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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Beziehung schrecklich stolz auf ihn war, blieb er für sie im Grunde doch immer eine Sprotte.
    Petro nahm seine Vaterrolle ganz gelassen; er fuhr ruhig mit seiner jeweiligen Beschäftigung fort, während seine lärmende Rasselbande auf ihm herumkletterte. Die beiden Größeren hangelten sich an seinem mächtigen Rücken hoch, um anschließend wie auf einer Rutschbahn wieder hinabzugleiten, wobei die Litze seiner Tunika zum Teufel ging. Tadia, die Jüngste, betrachtete im Augenblick von meinem Schoß aus die Landschaft. Da sie wußte, daß sie nicht am Daumen lutschen sollte, biß sie auf meinem herum. Privatermittler sind eiskalte, hartherzige Rohlinge, die Frauen wie wertloses Treibgut behandeln, aber Tadia war erst zwei Jahre alt; sie begriff noch nicht, daß ich, freundlicher Onkel Marcus, jedes hübsche Mädchen als Spielzeug benutzen und dann achtlos beiseite werfen würde, sobald die nächste Schöne ihn anlächelte …
    Petronius hatte den Wagen angehalten.
    Tadia blickte aus großen, angsterfüllten Augen zu mir auf und sah aus, als wolle sie jeden Moment zu weinen anfangen. Ihr Vater meinte vorwurfsvoll: »Das Kind muß offensichtlich aufs Klo, warum sagst du nichts?«
    Petros Tadia war bekannt dafür, daß sie alle Kümmernisse schweigend erduldete; genau die Art Frau, die ich mir immer gewünscht hatte, aber einfach nicht finden konnte.
    Mittlerweile waren wir alle müde und fingen an, uns zu fragen, ob diese Reise eine gute Idee gewesen war.
    »Na, was ist, ich hab angehalten!« (Petronius war ein zielstrebiger Fahrer, der Unterbrechungen haßte, obgleich wir mit drei Kindern unter fünf Jahren natürlich viele in Kauf nehmen mußten.)
    Keiner rührte sich. Also bot ich mich an, sie abzuhalten.
     
    In der Ebene von Capua gibt es keine öffentlichen Toiletten. Aber kein Mensch würde sich daran stören, wenn eine Zweijährige in Nöten die Ernte bewässerte.
    Petronius Longus wartete mit dem Ochsenkarren, während Tadia und ich durch die Landschaft staksten. Wir brauchten dringend einen Busch. Aber unsere unmittelbare Umgebung bot nur lichtes Strauchwerk. Mit Zwei war Tadia eine Dame von Welt, und das hieß, sie weigerte sich, ihr Höschen herunterzulassen, solange im Umkreis von fünf Meilen jemand in einem Fuchsbau sitzen und sie beobachten mochte.
    Die Suche nach einer geeigneten Tarnung für Tadia führte uns so weit ins Feld hinein, daß wir die Straße kaum noch sehen konnten. Ringsum herrschte paradiesischer Friede. Eine Grille zirpte uns von einem blühenden Besenginsterzweig aus zu, und vom Boden stieg der warme, betörende Duft von wildem Thymian auf. Ich hätte gern noch ein Weilchen getrödelt und die Landschaft genossen, aber Petronius vertrat eisern die Ansicht, daß eine Familie auf Reisen zügig ihrem Ziel zustreben müsse.
    Tadia und ich bescherten ihrem Busch eine gründliche Dusche, dann machten wir kehrt.
    »Hmm, Tadia Longina, sieh nur, der hübsche Schmetterling! Komm, den schauen wir uns näher an …« Tadia beobachtete den Schmetterling, indes ich nervös zur Straße hinüberspähte.
    Ich hatte eine dunkle Staubwolke aufwirbeln sehen. Reiter umschwirrten unsere Gefährten wie Spatzen, die ein paar Brotkrumen stibitzen wollen. Dann richtete sich Arria Silvias zarte Gestalt im Wagen auf, und von weitem sah es aus, als rezitiere sie die Rede Catos des Älteren, in der er den Senat überzeugt, daß Carthago zerstört werden muß … Die Reiter stoben ziemlich überstürzt davon.
    Ich nahm Tadia auf den Arm, rannte zur Straße zurück, fing ein entlaufenes Kätzchen wieder ein und schwang mich neben Petronius auf den Bock. Mein Freund ließ sofort den Ochsen antraben.
    Silvia schwieg verkniffen, während ich versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen; Petronius fuhr ruhig weiter.
    »Was war denn da eben los?« fragte ich leise.
    »Ach …« Er dehnte erst einmal ausgiebig die Schultern, ehe er antwortete. »Da kam so’n halbes Dutzend unflätiger Krautjunker mit wehrfesten Helmen und fragten nach irgendeinem Idioten, der ihnen auf die Füße getreten hat. Sie vergriffen sich an unseren Kätzchen und bedrohten uns, bis Silvia ihnen heimgeleuchtet hat …«
    Wenn Arria Silvia richtig loslegt, ist das ungefähr so angenehm, als ob einem eine Mücke in der Nase rumfliegt. »Ich habe getan, als sei ich ein harmloser Tourist aus Rom, der bloß angehalten hat, um sich mal richtig mit seiner Frau zu streiten …« Ich überlegte, worüber die beiden sich wohl stritten; so, wie

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