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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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widersprechen, aber sie fuhr mir über den Mund. »Die Ratschläge, die du dem Jungen gegeben hast, waren einfach zu albern.«
    »Das ist unfair …«
    »Na, hör mal, Falco: Essiggetränkte Schwämme? Kalbslederne Scheiden? Männliche Zurückhaltung? «
    Mit peinlicher Deutlichkeit brandete die Erinnerung in mir auf … »Helena Justina, was zwischen uns geschehen ist …«
    »War ein großer Fehler, Falco!«
    »Sagen wir, es kam etwas überraschend …«
    »Einmal vielleicht! Aber beim zweiten Mal doch wohl nicht mehr.«
    Stimmt.
    »Tut mir leid …« Ich stammelte meine Entschuldigung, und sie runzelte die kräftigen Brauen auf so arrogante Art, daß es mich wütend machte. Ich nahm mich zusammen und fragte: »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Vergiß, was ich gesagt habe«, antwortete sie bitter. »Verlaß dich auf mich.«
    Wenn sie in einer solchen Stimmung war, sprach man sie besser nicht an, aber ich versuchte es doch. »Ich dachte, du hättest begriffen, daß du dich auf mich verlassen kannst!«
    »Oh, um Himmels willen, Falco …« In gewohnt forschem Ton wechselte sie das Thema. »Nun sag mir endlich, warum du mich hier rausgelockt hast!«
    Ich lehnte mich gegen einen Olivenstamm. Mir war ganz schwindlig. Vielleicht vor Hunger.
    »Hast du gut gegessen? Bei Larius und mir gab’s Äpfel. Meiner war der, an dem eine Made sich schon gütlich getan hatte.« Ein Schatten ging über ihr Gesicht, allerdings wohl kaum, weil sie bereute, uns keinen Korb mit Essensresten rausgebracht zu haben. Trotzdem: Wenn ich sehe, wie eine Frau sich Sorgen um meinen Appetit macht, werde ich immer weich. »Mach dir keine Sorgen um uns … Erzähl mir lieber von Barnabas!«
    Im Nu war die Spannung zwischen uns wie weggeblasen.
    »Natürlich hab ich ihn gekannt«, begann Helena bereitwillig. »Es wäre durchaus denkbar, daß er hier ist. Er und Gnaeus haben oft den Sommer hier verbracht; sie hatten ihre Rennpferde auf dem Gut …« Es ging mich zwar überhaupt nichts an, wurmte mich aber jedesmal, wenn sie ihren niederträchtigen Ex-Mann bei seinem vertraulichen Namen nannte. »Was hat der Tropf denn angestellt, Falco? Doch nicht wirklich jemanden umgebracht?«
    »Allerdings. Der Palast glaubt an einen fehlgeleiteten Rachefeldzug, aber ich denke, es steckt mehr dahinter! Halte dich von ihm fern. Er ist viel zu gefährlich.« Sie nickte: ein unerwartetes Vergnügen. Nur sehr selten war es mir gelungen, die Dame zu beeinflussen (was mich freilich nicht davon abhielt, ihr ständig gute Ratschläge zu erteilen). »Als du noch mit ihm zu tun hattest, was war er da für ein Mensch?«
    »Ich mochte ihn nicht um mich haben; er verachtete mich anscheinend, und das hat wohl auf meinen Mann abgefärbt. Wir waren selbst in unserem eigenen Haus nie allein; Barnabas war immer dabei. Die beiden redeten über ihre Pferde und ließen mich links liegen. Überall gingen sie zusammen hin – hast du schon herausgefunden, warum sie sich so nahestanden?«
    »Weil sie miteinander aufgewachsen sind?«
    »Ja, aber das war nicht der Hauptgrund.«
    »Dann weiß ich es nicht.«
    Sie schaute mich so ernst an, daß ich lächeln mußte. Wenn man sich einmal richtig in ein Mädchen verguckt hat, fällt es schwer, das wieder zu vergessen. Sie wandte sich ab. Mein Lächeln erlosch.
    »Barnabas war das Kind einer Sklavin auf dem Anwesen der Familie Pertinax. Mein Mann war der legitime Sohn. Aber sie hatten beide denselben Vater«, erklärte Helena ruhig.
    Nun ja, das war eigentlich nichts Besonderes. Ein Mann hält sich Sklaven, damit die seine Bedürfnisse erfüllen, und zwar alle. Vielleicht hatte Pertinax Senior, im Gegensatz zu Larius, keinen väterlichen Beistand gehabt, der ihn zu moralisch einwandfreiem Lebenswandel anhielt.
    »Ist das wichtig?« fragte Helena.
    »An den Tatsachen ändert es nichts – aber sie reimen sich jetzt natürlich viel besser zusammen.«
    »Ja. Es gab sonst keine Kinder auf dem Gut. Diese beiden waren von klein auf unzertrennlich. Die Mutter meines Ehemaligen starb, als er fünf war. Danach hat sich wohl niemand mehr so recht um ihn gekümmert.«
    »Gab es auch Rivalität zwischen den beiden?«
    »Kaum. Barnabas – er war der ältere – wurde zu Gnaeus’ Beschützer, und Gnaeus hat ihm stets die Treue gehalten …«
    Sie stockte. Ich blieb stumm.
    Sie begann von neuem. »Sie waren wie Castor und Pollux. Da war kaum Platz für dritte.«
    Die alte Traurigkeit ergriff wieder Besitz von ihr; Trauer um die vergeudeten Jahre. Vier, um genau

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