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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kroton eins übergebraten hatte. »Denk nach, Milo! Wir haben keine Sekunde zu verlieren! War irgend jemand da, der dir nicht ganz geheuer vorkam? Der Fragen gestellt hat? Der dir aus irgendeinem Grund aufgefallen ist?«
    Es war harte Arbeit, aber schließlich entlockte ich ihm doch die Beschreibung eines Mannes, der vielleicht in Frage kam. Dieser Mann hatte darauf bestanden, daß Gordianus persönlich seine Opferfeier zelebriere. Das Hauspersonal hatte ihn abgewimmelt mit dem Hinweis, der Pontifex werde erst heute wieder seines Amtes walten.
    »Und war er heute morgen wieder da?« Milo glaubte, ja.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?« fuhr Gordianus dazwischen.
    »Wegen der Pferde …« murmelte Milo.
    Das brachte mich auf Trab. »Pferde? Doch nicht etwa ein Möchtegern-Schecken und ein Rotschimmel mit nervösen Ohren?« Milo bejahte widerstrebend.
    »Und Sie kennen diesen Schurken, Falco?« empörte sich Gordianus, als sei ich mit dem Mann im Bunde.
    »Er ist mir gefolgt, zumindest ab Salernum; vielleicht aber auch schon seit Rom …« Unsere Blicke trafen sich. Wir hatten beide den gleichen Gedanken.
    »Barnabas!«
    Ich packte den Priester am Ellbogen und zerrte ihn ins Haus, wo er sich, ob zu Recht oder zu Unrecht, sicherer fühlen mochte.
     
    Für mich stand fest, daß der Angreifer längst über alle Berge war; trotzdem schickten wir Milo samt etlichen Lakaien los, die Gegend zu durchstreifen. Vor der Küste sahen wir ein Schiff liegen, was uns in dem Verdacht bestärkte, der Angreifer könne Komplizen haben, die ihm, mitsamt seinen Pferden, auf dem Wasserwege zur Flucht verholfen hatten. Gordianus stützte stöhnend den Kopf in die Hände. Er konnte das Bild nicht loswerden, wie sein Stellvertreter, durch den Schleier unkenntlich gemacht, niedergeschlagen wurde, als er, die Hände auf den Hauptaltar gestützt, ins Gebet versunken stand …
    »Ich habe meine Verwandten in Rom zurückgelassen. Sind sie dort sicher, Falco?«
    »Vor Barnabas? Ich bin kein Orakel, Senator. Ich sitze nicht, Lorbeerblätter kauend, in einer Höhle.« Verzweifelt biß er sich auf die Unterlippe. »Er hat Ihren Bruder ermordet. Vespasian hat ausdrücklich befohlen, daß man ihn dafür zur Verantwortung zieht. Jetzt hat er versucht, Sie anzugreifen. Wenn er seinen Irrtum begreift, versucht er es vielleicht noch einmal.« Er starrte mich nur an. »Senator, das beweist, was ich vermutet hatte – Ihr Bruder Longinus stellte eine Bedrohung dar. Und Sie tun das offenbar auch. Was immer Ihr Bruder wußte, er hätte Ihnen an jenem Abend, zwischen seiner Begegnung mit dem Freigelassenen im Hause des Priesters und dem Besuch im Herkulestempel, eine Botschaft schicken können. Barnabas fürchtet offenbar, daß er es getan hat. Wenn also irgendeine Nachricht von Longinus kommen sollte, dann ist es in Ihrem Interesse, mir zu sagen …«
    »Natürlich«, versprach er wenig überzeugend.
    Ich vergaß mich, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Gordianus, Sie sind nur dann sicher vor Barnabas, wenn ich ihn zuerst schnappe! Er wird seine Strafe bekommen, aber wir müssen ihn finden. Können Sie mir irgendwie weiterhelfen?«
    »Sind Sie hinter ihm her, Falco?«
    »Ja«, sagte ich, denn obwohl dieses zweifelhafte Privileg Anacrites zugesprochen war, hatte ich insgeheim beschlossen, ihm, wenn möglich, zuvorzukommen.
    Immer noch unter dem Schock dieses drastischen Beweises für die Gefahr, in der er schwebte, starrte Gordianus geistesabwesend vor sich hin. »Sie und Pertinax standen einander doch sehr nahe«, bohrte ich weiter. »Kennen Sie seinen Freigelassenen? War der schon immer so gefährlich?«
    »Oh, mit seinem Personal hatte ich nie zu tun … Macht er Ihnen angst?«
    »Nicht sehr – aber ich nehme ihn ernst!« Etwas entspannter fuhr ich fort: »Nicht viele Freigelassene würden Mord zu den Pflichten rechnen, die sie ihrem Herrn schuldig sind. Warum also bei ihm diese übertriebene Loyalität?«
    »Barnabas glaubte, seinem Herrn sei ein einmaliges Schicksal bestimmt. Pertinax selbst war davon übrigens genauso überzeugt! Sein Adoptivvater hat ihm ungeheure Flausen über den Wert seiner Person in den Kopf gesetzt. Wenn Pertinax am Leben geblieben wäre, dann hätte man sich vor ihm fürchten müssen.«
    »War er ehrgeizig?« Tot oder lebendig, dieser Pertinax war einmal mit Helena verheiratet gewesen, und jede Erwähnung seines Namens gab mir einen Stich. »Wollte er Macht?«
    »Pertinax war ein unterbelichteter Tölpel!«

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