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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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versuchen?« fragte Laesus, der meinen Blick offenbar zu deuten wußte.
    Er war von Natur aus großzügig und bereit, mir, falls ich mit einem der Mädchen nach oben gehen wollte, meinen Platz am Tisch freizuhalten. Ich schüttelte mit trägem Lächeln den Kopf. Dann schloß ich, immer noch lächelnd, die Augen und dachte an ein anderes hübsches Mädchen, das ich kannte – und an ihren vernichtenden Blick, wenn sie mich dabei erwischte, wie ich einen billigen Ringelpiez mit einer Hafenhure erwog. Die elegante, würdevolle Helena Justina hatte warme Augen, so goldbraun wie in der Wüste gereifte Dattelpalmen – und das Schnauben eines schlechtgelaunten Kamels, wenn Ihre Durchlaucht verärgert war …
    Als ich wieder aufblickte, war Gaia mit einem anderen Kunden nach oben gegangen.
    »Sagen Sie mal«, wandte ich mich an Laesus, »wenn Sie aus Tarentum kommen, ist Ihnen da je ein Senator namens Atius Pertinax begegnet?«
    Er schluckte erst hinunter. »Ich pflege keinen Umgang mit Senatoren.«
    »Er war Schiffsbesitzer, darum frage ich. Während meines Rittes durch die Wälder von Sila ist mir der Gedanke gekommen, daß Pertinax, weil er aus dem Süden stammt, vielleicht auch seine Schiffe hier hat bauen lassen …«
    »Verstehe. Hat der Mann Ärger?«
    »Oh, den allerschlimmsten. Er ist tot.« Laesus machte ein bestürztes Gesicht. Ich schlürfte pietätlos meinen Wein.
    »Wie war er denn so? Ich meine, wie alt und so?«
    »Knapp unter Dreißig. Schlank, schmales Gesicht, leicht reizbar – er hatte übrigens einen Freigelassenen mit Namen Barnabas.«
    »Ach, Barnabas, den kenne ich!« Laesus warf seinen Löffel hin. »Jeder in Tarentum kennt Barnabas!« Ich fragte mich, ob man auch wußte, daß er mittlerweile zum Mörder geworden war.
    Laesus erinnerte sich, daß Barnabas vor vier, fünf Jahren im Namen seines Herrn zwei neue Handelsschiffe in Auftrag gegeben hatte. » Kalypso und Circe , wenn ich mich recht entsinne.«
    » Circe stimmt. Die haben wir in Ostia sichergestellt.«
    »Sichergestellt?«
    »Ja, der neue Eigentümer muß noch ermittelt werden. Sonst noch was zu den beiden?«
    »Nee. Die sind ’ne Nummer zu groß für mich. Schuldet dieser Pertinax Ihnen Geld, Falco?«
    »Nein. Ich soll Barnabas das Erbe auszahlen, das sein Herr ihm hinterlassen hat.«
    »Ich kann mich ja mal in Tarentum umhören, wenn Sie wollen.«
    »Besten Dank, Laesus.« Die jüngste Marotte des Freigelassenen, Senatoren bei lebendigem Leib zu rösten, verschwieg ich, schließlich legte Vespasian Wert darauf, die politischen Hintergründe nicht an die große Glocke zu hängen. »Ich interessiere mich auch aus persönlichen Gründen für die zwei. Waren sie eigentlich beliebt?«
    »Barnabas war ein hochnäsiger Ex-Sklave. Die Leute, bei denen er seinen Wein schnorrte, hoffen schon lange, daß Rom ihn zurechtstutzt.«
    »Das kann ja noch kommen! Und wie war es mit Pertinax?«
    »Jeder, der Schiffe besitzt und Rennpferde, kann sich einreden, daß er beliebt ist! ’ne Menge Schleimscheißer haben ihn wie einen großen Mann behandelt.«
    »Hmm! Das war dann später in Rom wohl anders. Da hat er sich nämlich in eine dumme Sache eingelassen; vielleicht könnte das der Grund sein – er wäre nicht der erste Junge aus der Provinz, der es Rom zeigen wollte und dann von dem Empfang, den man ihm dort bereitet hat, um so enttäuschter war.«
    Die Leute, die mit uns am Tisch gesessen hatten, brachen auf. Nun konnten wir die Füße auf die gegenüberliegende Bank ausstrecken und es uns überhaupt bequemer machen.
    »Mit wem sind Sie denn hier in Kroton verabredet, Laesus?«
    »Oh … bloß mit einem alten Kunden.« Wie alle Seeleute war er äußerst verschwiegen. »Und was ist mit Ihnen?« wollte Laesus wissen. »Auf dem Markt haben Sie sich als Boten bezeichnet – gilt das Barnabas?«
    »Nein, ich suche einen Priester. Curtius Gordianus.«
    »Was hat der denn angestellt.«
    »Nichts. Ich bringe ihm eine rein private Nachricht.«
    »Ein Spitzel«, bemerkte er, »hat scheint’s einen komplizierten Beruf.«
    Ich grinste. »Ich wünschte, ich wäre einer! Ich kenne nämlich einen; der macht seinen Bürokram und fährt auf Exkursion in schicke Badeorte, weiter nichts … Laesus, mein guter Freund, wenn das hier eine von einem launigen Hofpoeten verfaßte Abenteuergeschichte wäre, dann würden Sie jetzt rufen: ›Curtius Gordianus – nein, welch ein Zufall! Mit dem esse ich ja heute zu Abend!‹ «
    Er machte den Mund auf, als wolle er genau das

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