Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
das mich im Moment beschäftigte, das, mit dem der Verschwörer Crispus sich so elegant davongestohlen hatte.
    Larius und ich blieben stehen. Wie es da so lautlos übers Wasser glitt, bot das Schiff ein hinreißendes, etwas melancholisches Bild. Wie gebannt beobachteten wir, wie dieser schneeweiße Traum die Bucht durchmaß – vermutlich brachte ein untersetzter junger Anwalt, der sich mit seinen Vorfahren im Senat brüstete, ein Dutzend untadeliger Mädchen, die es gleichwohl mit der Moral nicht so genau nahmen, von einem Strandfest in Positanum nach Hause. Geschmeidig lenkte er seine kostspielige Caïque nun mit silbrig schäumendem Kielwasser zu einem seiner Besitztümer …
    Mein Neffe rief ganz aufgeregt: »Ob das wohl die Isis Africana ist?«
    »Und was«, fragte ich mit kühlem Kopf zurück, »ist bitte diese Isis Africana ? «
    Ganz zapplig vor lauter Spannung legte Larius los: »Ein Segelboot, das diesem Aufidius Crispus gehört. Isis Africana heißt die Jacht, nach der du die ganze Zeit suchst …«

XXVII
    Wieder beschleunigten wir unseren Schritt, während unsere Blicke weiter der Jacht folgten. Aber mit zunehmender Dunkelheit verlor sie sich in der Bucht.
    »Sehr raffiniert!« höhnte ich. »Das verdanke ich wohl deinem teerfleckigen Spitzel am Kai, oder?« Larius beachtete mich gar nicht. Ich versuchte, meiner Wut Herr zu werden. »Larius, wir hätten ihm einen Denar Trinkgeld geben sollen, damit er dem Besitzer nicht steckt, daß wir uns nach ihm erkundigt haben.« Wir marschierten weiter. Ich raffte mich zu einem Versöhnungsversuch auf. »Hör zu, ich möchte mich entschuldigen. Sag mir, daß ich ein undankbares, schlechtgelauntes Schwein bin.«
    »Ja, das bist du … Ach, es ist bloß sein Alter; das wächst sich aus!« verkündete Larius niedergeschlagen ins Blaue hinein.
    Lachend fuhr ich ihm durchs Haar.
     
    »Das Leben eines Privatermittlers«, gestand ich zwanzig Schritt später, »ist nicht so aufregend, wie du glaubst – statt mit schweren Jungs und leichten Mädchen hat man es meist bloß mit miserabler Küche und wundgelaufenen Füßen zu tun!« Die Bewegung an der frischen Luft tat dem Jungen gut, dafür packte der Weltschmerz jetzt mich.
    »Was sollen wir machen, wenn wir sie finden, Onkel Marcus?« fragte er unvermittelt.
    »Die Isis Africana ? Das kann ich erst entscheiden, wenn ich in Ruhe das Terrain sondiert habe. Dieser Crispus scheint jedenfalls ein ganz Ausgekochter zu sein …«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat große Rosinen im Kopf.« Ich hatte mich in Rom gründlich informiert. »Der erlauchte Lucius Aufidius Crispus ist ein Senator aus Latium. Er besitzt Ländereien in Fregellae, Fundi, Norba, Formiae, Tarracina – fruchtbare Böden in namhaften Gebieten – und obendrein eine Riesenvilla im Seebad Sinuessa, wo er in der Sonne sitzen und sein Geld zählen kann. Aber seine Laufbahn im öffentlichen Dienst hat ihm immer nur die falschen Provinzen eingebracht: Noricum, du meine Güte! Du gehst doch zur Schule; weiß du, wo Noricum liegt?«
    »Über die Alpen und dann rechts?«
    »Kann sein – jedenfalls, als Nero starb und Rom unter den Hammer kam, da hatte kein Mensch von Noricum gehört und von Crispus natürlich auch nicht. Trotzdem sieht der Mann den kaiserlichen Purpur in seinem Horoskop. Ausgekocht würde ich’s nennen, wenn er nun auch Fregellae, Fundi, Norba, Formiae und Tarracina davon überzeugen könnte, diese Farbe für ihn zu sehen.«
    »Der Lokalmatador, der es der Welt zeigt?«
    »Genau! Und deshalb ist der Mann gefährlich, Larius. Deine Mutter würde mir nie verzeihen, wenn ich dich da mit reinzöge.«
    Empörung ließ ihn einen Moment verstummen, aber er war zu neugierig, um lange zu schmollen. »Onkel Marcus, du hast immer gesagt, daß Politik nur was für Idioten ist …«
    »Stimmt! Aber ich war es einfach leid, zänkischen Weibern zur Scheidung von duckmäuserischen Schreibwarenhändlern zu verhelfen, und für diese Duckmäuser zu arbeiten war noch ärger; die wollten mich immer mit schlechtem Papyrus bezahlen, auf das ein anständiger Mensch nicht mal einen Fluch kritzeln würde. Ja, und dann wurde ich gebeten, mich für den Palatin zu schinden. Wenn der Kaiser seine Verpflichtungen einhält, müßte dabei wenigstens ein guter Profit rausspringen.«
    »Es geht dir also ums Geld?« Larius schien verwirrt.
    »Geld ist Freiheit, mein Junge.«
    Wenn er nicht zu weich für die schweren Jungs und für die leichten Mädchen zu schüchtern gewesen wäre,

Weitere Kostenlose Bücher