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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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davon, daß der Ärmste schon mit einem Lockenschopf und Hängebacken geschlagen ist, war der Trottel, der ihn kastrieren sollte, ein Stümper, und nun ist Nero so geil wie weiland der ruhmreiche verblichene Kaiser: Ochsen, Färsen, Torpfosten; der Depp bespringt einfach alles …«
    Petronius Longus verstand keinen Spaß, wenn es um die Politik ging; unter Bürgern, die wußten, daß sie von einem verrückten Lyraspieler regiert wurden, Ordnung zu halten, hatte er als sehr frustrierend empfunden.
    Nero, dem ein langer Spuckfaden vom Maul troff und der, im Moment wenigstens, nicht den Eindruck machte, als könne er überhaupt springen, schloß die mausgrauen Lider und lehnte sich gegen die Bretterwand. Doch plötzlich besann er sich und schoß liebevoll auf Petronius zu. Petro konnte ihm gerade noch ausweichen, und wir zogen uns wie Männer von Welt ans Tor zurück.
    »Übrigens habe ich eine Neuigkeit«, sagte ich zu Petro. »Unser Schiff heißt Isis Africana – Larius hat Detektiv gespielt.«
    »Kluges Kerlchen!« Petro kniff meinen Neffen in die Wange (wohl wissend, daß Larius das nicht ausstehen konnte). »Ich hab auch was für dich, Falco. Auf dem Heimweg habe ich an der Abzweigung zu einem dieser Bergdörfer haltgemacht …«
    »Weshalb?« unterbrach Larius.
    »Sei nicht so neugierig! Um Blumen zu pflücken. Du, Falco, bei der Gelegenheit habe ich mich bei einem Bauern nach der Prominenz hier in der Gegend erkundigt. Erinnerst du dich noch an den uralten Ex-Konsul, den wir im Zusammenhang mit der Pertinax-Verschwörung überprüft haben?«
    »Du meinst Caprenius Marcellus? Seinen Vater? Den Invaliden?«
    Persönlich war ich ihm nie begegnet, aber ich erinnerte mich natürlich an Marcellus: einer der dienstältesten Senatoren Roms mit sieben ehemaligen Konsuln in seinem ruhmreichen Stammbaum. Lange Zeit hatte er keinen Erben für sein unermeßliches Vermögen – bis er Pertinax sah und ihn als Adoptivsohn in die Familie aufnahm. (Entweder war er sehr kurzsichtig, oder die Abstammung von sieben Konsuln machte noch keinen gewitzten Senator.)
    »Ich hab den Alten mal in Setia gesehen«, erinnerte sich Petro. »Gute Weingegend! Der Mann war reich wie Crassus. Dem gehören überall in der Campania Weinberge, einer sogar auf dem Vesuvius.«
    »Offiziell hat Marcellus mit dem Komplott nichts zu tun gehabt.« Obwohl ihm das Lagerhaus gehörte, in dem die Verschwörer ihre Silberbarren gehortet hatten, aber seine Ahnentafel und sein Vermögen hatten ihn weitgehend geschützt. Wir hatten ein paar Routinefragen gestellt und uns dann respektvoll zurückgezogen. »Er ist angeblich zu schwach, um noch aktiv Politik zu machen – und wenn das stimmt, dann ist er nicht hier. Wenn er wirklich so schwer krank ist, kann er ja nicht reisen. Trotzdem lohnt es sich vielleicht, wenn wir uns mal auf seinem Gut umschauen …«
    Plötzlich kam mir der Gedanke, daß Barnabas womöglich in dieser Villa rustica untergeschlüpft sei. Eine Villa auf dem Vesuv, deren Besitzer fernab das Krankenlager hütet, wäre ein ideales Versteck. Bestimmt war Petronius auch schon auf diese Idee gekommen.
    Um das Thema zu wechseln, berichtete ich von den beiden merkwürdigen Gestalten, die mir beim Heimkommen am Strand aufgefallen waren. Kurz entschlossen bewaffneten wir uns mit einer Sturmlaterne, befahlen Larius, immer schön hinter uns zu bleiben, und machten uns auf die Suche.
    Die beiden waren noch da. Falls sie jemandem auflauern wollten, benahmen sie sich freilich wie blutige Anfänger; wir hörten gedämpftes Gemurmel. Als unsere Schritte sie aufstörten, machte der kleinere Schatten sich von dem anderen los und rannte kreischend zum Gasthof. Der Geruch von leicht ranzigem, billigem Rosenwasser stieg mir in die Nase, dann erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf ein mir nicht unbekanntes Milchgebirge und ein ängstliches Mondgesicht. Ich mußte unwillkürlich lachen.
    »Das ging aber schnell! Ollia hat ihren Fischerjungen offenbar schon gefunden!«
    Und genauso war es. Er schlenderte mit jenem selbstsicheren, neugierigen Blick an uns vorbei, der all diesen Gigolos eigen ist. Der Traum eines jeden naiven kleinen Mädchens. Er hatte die liebevoll gepflegte Haartolle, die kurzen, stämmigen Beine und die muskulösen braunen Schultern, die wie geschaffen dafür waren, den Stadtgänschen zu imponieren, während er seine Netze auswarf.
    »Gute Nacht!« rief Petro mit der festen Stimme eines Wachthauptmanns, dem man nichts vormachen kann. Der junge

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