Bronzeschatten
aus dem Exil zurückgelockt und mir mit etwas Glück einen Bonus verdient. (Oder, um realistisch zu bleiben, ich würde ihn mir verdienen, falls Vespasian die von mir vorgeschlagene Lösung billigte, falls wir uns je einigen konnten, was diese Lösung für das Imperium wert sei – und falls er auch wirklich zahlte.)
Es war geschafft! Ich stand auf und fühlte mich verdreckt und müde.
Während ich zusah, wie Gordianus über sein unverhofftes Glück in Verzückung geriet, verdrängte ich den Gedanken an die grausame Ironie meiner eigenen Lage. Selbst wenn ich diesen Bonus bekam, wäre das nur eine kleine Rate auf die vierhunderttausend Sesterzen, mit deren Hilfe ich mich Helena vielleicht hätte erklären können. So ein Ermittler betreibt ein freudloses Geschäft. Die Bezahlung ist lausig, die Arbeit noch schlimmer, und wenn man jemals eine Frau findet, dann fehlt’s einem am Geld, an der Zeit oder der nötigen Energie … Und außerdem läuft sie einem ja sowieso wieder weg.
Eine erholsame Stunde mit reichlich heißem Wasser im Bad des Pontifex geaalt würde helfen.
Dann fiel mir ein, daß Milo, dieser unbeholfene Tropf, in der Mansio von Kroton mein Lieblingsölfläschchen zerbrochen hatte.
XX
Ich war gerade sauber, frisch geschrubbt und eben im Begriff, mich zu entspannen, als der Tumult losbrach.
Da es sich um ein Privatbad handelte, standen etliche Glas- und Alabasterkrüge mit ausgesuchten Ölen auf einem Marmorbord. Ich inspizierte sie diskret und hatte mich bereits auf eine ganz bestimmte grüne Flasche mit Haarpomade kapriziert …
Als ich in der luxuriösen Dampfkabine lag und langsam abschaltete, glaubte ich die ganze Geschichte durchschaut zu haben. Die Brüder Curtius konnten einen altehrwürdigen Stammbaum vorweisen, der bis Romulus und Remus zurückreichte. Für sie war Vespasian ein Niemand. Seine Erfolge als General zählten ebensowenig wie die vierzig Dienstjahre, die er Rom geschenkt hatte. Schließlich besaß er weder Geld noch berühmte Vorfahren. Man kann nicht dulden, daß Leute mit nichts als Talent in die höchsten Positionen aufsteigen. Was würde sonst aus den Stümpern und Dummköpfen des Hochadels?
Longinus und Gordianus, zwei leicht zu beeinflussende Trottel mit mehr Status als Verstand, waren vermutlich leichte Beute für tatkräftige Männer mit niederträchtigeren Ideen. Longinus hatte teuer dafür bezahlt, und Gordianus wollte jetzt im Grunde nichts weiter als einen Ausweg, den er vor seinen und den Söhnen des Bruders rechtfertigen konnte …
An diesem Punkt unterbrach lautes Fußgetrappel meine Tagträumerei.
Als ich mit dem Sklaven, der mich geholt hatte, aus dem Haus kam, wurde eine zusammengesunkene Gestalt in einem Tragegurt vom Tempel herübergetragen. Milo hatte auf der Veranda einen heftigen Wortwechsel mit Gordianus; als ich erschien, mit feuchten Locken, nach wunderbaren Salben duftend und mit einem knappen Handtuch als Lendenschurz, rief der Oberpriester eisig: »Und Falco war im Bad!«
Ich sagte: »Besten Dank für das Alibi. Um was für’n Verbrechen geht’s denn?«
Gordianus, dessen normale gräuliche Blässe einem noch ungesunderen Kalkweiß gewichen war, deutete auf den Bewußtlosen, der an uns vorbei ins Haus getragen wurde; der Priester, der den Pontifex während der offiziellen Trauerzeit vertreten hatte. Der Schleier, der am Altar sein Gesicht verdecken sollte, hing noch immer über dem Kopf, war aber jetzt scharlachrot gefärbt.
»Der arme Kerl wurde mit einer blutenden Kopfwunde gefunden. Man hat ihn mit einem Lampenständer niedergeschlagen. Und irgendwer hat Ihre Ziege im Tempel zurückgelassen …«
»Falls das ein Versuch war, mich hineinzuziehen, so muß ein dummer Tropf am Werk gewesen sein!« unterbrach ich zornig. »Ich nehme sie nie mit ins Heiligtum der Göttin, und das wissen Sie auch!« Ein Sklave hatte mir eine Tunika gebracht, und ich schlüpfte hinein, was, da ich noch naß war, nicht ganz einfach war.
»Falco, der Schlag war schlecht gezielt; kann sein, daß der Mann am Leben bleibt – wenn er Glück hat …«
»Hören Sie auf herumzurätseln! Der Anschlag galt Ihnen!« Ich zupfte an der Tunika, die an meinen feuchten Gliedern klebte, und wandte mich dann seinem Verwalter zu, der mich finster anschielte. »Milo, wenn Pilger im Tempel waren, bin ich immer weggegangen. Hast du die Augen offengehalten?« Das Kraftpaket schaute alles andere als hilfsbereit drein. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie ich ihm in
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