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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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als wir auftauchten, beanspruchten die Einheimischen die ganz für sich allein, und wir drei ehrlichen Fremdlinge mußten auf der Straße durch ihren Abfall waten. Wenn man sich darauf konzentrierte, die Sandalen immer schön vorsichtig neben den klebrigen Eselsmist zu setzen, fiel es schwer, auch noch auf das Straßenbild zu achten, aber in steilen Seitengäßchen erhaschten wir doch hier und da einen Blick auf Spalierspitzen und Walnußbäume, die über hohe Gartenmauern hinauslugten. Schöne zweistöckige Villen säumten die Hauptverkehrsstraßen; allerdings hatte die Stadt offenbar gerade mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen, denn viele Häuser wurden in Wäschereien und Lagerspeicher umgewandelt oder in Wohnungen aufgeteilt und stückweise vermietet.
    Vor dem Erdbeben hatte das Aquädukt von Serinum nach Neapolis die Wasserversorgung der Stadt gesichert, ein stattliches Artefakt mit einer Nebenleitung, die in einem großen, viereckigen Turm mündete. Ursprünglich zweigten hier drei Hauptwasserleitungen ab, eine für die Springbrunnen und die beiden anderen für Gewerbebetriebe und Privathaushalte, aber das Erdbeben hatte die Zisterne zerstört und die Verteilerrohre zerbrochen. Der Mann, den wir suchten, werkelte halbherzig an dem Wasserspeicher herum. Er trug die übliche einärmelige Arbeitstoga, hatte zwei kleine Warzen am Kinn und gefiel sich in der schrulligen, leicht ermatteten Attitüde eines Mannes, der viel zu klug ist für seinen Beruf.
    »Sind Sie schon lange dabei?« fragte ich und versuchte, meine Verwunderung darüber zu verbergen, daß man auf dem Land acht Jahre brauchte, um einen lecken Wassertank zu flicken.
    »Wir warten noch immer auf einen Stadtratsbeschluß.« Klirrend setzte er den Eimer mit Meißeln und Schraubenschlüsseln ab. »Falls Sie vorhaben, sich in Pompeji ein Haus zu kaufen, dann graben Sie im Garten einen tiefen Brunnen und beten Sie, daß es viel regnet.«
    Diese neue Bekanntschaft hatte mein Schwager, der Stukkateur, vermittelt; er hatte sie, wie all seine Empfehlungen, mit dem geflügelten Wort eingeleitet: Beruf dich ruhig auf mich … Er hieß Mico. Ich berief mich nur mit äußerster Vorsicht auf ihn.
    »Micos Name«, räumte ich ein, »treibt selbst hartgesottene Vorarbeiter mit dreißigjähriger Erfahrung zum nächsten Brunnen, wo sie sich ersäufen mochten – Sie erinnern sich wohl noch an ihn?«
    »Und ob!« knirschte der Klempner zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich denke«, warf Petronius ein, der meinen tolpatschigen Schwager ebenfalls kannte und ihn ebenso verachtete wie wir, »nach einer Schlägerei im Amphitheater und einem Erdbeben bestätigt ein Besuch vom jungen Mico das Sprichwort, das da heißt: Katastrophen kommen immer im Dreierpack!«
    Micos Klempner, der übrigens Ventriculus hieß, war ein stiller, in sich gekehrter Mann, allem Anschein nach eine ehrliche Haut. »Schon ein übles Früchtchen, dieser Mico«, bestätigte er.
    »Die reinste Nervensäge!« bekräftigte ich und lächelte zum erstenmal auf dieser Reise. Meinen Schwager schlechtmachen ist immer gut für meine Stimmung. »Sie sind also ein Freund von Mico?«
    »Ist das nicht jeder?« brummte Ventriculus. Mico ist tatsächlich überzeugt, daß jeder, der ihm begegnet, ihn gleich ins Herz schließt. In Wirklichkeit lassen die Leute sich nur von der schrecklichen Großzügigkeit überrumpeln, mit der er alle Welt freihält (er spendiert tatsächlich – und zwar reichlich; wenn Mico einen erst mal in eine Kneipe bugsiert hat, hält er einen stundenlang fest). »Was«, frotzelte Ventriculus, »kann einen liebenden Bruder nur dazu bewegen, seine Schwester diesem Mico zur Frau zu geben?«
    »Meine Schwester hat das selbst übernommen.«
    Ich hätte hinzufügen können, daß sie sich jedem hingab, der sie haben wollte; für gewöhnlich hinter dem Venustempel auf dem Aventin, aber das hätte einen Schatten auf den Rest der Familie geworfen, den die nicht verdiente.
    Der Gedanke an meine Verwandten brachte mich dermaßen aus der Fassung, daß ich mit der Tür ins Haus fiel und Ventriculus erklärte, was ich von ihm wolle. Er lauschte mit der Duldermiene eines Mannes, der seit acht Jahren darauf wartet, daß sein Stadtrat dringend notwendige Reparaturen genehmigt. »Wir haben schon noch Kapazitäten frei; ich kann auch einen Gastarbeiter einstellen …«
    Also marschierten wir quer durch Pompeji zurück zum Hafen. Der Klempner trottete schweigend neben uns her, wie ein Mann, den der

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