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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Lebenselixier. Ich hatte gelernt, beides locker und entspannt anzugehen.
    Wenn ich eine Ahnung von dem anderen Mann gehabt hätte, den ich in der Campania außerdem jagen würde, hätte das meine Laune wahrscheinlich geändert.
    Und wenn ich geahnt hätte, welche Frau ich dort finden würde, dann wäre ich vielleicht gar nicht erst losgefahren.

TEIL III
    Beschauliche Familienferien
     
    Der Golf von Neapolis
     
    Ende Juni
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    »… Orgien, Liebschaften, Ehebruch, Abstecher nach Baiae, Strandfeste, Bankette, musikalische Unterhaltung, Bootspartien.«
     
    Cicero: REDE FÜR CAELIUS

XXII
    Wir überquerten die Ebene von Capua, als wieder einmal der Notstand ausbrach.
    Inzwischen war meinem Freund Petronius Longus, dem Wachthauptmann, eingefallen, daß er nach unseren letzten gemeinsamen Ferien gesagt hatte: nie wieder. Ich benutzte Petros Brut als Tarnung. Einer meiner zahlreichen Neffen, Larius, der gerade vierzehn geworden war, kam auch mit, weil seine Mutter meinte, er mache gerade eine schwierige Phase durch. Meine Schwester fand, er brauche eine starke Hand. Es sah freilich nicht so aus, als würde er die zu spüren kriegen. In meinen Augen war eine Reise ans Meer dazu da, verantwortungslos genossen zu werden.
    Ich hatte dieses Bonmot in Gegenwart von Arria Silvia, Petros Frau, losgelassen; ein Fehler, aber längst nicht der einzige, der mir bisher unterlaufen war, und dabei waren wir noch zehn Meilen vom Meer entfernt.
     
    Allmählich spürte man die Nähe der Küste. Petronius und Silvia glaubten, wir führen nach Baiae, dem besten Seebad am Golf, aber Baiae lag für meine Zwecke zu weit nördlich. Ich überlegte, wann ich wohl mit dem Geständnis würde rausrücken können.
    Capua hatten wir bereits umgangen. Zur Linken begleiteten uns weiterhin die zerklüfteten, weißnarbigen Gipfel des Apennin, aber die regendurchweichten Hügel zur Rechten flachten zusehends ab und gingen bald in Flachland über. Wir hielten Ausschau nach dem Vesuv, der sich kurz vor Neapolis von der Bergkette abheben würde.
    Petronius hielt die Zügel. Ich steuerte mein Teil bei, aber er kutschiert ausgesprochen gern, und da es seine Familie war, die hinten im Wagen herumturnte, schien es ganz natürlich, daß er die Führung übernahm. Wir waren in einem Ochsenkarren unterwegs: drei Erwachsene, drei kleine Mädchen, Freßkörbe, jede Menge Amphoren, genug Kleidung für sechs Monate, mehrere junge Katzen in dem Stadium, da sie gern auf Entdeckungsreise gehen, mein Sorgenkind Larius und ein fünfzehnjähriges Nachbarmädchen, das Silvia als Hilfe mitgebracht hatte. Diese Ollia war ein tumbes Geschöpf mit dem Hang zu tieftraurigen Stimmungen, in denen sie wild und heftig schluchzte. Sie war ein einfaches Mädchen mit einem Wunschtraum, konnte sich aber noch nicht entscheiden, wovon sie eigentlich träumte.
    Ich hatte Silvia davor gewarnt, daß Ollia am Strand über kurz oder lang von irgendeinem Fischerjungen verführt werden würde. Silvia zuckte bloß die Achseln. Sie war ein kleines, zähes Persönchen. Petronius in seiner Gutmütigkeit ertrug sie ganz gut, aber ich hatte eine Heidenangst vor ihr.
    Petronius Longus hatte seine Frau vor fünf Jahren bekommen. Sie war die Tochter eines Kupferschmieds. Kaum, daß wir aus Britannien heimgekehrt waren, hatte ich bemerkt, wie Silvia und ihr Vater sich auf Petro versteiften wie zwei alte Weiber, die auf dem Markt eine frische Sprotte für ihren Festtagsschmaus aussuchen. Ich sagte nichts dazu. Es hatte keinen Sinn, ihn aufzuregen. Er hatte schon immer eine Schwäche für zierliche Mädchen mit flachem Busen und spöttischer Stimme, die ihn herumkommandierten.
    Bislang ging diese Ehe erstaunlich gut. Silvias Vater hatte sie mit einer Mitgift ausgestattet, deren stattliche Höhe bewies, wie froh er war, die Tochter los zu sein. (Petronius, dieses stille Wasser, das es gleichwohl faustdick hinter den Ohren hatte, gestand mir später, daß er die ganze Zeit schon ein Auge auf die Barschaft des Kupferschmieds geworfen hatte.) Die Jungvermählten stritten sich gewiß auch hin und wieder, behielten das aber für sich. Als sie in ziemlich rascher Folge Petronilla, Silvana und Tadia in die Welt setzten, sprach nichts dafür, daß Petro es nur getan hätte, um als dreifacher Vater seine Bürgerrechte aufbessern zu können. Er vergötterte seine Kinder, und ich hegte den Verdacht, daß er sogar in seine eigene Frau verliebt sei. Aber auch wenn Silvia in mancher

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