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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Villa würde verschwinden können, zu einem Gespräch mit Larius.
    Er wußte mehr vom Leben als ich damals mit vierzehn. Offenbar war die Ausbildung heute ein ganzes Stück besser; ich hatte seinerzeit nur die sieben Elemente der Rhetorik gelernt, außerdem schlechtes Griechisch und die Anfangsgründe der Arithmetik.
    »Ich sollte dir vielleicht mal ein paar Tips geben, was die Frauen betrifft, Larius …« Ich liebte die Frauen, aber meine Erfolge gaben Anlaß zu zynischer Distanz.
    Schließlich gab ich gewisse praktische Informationen preis, freilich unter Beibehaltung eines streng moralischen Tons. Larius blickte skeptisch drein.
    »Alles, worum ich dich bitte, ist, daß du deinen Verstand gebrauchst. Als Familienoberhaupt muß ich schon genug hungrigen Waisen die Mäuler stopfen. Es gibt Mittel und Wege, sich zu schützen: Man übt männliche Zurückhaltung im Augenblick der Leidenschaft oder ißt Knoblauch, um sich die Frauen vom Leib zu halten. Knoblauch ist obendrein auch noch gesund! Manche Leute schwören allerdings auch auf einen in Essig getränkten Schwamm …«
    »Wozu denn?« Larius machte ein verdutztes Gesicht. Ich erklärte es ihm. Er machte ein Gesicht, als hielte er das für keine verläßliche Methode (und da hatte er insofern recht, als es nämlich sehr schwer ist, eine junge Dame zu finden, die bereit wäre, die erforderliche Prozedur mitzumachen).
    »Mein Bruder Festus hat mir einmal erzählt, wenn man weiß, wohin man sich wenden muß, und bereit ist, den Preis zu zahlen, dann kann man dünne, kalbslederne Scheiden kaufen und seine empfindlichen Gerätschaften vor Krankheiten schützen; Festus schwor, er hätte so ein Ding. Gezeigt hat er’s mir allerdings nie. Angeblich hilft das auch, lockenköpfige, kleine Ausrutscher zu verhüten …«
    »Stimmt das?«
    »Die Existenz der kleinen Marcia spricht dagegen, aber vielleicht war an dem Tag ja auch gerade sein kalbsledernes Dingsbums in der Wäsche …«
    Larius wurde rot. »Gibt’s da nicht noch was anderes?«
    »Betrink dich so, daß nichts mehr geht. Zieh in die Wüste. Such dir eine Freundin mit heiklem Gewissen, die oft Kopfweh kriegt …«
    »Gerissene Fachleute«, erklärte eine helle, ätzende Frauenstimme, »kaprizieren sich auf Senatorentöchter! Die verschenken ihre Gunst gratis, und falls ein ›lockenköpfiger Ausrutscher‹ droht, wissen sie ganz bestimmt , an wen man sich wendet wegen einer Abtreibung – und wenn die Dame vermögend ist, kann sie die sogar selber bezahlen!«
    Helena Justina hatte sich offenbar noch vor dem Nachtisch von der Tafel ihres Onkels weggestohlen und, hinter einem Baum versteckt, unser Gespräch belauscht. Jetzt kam sie zum Vorschein: ein hochgewachsenes Mädchen mit einer Zunge so scharf wie spanischer Pfeffer. Ihr Gesicht war kalkweiß; sie wirkte verschlossen und hatte einen scharfen Zug um den Mund – wie damals, als ich sie kennenlernte und sie nach der Scheidung so schrecklich unglücklich war.
    »Bitte, behaltet ruhig Platz!« Larius und ich machten einen halbherzigen Versuch, unser Hinterteil zu lüpfen, und ließen uns dann wieder ins Gras fallen. Helena setzte sich neben uns, brachte es aber fertig, klassenbewußt und unnahbar zu wirken. »Wer ist das, Falco?«
    »Larius, der Sohn meiner Schwester. Seine Mutter meinte, ein Tapetenwechsel würde ihm guttun.«
    Sie schenkte meinem Neffen das liebliche Lächeln, das sie mir verweigert hatte. »Tag, Larius.« Sie hatte eine unkomplizierte Art, mit Jugendlichen umzugehen, die ihm offenbar gefiel. »Vor deinem Onkel mußt du dich in acht nehmen: Er ist ein Heuchler.«
    Larius fuhr zusammen. Sie maß mich mit irritierendem Blick. »Na ja, Falco führt natürlich ein gefährliches Leben. Tatsächlich wird er eines Tages an einem Hirntumor sterben, wenn nämlich eine wutschäumende Frau einen großen Topf auf seinem Kopf zerschlägt …«
    Larius war jetzt ernstlich erschrocken. Ich gab ihm ein Zeichen, und er verkrümelte sich.
    Es schickte sich nicht für eine Senatorentochter, unbemerkt auf den Plan zu treten, wenn ich gerade versuchte, meinen Pflichten als Ersatzvater nachzukommen.
    »Das war eben ein starkes Stück, Gnädigste!« Ich sah ihr zu, wie sie heftig atmend Grashalme auszupfte.
    »Ach ja?« Sie ließ von der wehrlosen Botanik ab und wandte sich mir zu. »Gehören Privatermittler eigentlich zu einem Barbarenstamm, dessen Götter ihnen gestatten, ohne die üblichen Risiken herumzuhuren?« Schockiert über ihre Wortwahl wollte ich

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