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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vespasians Respekt vor alten Damen zu schließen, daß der Kaiser ein Schwächling sei; vielmehr verbarg sich unter diesem konzilianten Äußeren ein unbeugsamer Wille.
    »Drei andere Clowns sind aufs Land verschwunden; Gordianus und sein Bruder Longinus haben sich auf Priesterämter zurückgezogen, und Aufidius Crispus sonnt sich in der Bucht von Neapolis auf einer Jacht. Wenn es jemandem gefällt, meine Thronbesteigung mit dem Rückzug ins Privatleben zu feiern, so habe ich nichts dagegen. Aber ein Senator muß nun einmal über seine Schritte Rechenschaft ablegen! Curtius Longinus ist bereits nach Rom zurückbeordert worden, um sich vor mir zu verantworten, und dann werde ich ihm wohl ein Angebot machen müssen, das er nicht ablehnen kann …« Dies schien ein heimliches Schlüsselwort hier im Palast zu sein, aber niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, es mir zu erklären. »Er hat sich bei den Priestern vom Kleinen Tempel des Herkules Gaditanus einquartiert und wird morgen zur Audienz erwartet. Anacrites, ich wünsche, daß Sie daran teilnehmen.«
    Was mir an meiner Arbeit hier am meisten gegen den Strich ging, war, daß man mich von allen wirklich wichtigen Dingen ausschloß. Grollend scharrte ich mit dem Absatz über den vornehmen alexandrinischen Fußboden; dann gab ich mir einen Ruck. »Caesar, wir haben da möglicherweise ein Problem.«
    Und ich schilderte dem Kaiser, wie ich im Lagerhaus überfallen worden war, später Barnabas beschattet hatte und warum dessen Verbindung zum Hause des Pertinax wichtig sein könne.
    Der Oberspion machte ein Schafsgesicht. »Davon hast du mir gar nichts gesagt, Falco!«
    »Entschuldige, es war mir entfallen.«
    Feixend beobachtete ich, wie Anacrites hin und her gerissen war zwischen seiner Wut auf mich und dem Bemühen, das Gesicht zu wahren. »Bloß ein übergeschnappter Freigelassener, der sich einbildet, er schulde seinem verstorbenen Herrn eine große Geste«, urteilte er wegwerfend.
    »Schon möglich«, räumte ich ein. »Trotzdem möchte ich gern wissen, ob es in Pertinax’ Papieren irgendeinen Hinweis auf eine vielleicht nicht ganz koschere Beteiligung an Getreidegeschäften gibt.«
    »Nein«, antwortete Anacrites scharf. »Und ich denke nicht daran, bloß auf die Aussage einer Kellnerin aus der Transtiberina hin teure Palasttalente zu mobilisieren!«
    »Du hast deine Methoden, ich habe meine.«
    »Und die wären?«
    »Zum Beispiel weiß ich, daß man Neuigkeiten am ehesten in den Badehäusern am Fluß und in den Weinschenken in der Transtiberina hört!«
    »Eure Methoden sind beide gut«, unterbrach Vespasian. »Darum beschäftige ich euch ja auch alle beide!«
    Während unseres Streits war der Kaiser sehr nachdenklich geworden. Anacrites schaute verlegen, aber ich war wütend. Da standen wir nun rum und diskutierten über Hochverrat wie über Handelsergebnisse aus Cicilia oder den Preis keltischen Biers, und dabei wußte Vespasian genau, was mich beschäftigte. Und er wußte auch, warum. Sechs Stunden war es jetzt her, daß ich mit dieser halbverwesten Leiche hantiert hatte, und immer noch verschlug der Gestank des Toten mir den Atem, und meine Hände rochen nach seinen Ringen. Und vor meinem inneren Auge wollte sein gespenstisches Leichenantlitz nicht verschwinden. Heute hatte ich dem Reich einen nicht unbedeutenden Gefallen erwiesen, aber offenbar traute man mir nur solche Entsorgungsaufgaben zu – Arbeiten, die für manikürte Hände zu eklig waren.
    »Geben Sie auf Ihre Leber acht, wenn Sie soviel Zeit in Weinschenken zubringen!« empfahl mir Vespasian mit seinem hämischen Grinsen.
    »Sinnlos!« gab ich barsch zurück. »Ich meine, Caesar, es ist sinnlos, daß ich in Spelunken Gesundheit und Unschuld riskiere, um an Informationen heranzukommen, wenn sich kein Mensch danach richtet!«
    »Was denn für eine Unschuld? Geduld, Falco. Erst einmal will ich den Senat aussöhnen, das hat Vorrang – und Sie sind schließlich kein Diplomat!« Ich funkelte ihn wütend an, hielt aber den Mund. Vespasian atmete merklich auf. »Können wir etwas gegen diesen Barnabas unternehmen?«
    »Ich habe ihm ausrichten lassen, daß ich in Pertinax’ Haus auf ihn warte, aber allmählich bezweifle ich, daß er kommen wird. Er wohnt in der Nähe eines Gasthauses, das ›Zum Sonnenuntergang‹ heißt, südlich der Via Aurelia …«
    Eine Hofschranze kam herein mit der Geschwindigkeit eines Mannes, der nach einem herzhaften Frühstück zu den Latrinen zockelt.
    »Caesar! Der Tempel

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