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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Militärgeschichte las und mich nicht mit so einem laschen Thema wie etwa Bienenhaltung beschäftigte. Dieser Hornochse setzte offenbar seinen massigen Körper für moralische Kreuzzüge ein. Er hatte den eiskalten Blick eines Rohlings, der im Auslöschen des Lebens von Prostituierten und Poeten seine ganz persönliche Berufung sieht. Genau der Typ, der einen Diktator wie Cäsar idealisiert – zu dämlich, um zu kapieren, daß Cäsar ein arroganter Snob mit viel zuviel Moos war und einen Milo noch mehr verachtet hätte als die Gallier (die wenigstens tolle Menschenopferriten, Druiden und seetüchtige Schiffe hatten).
    Milo legte meinen Cäsar so ungeschickt wieder hin wie ein Schläger, der darauf dressiert ist, keine teuren Sachen kaputtzumachen – außer vielleicht, wenn sein Herr ihm ausdrücklich befiehlt, ein armes Opfer einzuschüchtern und vor dessen Augen eine unbezahlbare Keramik zu zerlegen.
    »Spionage lohnt sich!«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich nachsichtig. »Für mich jedenfalls nicht. Ich bin aber auch kein Spion, sondern Kurier. Ich kriege bloß einen Sesterz pro Tag und die Gelegenheit herauszufinden, daß die Magistrate in Bruttium ihre Straßen nicht reparieren.«
    Milo, in Gedanken immer noch beim großen Cäsar, wandte sich ab. Ich brachte meine Schriftrolle in Sicherheit und zuckte zusammen, als mein Ölflakon auf dem Boden zerschellte, als er mein Gepäck aus den beiden schlichten Sattelkörben kippte. Er nannte sich zwar Hausverwalter, aber ich hätte ihm nicht mal zugetraut, einen Stoß Tischdecken zu falten. Sechs verfilzte Tuniken, eine Reservetoga, zwei Halstücher, ein Hut, ein Schwamm, ein Rückenschaber und ein Kästchen mit Schreibgerät landeten auf dem Boden, ehe er das Messer fand, das ich im Flechtwerk einer der Körbe versteckt hatte.
    Er drehte sich um, zog mein Messer aus der Scheide und kitzelte mich damit am Kinn. Ich zuckte nervös, als er mit der Spitze den Lederriemen um meinen Hals aufspießte und meine bescheidene Barschaft samt Paß zutage förderte. Dann mußte er das Messer weglegen, um mit beiden Pranken den Paß zu halten, den er schwerfällig studierte.
    » M. Didius Falco . Was willst du in Kroton?«
    »Ich habe eine Botschaft für Gordianus.«
    »Was für eine Botschaft?«
    »Streng vertraulich.«
    »Spuck’s aus.«
    »Aber es ist eine persönliche Mitteilung des Kaisers.«
    Milo knurrte, was in Kroton vielleicht als eleganter Ausdruck eines logischen Gedankens durchgehen konnte. »Gordianus empfängt keine hergelaufenen Kuriere.«
    »Mich schon, wenn er erst weiß, was ich ihm bringe.«
    Milo rückte mir von neuem auf den Pelz. Es war, als würde man von einem außer Rand und Band geratenen Zugochsen bedroht, der gerade bemerkt, daß er vor fünf Minuten von einer Hornisse gestochen worden ist. Ergeben schaute ich zu einem Wandbrett hoch, auf dem der Gastwirt ein paar Extraflöhen gnädig ihr Nest in einer zusammengerollten Decke gelassen hatte. Das Regal hing dicht unter der Decke, was einen davor bewahrte, sich den Kopf anzustoßen; andererseits konnte man in einer bitterkalten Nacht eine Menge Zeit damit verbringen, im Dunkeln nach einer überzähligen Zudecke zu suchen. Jetzt stand dort oben eine edle Porphyrvase, gut einen Fuß hoch und von einem hübsch kannelierten Deckel gekrönt, den ich sorgsam mit Garngeflecht festgezurrt hatte. Ich wußte, was drin war, und wollte den Inhalt nicht zwischen meiner Unterwäsche wiederfinden.
    »Her damit!« befahl Milo.
    Ich reckte mich langsam und langte nach oben. Mit fester, ruhiger Hand packte ich die beiden Griffe. Das Gefäß bestand aus dem kostbaren grünen Stein des Peleponnes und war massiv; sein Inhalt wog so gut wie nichts, aber es geht trotzdem ganz schön in die Schultern, wenn man eine Porphyrvase über dem Kopf balanciert wie eine nicht mehr ganz standfeste Karyatide. Dieser Stein läßt sich fast nicht bearbeiten, und Vespasian hatte sich diese Rarität allerhand kosten lassen; es war ein makellos gemeißeltes Kunstwerk, das, sollte es mir aus den Händen gleiten, eine ziemliche Delle in den Fußboden schlagen würde.
    »Schauen Sie«, ächzte ich mit erhobenen Armen, »das ist ein persönliches Geschenk für Curtius Gordianus. Ich würde Ihnen nicht raten nachzuschauen, was drin ist …«
    Milo hatte eine einfache Methode für den Fall, daß man ihm riet, etwas nicht zu tun: Er tat es.
    »Was hast du ihm mitgebracht?« Begierig, einen Blick zu riskieren, machte er einen langen Hals.
    »Seinen

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