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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auf. Ich sprintete durch den Torbogen und schrie verzweifelt nach Larius, bis ich sah, daß er Nero und den Karren schon für eine rasche Flucht gewendet hatte. Ich taumelte auf den Wagen. Nero muhte verstört und zog an. Larius, der sich hinten im Karren postiert hatte, fuchtelte wild mit einem Stück Bleirohr herum. Der Bauer hätte leicht das andere Ende packen und Larius außer Gefecht setzen können, gab aber bald auf.
    »Das war knapp!« grinste ich, als der Augapfel meiner Schwester zu mir auf den Bock geklettert kam.
    »Ich hatte schon damit gerechnet, daß sie vielleicht verheiratet ist«, antwortete Larius bescheiden, sobald er wieder zu Atem gekommen war.
    »Danach konnte ich sie leider nicht mehr fragen … Tut mir leid!«
    »Schon gut, ich hatte dabei eher an dich gedacht.«
    »Feiner Kerl, mein Neffe!« ließ ich die Landschaft wissen. (Auch wenn Landpomeranzen mit roten Wangen und Strohhalmen im Haar noch nie mein Typ gewesen sind.) Ich verstummte traurig, während ich an eine dachte, die ganz und gar mein Typ war.
    Larius seufzte. »Onkel Marcus, die Sterne stehen nicht günstig. Sollen wir für heute lieber aufhören?«
    »Zum Hades mit Crispus! Komm, wir fahren auf den Berg, suchen uns einen freundlichen Winzer und besaufen uns mit gutem Vesuver!«
    Wir bogen von der Küstenstraße ab, und Nero zog uns den Berg über Pompeji hinauf. Wenn Petronius richtig informiert war, dann würden wir an den Ländereien von Caprenius Marcellus vorbeikommen, jenem reichen alten Konsul, der seinerzeit den Fehler gemacht hatte, Atius Pertinax zu adoptieren.
    Es ging auf zwölf, aber mir war bereits klar, daß die Villa Marcella nicht zu den Häusern gehörte, in denen Larius und ich zum Mittagessen eingeladen wurden.

XXX
    Ein Bildstock, geweiht meinem alten Freund Merkur, Schutzpatron der Reisenden, bewachte die Auffahrt zum Anwesen des Caprenius Marcellus. Die Götterstatue ruhte auf einer abgeflachten Säule aus weichem pompejischen Lavagestein und trug einen Kranz aus frischen Blumen ums Haupt; wir befanden uns auf dem Grund und Boden eines wahrhaft reichen Mannes.
    Ich beriet mich mit meinem Neffen, der offenbar froh war, einem Kater zu entgehen; noch ehe wir uns entschieden hatten, ergriff Nero die Initiative und bog verwegen in die Auffahrt ein. Der Ex-Konsul Marcellus war sagenhaft reich; der Weg, der zu seiner Villa führte, bot Besuchern reichlich Gelegenheit, eine neidvolle Miene aufzusetzen, bevor sie das Herrenhaus erreichten.
    Passanten, die anklopfen und um einen Schluck Wasser bitten wollten, würden unterwegs verdursten.
    Wir rollten etwa eine Meile weit durch Weinberge, in denen hie und da ein verwitterter Gedenkstein für Freigelassene oder Sklaven der Familie aufragte. Dann weitete sich die Fahrbahn zu einer schön befestigten Kutschpromenade; Nero tat seine Bewunderung kund, indem er den Schwanz hob und einen Schwall Jauche verspritzte. Wir fuhren durch eine Zypressenallee an einer angenehm im Halbschatten gelegenen Pferdekoppel entlang; zwei traurige Nymphen mit ziemlich abgetragenen Gewändern standen als Majordomus vor einer Reihe Buchsbaumpfauen, die sehnsüchtig in einen terrassenförmig angelegten Landschaftsgarten hinüberspähten.
    Hier, auf den tiefer gelegenen Hängen des Vesuvius, wo das Klima geradezu ideal war, lag das Gut, das bestimmt zwanzig Generationen überdauert hatte; ihm vorgelagert war eine elegante neue Villa im gefälligen Stil der Campania.
    »Ganz nett!« meinte mein Neffe.
    »Ja, ein hübsches Fleckchen Erde! Du bleibst hier; ich sehe mich mal um. Und wenn jemand kommt, dann pfeif.«
    Unsere Ankunft fiel gerade in die Zeit der Siesta. Ich zwinkerte Larius zu und trollte mich, froh, endlich einmal wieder auf Entdeckungsreise gehen zu können. Vorsicht war geboten; als Konsul hatte Caprenius früher das höchste Magistratsamt von Rom bekleidet, und nach dem Kummer über die Schande seines Sohnes und dessen viel zu frühen Tod war er bestimmt empfindlich.
    Ich nahm an, daß das Haupthaus verschlossen sein würde und deshalb zuerst die ältere Villa rustica in Angriff. Ich schlenderte über den Hof.
    In dem langgestreckten Bau mir gegenüber stand praktischerweise eine Tür offen, und so ging ich flugs hinein. Von einem kurzen Flur gingen etliche kleine Räume ab, die früher wohl zum alten Wohntrakt gehört hatten, jetzt aber als Vorratskammern benutzt wurden. In einem Innenhof entdeckte ich Olivenpressen und Ölkeltern; sie sahen blitzsauber aus und verströmten einen

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