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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fehlt es derzeit entschieden an Eleganz!«
    »Frauen?«
    »Komisch, das werde ich immer wieder gefragt.«
    »Seltsam, in der Tat! Meine Spione haben mir berichtet, daß Sie reicher aus der Campania zurückgekehrt sind, als Sie es bei Ihrem Aufbruch waren.«
    »Ja, ja, ich bin stolzer Besitzer eines lahmen Rennpferdes und einer geweihten Ziege. Die Ziege habe ich aufs Altenteil geschickt, aber wenn Sie sich das nächste Mal einen Backenzahn an einer knorpeligen Fleischpastete ausbeißen, können Sie sich bei Falcos Pferd bedanken. Übrigens ist Rom auch reicher geworden. Um ein Gutteil von fünfzehn Billionen Scheffel Weizen, die leicht hätten in die falschen Hände geraten können …«
    Er schien mir gar nicht zuzuhören. »Titus möchte wissen, wie dieses Pferd heißt.«
    Na, großartig! Ich war erst seit sechs Stunden wieder in Rom, und schon hatte der ältere Sohn des Kaisers von meiner Erbschaft Wind bekommen! »Goldschatz. Aber bestellen Sie Titus, er soll sein Geld nicht zum Fenster hinauswerfen! Ich lasse den Klepper nur laufen, um den Buchmachern einen Gefallen zu tun; die hatten in letzter Zeit so wenig zu lachen …«
    »Endlich mal ein ehrlicher Pferdebesitzer!«
    »Oh, Cäsar, ich wünschte, ich hätte die Nerven, um zu lügen und zu stehlen wie andere Leute, aber die Zustände in unseren Gefängnissen sind ja bekannt, und ich fürchte mich vor Ratten. Wenn ich mal richtig lachen will, dann rede ich mir ein, daß meine Kinder eines Tages stolz auf mich sein werden.«
    »Welche Kinder?« herrschte der Kaiser mich an.
    »Oh, die zehn kleinen Bälger vom Aventin, die anzuerkennen ich mir nicht leisten kann!«
    Vespasian rückte seinen schweren Leib zurecht, seine Stirn bewölkte sich, und er preßte die Lippen auf die ihm eigene Weise zusammen. Mittlerweile wußte ich, daß wir immer dann, wenn seine Stimmung wechselte und er aufhörte, mich zu piesacken, den entscheidenden Moment einer Audienz erreicht hatten. Der Herr der Welt musterte mich auf einmal freundlich wie ein nachsichtiger Onkel, der für den Augenblick nicht daran denken wollte, wieviel es an mir auszusetzen gab.
    »Ihr Manöver mit den Kornschiffen war ausgezeichnet. Der Präfekt des Versorgungsamtes hat Weisung, eine angemessene Belohnung festzusetzen …« Die Sprüche kamen mir bekannt vor: Das Geld konnte ich mir an den Hut stecken! »Für Gordianus gebe ich Ihnen eintausend – und erhöhe auf zehn, wenn Sie mit Pertinax Marcellus ebenso diskret fertig werden.«
    Knickerig! Auf Vespasians Vergütungsskala allerdings über die Maßen großzügig. Ich nickte.
    »Offiziell ist Pertinax tot. Es dürfte sich erübrigen, sein Ableben noch einmal im Tagesanzeiger zu melden.«
    »Was mir wirklich gelegen käme«, erklärte der Kaiser, »wäre ein handfester Beweis seiner Schuld.«
    »Sie glauben, ein Prozeß …?«
    »Nein. Aber wenn wir ohne Prozeß mit ihm abrechnen, sind Beweismittel vielleicht um so mehr vonnöten!«
    Ich war Republikaner. Ein Kaiser mit Moralvorstellungen verblüffte mich.
    In diesem Stadium war es freilich so gut wie unmöglich, Beweise gegen Pertinax in die Hand zu bekommen. Das einzige seiner Opfer, das überlebt hatte, war Petronius Longus, und auch der hätte vor Gericht nichts Wesentliches auszusagen. Blieb nur noch unser Kronzeuge Milo, der Verwalter von Gordianus. Aber Milo war ein Sklave. Und das hieß, seine Aussage würde nur dann vor Gericht zugelassen, wenn sie der Zeuge unter der Folter gemacht hätte.
    Leider war Milo ein so hartnäckiger Dickkopf, daß er die Bemühungen eins berufsmäßigen Folterknechts womöglich damit quittiert hätte, die Zähne zusammenzubeißen, seine gewaltigen Muskeln anzuspannen – und den Geist aufzugeben.
    »Ich werde mein möglichstes versuchen«, versprach ich feierlich.
    Der Kaiser grinste.
     
    Ich war auf dem Weg nach draußen, als mich aus einem Türspalt jemand spöttisch grüßte.
    »Didius Falco, Sie alter Gauner! Ich dachte, Sie vergeuden Ihre Kräfte noch immer an die Frauen von Neapolis!«
    Ich drehte mich um, wie immer auf der Hut, solange ich mich im Palastbezirk befand, und erkannte die krumme Gestalt im Türrahmen. »Momus!« Der Sklavenaufseher, der mir geholfen hatte, Pertinax’ Besitz aufzulösen. »Momus, die weitverbreitete Annahme, daß ich meine ganze Freizeit mit den Huren verbringe, geht mir langsam auf die Nerven! Hat man etwa Dinge über mich verbreitet, die ich vielleicht dementieren sollte?«
    »Massenhaft! Ihr Name taucht zur Zeit in den

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