Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
unmöglichsten Zusammenhängen auf. Haben Sie Anacrites gesehen?«
    »Sollte ich?«
    »Nehmen Sie sich vor ihm in acht!« warnte Momus. Die beiden konnten einander nicht riechen. Kein Wunder, ihre Prioritäten waren zu verschieden.
    »Anacrites ist ungefährlich. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er gerade zum Buchhalter degradiert worden.«
    »Oh, aber gerade denen kann man doch nie trauen! Dieser Oberspion erzählt überall rum, daß er Sie wegen einer verschwundenen Bleilieferung verhören will, die eigentlich dem Schatzamt gehört. Es heißt, er hätte sogar schon eine Pritsche auf den Namen Didius Falco im Mamertinischen Gefängnis gebucht.«
    »Ach, da machen Sie sich mal weiter keine Sorgen. Das ist eine abgekartete Sache zwischen ihm und mir.«
    Er grinste und ließ mich gehen, rief mir aber nach: »Übrigens, Falco, was hat es mit dem Pferd auf sich, das Sie geerbt haben sollen?«
    »Es heißt Pechvogel«, antwortete ich, »aus dem Gestüt derer von Schmalhans und Trauerkloß! Wetten Sie nicht auf ihn, der bricht sich garantiert ein Bein.«
    Ich verließ den Palast an der Nordseite des Palatin. Auf halbem Weg kam ich an einer Schenke vorbei. Da änderte ich meine Meinung und trank mir doch noch einen Rausch an.

LXXIX
    Das Scharren eines sehr energischen Besens weckte mich.
    Daraus entnahm ich zweierlei. Jemand hielt es für seine Pflicht, mich zu wecken. Und ich hatte letzte Nacht doch noch nach Hause gefunden, denn wenn man in die Gosse fällt, lassen einen die Leute in Frieden.
    Ich stöhnte und knurrte ein bißchen, als Vorwarnung. Der Besen verstummte gekränkt. Ich warf mir eine Tunika über, stellte fest, daß sie schmutzig war, und verdeckte die Flecken mit einer zweiten. Ich wusch mir das Gesicht, putzte die Zähne und kämmte mich, aber mein Zustand wurde dadurch nicht besser. Mein Gürtel fehlte, und ich fand nur einen Schuh. Ich stolperte hinaus.
    Die Frau, die es sich zur Aufgabe machte, meine Wohnung in Ordnung zu halten, hatte schon geraume Zeit in aller Stille Wunder gewirkt, ehe sie dieses Gescharre mit dem Besen anfing. Ihre schwarzen Augen durchbohrten mich verächtlich. Mit dem Zimmer war sie fertig, als nächstes würde sie sich auf mich stürzen.
    »Ich wollte dir Frühstück machen, aber es wird wohl eher ein Mittagessen!«
    »Tag, Mutter«, sagte ich.
     
    Ich setzte mich an den Tisch, weil meine Beine mich nicht tragen wollten. Ich versicherte meiner Mutter, es sei schön, wieder daheim zu sein, wo einem die liebende Mama ein anständiges Essen vorsetzte.
    »Du hast dich also wieder in die Nesseln gesetzt!« knurrte meine Mutter, unbeeindruckt von meinen Schmeicheleien.
    Sie stellte mir das Essen hin, und während ich hilflos darin herumstocherte, wischte sie den Balkon auf. Ihren neuen Bronzeeimer hatte sie gefunden – und meine Löffel.
    »Die sind gut. Nettes Muster.«
    »Sie sind ein Geschenk von einem netten Menschen.«
    »Hast du sie schon besucht?«
    »Nein.«
    »Und Petronius Longus?«
    »Auch nicht.«
    »Was hast du heute vor?«
    Die meisten Männer in meinem Beruf sind gewitzt genug, um sich vor den neugierigen Anwandlungen ihrer Familie zu schützen. Welcher Klient nimmt sich schon einen Detektiv, der immer erst seiner Mutter Bescheid sagen muß, ehe er das Haus verläßt?
    »Ich muß jemanden suchen.« Meine Geistesgegenwart hatte unter dem Essen gelitten.
    »Warum bist du so gereizt? Was hat der arme Kerl überhaupt verbrochen?«
    »Mord.«
    »Ach du meine Güte!« Meine Mutter seufzte. »Es gibt wirklich Schlimmeres!«
    Damit spielte sie wohl auf meine Missetaten an.
    »Wenn ich’s mir recht überlege«, brummte ich, während ich den Löffel abspülte und mit einem weichen Tuch trockenrieb, wie Helena es mir aufgetragen hatte, »dann gehe ich doch lieber ins Wirtshaus.«
     
    Bei dem Gedanken an Alkohol kam mir fast die Galle hoch. Unter qualvollen Rülpsern machte ich mich auf den Weg zu Petronius.
    Er blies daheim Trübsal; für den Dienst war er noch zu schwach. Das erste, was er mir sagte, war: »Falco, warum ist das Betrugskommando hinter dir her?«
    Anacrites.
    »Ein Mißverständnis wegen meiner Spesenabrechnung.«
    »Lügner! Anacrites hat mir gesagt, was auf dem Haftbefehl steht.«
    »Ach, wirklich?«
    »Er hat versucht, mich zu bestechen!«
    »Damit du was tust, Petro?«
    »Dich ans Messer liefere …«
    »Heißt das, daß du mich festnehmen willst …«
    »Sei nicht albern!«
    »Rein aus Neugier. Wieviel hat er dir denn geboten?«
    Petro grinste. »Nicht

Weitere Kostenlose Bücher