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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Nekropolis in Kauf nahmen; leider ging die Expedition nicht ohne ein paar abgestoßene Ecken an Marmorgräbern vonstatten. Unser Ochse, den wir Nero nannten, sah bald ziemlich elend aus. Er war von Natur aus gutmütig, hielt es aber offenbar nicht für seine Pflicht, in den Ferien mordsschwere Bleibarren zu schleppen.
    Ventriculus machte sich sofort an die Arbeit. Ich hatte ihn gebeten, die Barren zu Wasserrohren zu verarbeiten. Dazu mußten sie freilich erst einmal eingeschmolzen und anschließend zu schmalen Streifen ausgewalzt werden. Das Tafelblei ließ man abkühlen und rollte es dann um Rundhölzer, bis sich die beiden Kanten zusammenklemmen ließen und mit einer Extraportion flüssigen Bleis zusammengeschweißt werden konnten. (An dieser Naht liegt es, daß die Rohre, hochkant betrachtet, leicht birnenförmig wirken.) Wir einigten uns auf einen gängigen Innendurchmesser: quinaria , etwa eineinviertel Finger im Durchmesser – die praktische Haushaltsgröße. Wasserrohre sind denkbar unhandlich: Schon eine zehn Fuß lange Quinaria wiegt sechzig römische Pfund. Larius, mit seiner Zerstreutheit, war ständig in größter Gefahr.
    Sowie alle Barren in der Werkstatt waren und der Klempner einen Posten Rohre fertig hatte, schickten wir den Karren nach Oplontis zurück; Ventriculus spendierte noch einen Sack bronzene Wasser- und Absperrhähne, woraus man schließen konnte, was für einen Profit er bei diesem Handel machte. Wir hatten vereinbart, daß ich mit einer Musterkollektion von Ort zu Ort ziehen und die auch gleich verkaufen sollte; aber wann immer sich Gelegenheit bot, würde ich größere Aufträge annehmen, die Ventriculus später erfüllen konnte. Eine große Lieferung wollte ich gleich jetzt nach Oplontis schicken, das hieß: nur ein Fahrer und keine Passagiere; Petronius würde die Fuhre übernehmen. Er war stark genug, sich selbst zu beschützen, und mit Nero kam er auch gut zurecht. Außerdem wußte ich, daß Petronius, obwohl er sich mit keinem Wort beklagt hatte, so schnell wie möglich zurück wollte, um seine Frau zu besänftigen. Ich fühlte mich regelrecht als Wohltäter, als ich ihn losschickte.
    Ich lud den Klempner und Larius in die Stabianischen Bäder ein, wo wir uns ausgiebig erfrischten. Dann machten der Junge und ich vor dem Heimweg noch einen Abstecher zum Hafen, weil ich mit dem Kapitän der Circe ein paar Takte reden wollte. Ich zeigte ihm das Notizbuch, das ich aus Kroton mitgebracht hatte, und schilderte ihm meine Theorie, daß sich die Namens- und Datenliste auf Schiffe bezog.
    »Da können Sie recht haben, Falco. Ich kenne eine Parthenope und eine Venus von Paphos aus Ostia … Das sind Getreidefrachter.«
    Während unseres Gesprächs verlor ich meinen Neffen abermals aus den Augen.
    Er hatte träumend am Kai gesessen. Flüchtig hingeworfene Graffiti zweier Gladiatoren bezeugten, wo er sich zuletzt vergnügt hatte: Im Gegensatz zu den Flaschen mit Stoppelknien, die in der Stadt die Wirtshauswände zierten, beeindruckte das Gekritzel von meinem Taugenichts durch kräftige Linienführung; er konnte wirklich zeichnen. Aber künstlerisches Talent ist noch lange kein Garant für Grips. Larius im Auge zu behalten war ungefähr so leicht, wie ein Chamäleon stubenrein zu machen. Schiffe faszinierten ihn ganz besonders, ich fürchtete schon, er könne sich irgendwo als blinder Passagier an Bord geschlichen haben …
    Plötzlich tauchte er wieder auf: in angeregter Unterhaltung mit dem tiefgebräunten Typen, dem ich zuvor dabei zugesehen hatte, wie er uns beobachtete.
    » Larius! Du dämlicher Knilch mit einem Spatzenhirn, wo zum Hades bist du gewesen?« Er machte den Mund auf, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Hör endlich auf, dauernd zu verschwinden! Es reicht mir, daß ich dauernd auf der Hut sein muß vor diesem verrückten Mörder. Da kann ich gern darauf verzichten, auch noch dauernd den Horizont nach dir abzusuchen!«
    Vielleicht wollte er sich entschuldigen, aber meine Angst war in einen solchen Zorn umgeschlagen, daß ich dem neugierigen Schauermann bloß flüchtig zunickte und meinen Neffen am Ohrläppchen davonzerrte. Der Gedanke an Barnabas ließ mir abermals den kalten Schweiß unter der Tunika ausbrechen. Ich warf einen letzten Blick über den Hafen – vielleicht beobachtete uns ja der Freigelassene von irgendwoher –, dann stürmte ich dem Rattenloch entgegen, das wir unser Ferienheim nannten.
     
    Oplontis war eine Raststelle auf dem Weg nach Herculaneum. Es

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