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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu sein; nicht gar soviel, gemessen an einem Menschenleben. Aber Helena Justina war als pflichtgetreues junges Mädchen in die Ehe gegangen; bereit, alles zu tun, damit diese gutgehen möge. Zwar hatte sie schließlich die Scheidung verlangt, aber das Gefühl des Scheiterns hatte Narben hinterlassen.
    »Pertinax war nicht gefühllos, Falco. Barnabas und der Konsul waren die beiden Menschen, die er geliebt hat.«
    »Dann war er ein Narr«, entfuhr es mir. »Er hätte wenigstens drei Menschen lieben sollen!«

XXXIV
    Ein Marienkäfer ließ sich auf Helenas Kleid nieder; das gab ihr einen Vorwand, um sich von mir abzuwenden; sie lockte ihn auf ihren Finger und hatte nur noch Augen für ihn. Er war sowieso der hübschere von uns beiden.
    »Verzeih mir.«
    »Keine Ursache«, sagte sie, aber das stimmte nicht.
    Nach kurzem Schweigen fragte sie mich, was sie tun solle, falls sie eine Spur von Barnabas fände. Ich erklärte ihr, wo ich in Oplontis wohne und daß sie mich am besten abends während der Essenszeit erreichen könne. »Es ist nicht weit. Du könntest einen Sklaven schicken …«
    »Wohnst du allein mit deinem Neffen in Oplontis?«
    »Wo denkst du hin! Larius und ich, wir haben eine sehr muntere weibliche Entourage …« Sie blickte auf. »Petronius Longus ist mitgekommen. Er hat einen Schwarm kleiner Mädchen dabei.« Helena hatte Petronius kennengelernt; wahrscheinlich hielt sie ihn für respektabel (was er in Gegenwart von Frau und Kindern in der Regel auch war).
    »Ah, du hast Familienanschluß! Dann fühlst du dich also nicht einsam?«
    »Es ist nicht meine Familie«, gab ich schroff zurück.
    Sie runzelte die Stirn, fing aber gleich wieder an. »Macht dir dein Strandurlaub denn keinen Spaß?«
    Ich seufzte, besiegt von ihrer Hartnäckigkeit. »Du weißt doch, wie ich zum Meer stehe. Auf einem Schiff wird mir schlecht; sogar vom Land aus macht die See mich nervös, weil ich dauernd befürchten muß, einer meiner Freunde könnte einen Ausflug auf die Wellen vorschlagen … Außerdem bin ich beruflich hier.«
    »Wegen Aufidius Crispus? Wie weit bist du gekommen?«
    »Ich habe einer Menge Leute neue Wasserrohre verkauft; daher auch mein gräßlicher Aufzug.« Sie sagte nichts dazu. »Hör mal, Helena, wann, glaubst du, weißt du mehr von Barnabas?«
    »Heute muß ich erst einmal dafür sorgen, daß die Aufregung, die du verursacht hast, sich wieder legt. Morgen wollte ich eigentlich mit meinem Schwiegervater nach Nola fahren.« Helena schien zu zögern, doch dann fuhr sie fort: »Vielleicht kann ich dir helfen, Crispus zu finden. Ich kenne Leute, die er meist besucht, wenn er an Land kommt.«
    »Zum Beispiel deinen Schwiegervater?«
    »Nein, Falco!« wies sie meinen Verdacht auf politische Gaunereien in der Villa Marcella streng zurück.
    »Oh, Entschuldigung!« Ich wetzte mich nervös an meinem Olivenstamm und grinste sie verlegen an. »Ich werde ihn schon finden«, versicherte ich.
    Helena war ganz in Gedanken. »Versuch’s mal beim Magistrat von Herculaneum. Er heißt Aemilius Rufus. Ich kenne ihn seit Jahren. Seine Schwester war mal mit Crispus verlobt. Aber es ist nichts daraus geworden. Sie war zwar scharf auf ihn, aber er verlor das Interesse …«
    »Typisch Mann«, ergänzte ich hilfsbereit.
    »Genau!«
    Ich seufzte melancholisch. »Scheint lange her zu sein …«
    »Ist es ja auch!« erwiderte sie gereizt. »Was ist los?«
    »Ach, ich dachte nur so …«
    »Woran?«
    »An dich … Eine, die ich so gut zu kennen glaubte und nie wirklich kennen werde.«
    Das Schweigen, das jetzt folgte, ließ keinen Zweifel: Noch eine unpassende Bemerkung von mir, und die Unterhaltung wäre unwiderruflich beendet.
     
    »Du wolltest mich doch besuchen, Falco.«
    »Ich weiß, wann ich nicht erwünscht bin.«
    Auf einmal sah sie erschöpft aus. »Warst du überrascht, mich hier zu finden?«
    »Nichts, was eine Frau tut, kann mich überraschen!«
    »Ach, hör doch auf mit den Klischees!«
    »Entschuldige!« Ich grinste. »Prinzessin, wenn ich auch nur den leisesten Schimmer gehabt hätte, daß du heute auf der Kundenliste stehen würdest, dann hätte ich mich in Schale geworfen. Ich komme nämlich gern wie ein Mann daher, den eine Frau nur ungern wieder ziehen läßt!«
    »Ja, ich hatte schon begriffen, daß du mich verlassen wolltest«, stellte Helena unvermittelt fest.
     
    Der Marienkäfer flog davon, aber sie fand bald einen anderen sechsbeinigen Freund, den sie auf ihrem Handrücken krabbeln lassen konnte. Ganz reglos

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