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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hummernfischer trollte sich ohne eine Antwort. Nach Aventinischen Maßstäben machte er nicht viel her, und ich konnte mir denken, daß auch sein Lehrherr einiges an ihm auszusetzen fand.
    Wir ließen Petronius im Hof zurück: einen Mann, der das Leben ernst nahm und auf einem letzten Rundgang überprüfte, ob auch alles seine Ordnung hatte, ehe er zu Bett ging.
     
    Larius, der vor mir her die Treppe zu unserer Kammer hinaufstieg, drehte sich um und flüsterte nachdenklich: »Ein Mädchen kann er doch nicht haben, hier, wo seine Familie dabei ist. Aber für wen pflückt er dann Blumen?«
    »Arria Silvia?« Ich versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen. Da blinzelte mich mein Neffe (der mit jedem Tag mehr Erfahrung sammelte) von oben her so entgeistert an, daß ich vor Lachen kaum noch die Treppe raufkam.
    Arria Silvia schlief. Auf ihrem Gesicht unter dem zerzausten Haar lag ein rosiger Schimmer. Sie atmete mit der tiefen Zufriedenheit einer Frau, die fürstlich gespeist hat und dann, nach einem Spaziergang durch die kühle Nachtluft, von einem Gatten, der für seine Gründlichkeit bekannt ist, wieder aufgewärmt worden ist. In einem Essigkrug neben ihrem Bett stand ein großer Strauß Heckenrosen.
    Als ein Weilchen später auch Petronius nach oben kam, hörten wir ihn leise vor sich hin summen.

XXIX
    Jeder kennt diese unangenehme Situation: Ein Mann und ein halbwüchsiger Knabe stehen vor der Tür und wollen einem etwas verkaufen, das man nicht braucht. Wenn man nicht höllisch aufpaßt, drehen diese käsigen Kümmerlinge einem einfach alles an, von falschen Horoskopen über wacklige Kochtöpfe bis hin zu einem gebrauchten Streitwagen mit unechten Silberspeichen, der, wie sich dann später herausstellt, ursprünglich scharlachrot angemalt war und eine völlig neue Karosserie bekam, nachdem die alte bei einem Unfall zum Hades gegangen war …
    Larius und ich wurden so ein Mann und ein Junge. Unsere Ladung Schwarzmarktware gab uns Carte blanche zum Betreten von Privatanwesen. Niemand hetzte uns die Vigilanten auf den Hals. Wir zockelten rund um die Bucht und führten unseren Nero unzählige gepflasterte Auffahrten hinauf, die wir manchmal schon fünf Minuten später wieder hinuntertrabten. Aber erstaunlich oft dauerten unsere Besuche länger, und unsere Auftragsliste war, wenn wir gingen, ordentlich gewachsen. Viele schöne Villen am Golf von Neapolis haben jetzt britische Wasserrohre, und die meisten haben sie nicht als offiziell registriertes, ehemaliges Regierungseigentum erworben. Etliche Leute machten sich unsere günstigen Preise zunutze und ließen gleich sämtliche Anschlüsse erneuern.
    Mich überraschte das nicht; schließlich hatten wir an den korinthischen Portalen der Reichen angeklopft. Deren Ururgroßväter hatten ihre Schatztruhen vielleicht noch durch ehrliche Arbeit in den Olivenhainen oder mit dem Lohn für politische Dienste (sprich: Kriegsbeute) gefüllt, aber die nachfolgenden Generationen hielten ihr Vermögen zusammen, indem sie um Sonderangebote feilschten, die unter dem Ladentisch weggingen, weil sie am Zoll vorbei nach Italien geschmuggelt worden waren. Die Hausverwalter dieser feinen Herrschaften standen ihnen an Niedertracht nichts nach. Diese großkotzigen Fatzken kauften von uns funkelnagelneue Rohre zu einem Spottpreis (und sahnten hinterher bei ihren Herren kräftig ab), aber trotzdem versuchten sie noch, uns beim Bezahlen alte Eisennieten und wertloses makedonisches Kleingeld anzudrehen.
    Nachdem er ein paar Tage lang den Mund überhaupt nicht aufgemacht hatte, taute Larius plötzlich auf und entwickelte einen Verkäuferjargon, als sei er im Korb unter einem Marktstand auf die Welt gekommen. Außerdem konnte ich mich auf seine Rechenkünste verlassen. Es dauerte nicht lange, und der Rohreverkauf machte uns richtiggehend Spaß. Das Wetter blieb schön, Nero war brav, und manchmal gelang es uns, genau in dem Moment an einer freundlichen Küchentür anzuklopfen, wenn drinnen das Essen aufgetragen wurde.
    An Informationen war schwerer ranzukommen als an Maismehlkuchen. Wir hatten bald in fast jeder Strandvilla zwischen Baiae und Stabiae vorgesprochen. Sogar die netteren Herrschaften behaupteten, von Crispus und seiner Jacht nichts zu wissen. Ich hatte Stunden damit zugebracht, rheumatischen Türstehern zuzuhören, wie sie etwa mit einer unbedeutenden Legion, angeführt von einem syphilitischen Legaten, der später unehrenhaft entlassen wurde, durch Pannonien marschiert waren.

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