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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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als tot war.
    Ich hätte mit dieser zänkischen alten kalabrischen Schlampe selber reden sollen. Aber das Leben ist einfach zu kurz; man kann nicht alles selber machen.
     
    Ich zeigte Laesus das Notizbuch, das wir im Heratempel gefunden hatten.
    »Sehen Sie sich mal die Liste an: Nonen des April, Galatea und Venus von Paphos ; vier Tage vor den Iden, Flora ; zwei Tage vor Maibeginn, Lusitania, Concordia, Parthenope und Die Grazien … Sagt Ihnen das irgendwas? Ich denke, es handelt sich um Schiffe. Entweder eine Werftliste oder – um die Jahreszeit wahrscheinlicher – ein Fahrplan …«
    Laesus sah mich mit seinen blanken schwarzen Rotkehlchenaugen an. »Ich erkenne da keinen Namen wieder.«
    »Sie haben mir doch erzählt, daß Sie früher nach Alexandria gesegelt sind!«
    »Aber von Alexandria ist doch da gar nicht die Rede«, wehrte sich Laesus mit der verkniffenen Miene eines Mannes, dem einer die berufliche Kompetenz absprechen will. »Ist schon lange her, daß ich die Route gefahren bin«, setzte er kleinlaut hinzu.
    Ich grinste ihn unbarmherzig an. »Ja, ja, seitdem ist viel Zeit vergangen und ’ne Menge Wein durch Ihre Kehle geflossen, wie? Alexandria war nur so ’ne Idee von mir.«
    »Na gut, lassen Sie mir die Liste da, und ich werde mich mal umhören …«
    Ich schüttelte den Kopf und steckte das Notizbuch wieder in meine Tunika. »Danke, aber die behalte ich lieber. Ist ja vielleicht auch gar nicht wichtig.«
     
    Es spricht sehr für den Charme dieses Kerls, daß ich, obwohl mir schon beim Anblick einer großen Pfütze schwummerig wird, beinahe bereit gewesen wäre, mit Laesus in seinem Kahn nach Rhegium zu schippern. Aber an Seekrankheit kann man auch sterben. Ich zog es vor, an Land zu bleiben.
    Ich machte Laesus meine Ziege zum Geschenk und ahnte, daß sie vermutlich auf einem Bratrost am Strand enden würde. Hinterher hatte ich Gewissensbisse deswegen. Aber es gibt nun mal zweierlei, womit ein Privatermittler sich besser nicht belastet: Frauen und Kuscheltiere.
    Ich erwähnte mit keinem Wort, daß sie geweiht war. Ein geweihtes Tier zu töten bringt furchtbares Unglück, aber nach meiner Erfahrung nur, wenn man weiß, was man tut.
    Die Ziege folgte Laesus ohne weiteres: ein unzuverlässiges Geschöpf, wie die meisten meiner Freunde. Wenn sie denn schon von einem Seemann verspeist werden müsse, dann hätte sie keinen netteren finden können. Das sagte ich ihr zum Abschied.

XXI
    Also dann; zurück zum Kaiser und ihm berichtet, wie gut ich seine Sache in Bruttium vertreten hatte.
    Diese Woche in Rom war das reinste Fiasko. Meine Mutter war böse, weil ich ihr keine Süßholzwurzeln mitgebracht hatte. Lenia piesackte mich so lange, bis ich die Miete für drei Wochen rausrückte. Und von Helena Justina kein Wort. Im Hause ihres Vaters erfuhr ich, daß sie Rom verlassen habe, um den Sommer auf irgendeinem Landsitz zu verbringen; ich war zu stolz, um den Türsteher nach der Adresse zu fragen. Ihr Vater, ein sympathischer Mann, mußte meine Stimme erkannt haben; er schickte mir einen Haussklaven hinterher, um mich zum Essen einzuladen, aber ich war zu niedergeschlagen, um anzunehmen.
    Einigermaßen beklommen fand ich mich im Palast ein, um meinen Rapport abzuliefern. Bevor ich zu Vespasian ging, machte ich mich auf die Suche nach Anacrites.
    Ich fand ihn in einem winzigen Büro, wo er Rechnungen studierte, und ich konnte ihm das Geständnis abluchsen, daß er seinen Auftrag, Aufidius Crispus, den Verräter, der nach Neapolis geflohen war, aufzustöbern, nicht hatte erfüllen können. Im Falle Barnabas hatte er ebenfalls nichts erreicht; nicht einmal meine Neuigkeit, daß der Freigelassene wieder einen Senator angegriffen habe, konnte ihn aufrütteln. Anacrites überprüfte jetzt die Unternehmer, die den Triumph des Kaisers in Judaea organisiert hatten, und war in Gedanken nur noch bei Offerten und Tagesraten; an Verschwörungen schien er jegliches Interesse verloren zu haben.
    Ich trollte mich, um meine Audienz beim Kaiser nicht zu versäumen, und fühlte mich sehr allein.
     
    Nachdem ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte, dachte Vespasian lange nach.
    »Cäsar, ich bin doch hoffentlich nicht übers Ziel hinausgeschossen?«
    »Nein«, antwortete er nach einigem Zögern, »nein, das war schon recht so.«
    »Und werden Sie Gordianus als Geistlichen in Paestum einsetzen?«
    »Aber ja! Anständig von ihm, daß er sich damit zufrieden gibt!«
    Ein Aufstand gegen den Kaiser war offenbar eine sehr

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