdrücken?«
    »Versprechen Sie mir, daß Aufidius Crispus nichts geschieht?«
    »Ich verspreche nie etwas, worauf ich keinen Einfluß habe. Aber mein Auftrag lautet, ihn unversehrt nach Rom zu bringen. Also, wo findet das Treffen statt?«
    »Auf Capreae«, sagte sie. »Heute nachmittag. Unterhalb der Jovisvilla.«

LXX
    Ich brauchte ein Schiff, und zwar schnell.
    Ich rannte aus dem Haus. Nero, der kein Schamgefühl kannte, schloß gerade Freundschaft mit einem Paar struppiger Maultiere, die in einem Schwarm von Fliegen vor einem Portikus angebunden waren. Ich kannte die Maulesel. Larius lehnte an einer schattigen Mauer und plauderte mit ihren Reitern: einem Muskelprotz, dem man ungern im Dunkeln begegnet wäre, und einem bärtigen Zwerg. Beide trugen weiße, grünpaspelierte Tuniken, die Livree war mir nur allzu vertraut: Gordianus’ Verwalter und sein Liliputanerspezi.
    »Larius, laß dich nicht mit fremden Männern ein!«
    »Das ist Milo …«
    »Milo bringt Unheil. Nun komm, wir haben’s eilig. Mach Nero Beine, ich muß mir ein Schiff besorgen …«
    »Oh, Milo hat eines vor der Küste liegen …«
    »Ach, tatsächlich?« Ich zwang mich zu einem höflichen Ton.
    Milo feixte. Der Kerl verursachte mir Kopfschmerzen; der einzige Trost war, daß meine nicht halb so schlimm sein konnten wie jenes Kopfbrummen, das ich ihm seinerzeit mit einem gewissen Porphyrgefäß beigebracht hatte. »Überzeugen Sie sich selbst!« höhnte er.
    »Ich will’s höflich formulieren: Zeigen Sie mir Ihr Schiff und ich verspreche, Gordianus nicht zu sagen, daß Sie mir die Mitarbeit verweigern wollten! Also los – die Schwester des Magistrats hat mich auf Pertinax’ Spur gebracht!«
     
    Am Südrand der Stadt bot ein überwölbter Deich einen hübschen Aussichtspunkt, wo die Bürger von Herculaneum auf dem Weg zu den Vorortbädern entlangschlenderten und die Schiffe betrachten konnten, die, ihren strengen Hafenbestimmungen zum Trotz, malerisch am Kai ankerten. Die Hafenmeisterei strotzte nicht gerade vor Kränen und Flaschenzügen zum Beladen und Löschen, hielt dafür aber auch für die weniger schmucken Pötte einen Liegeplatz bereit. Milos Knirps übernahm Nero und die Maulesel. »Er hat eine Hand für Tiere …«
    »Wahrscheinlich zieht er deshalb mit Ihnen durch die Gegend!«
    Das Schiff, zu dem Milo uns führte, war die Skorpion , eine klobige Holzschaluppe. Die Besatzung war offenbar schon in Alarmbereitschaft. Sowie Larius, Milo und ich an Bord geklettert waren, zog ein Matrose die Landungsbrücke ein.
    Ungepflegt und schwerfällig, wie ich ihn in Erinnerung hatte, empfing uns der Oberpriester

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